Farbenbögen sichtbar gemacht, womit diese Sphäre vom irdischen Geschehen in flächenmäßiger Dar stellung abgehoben ist. Rechts lehnt sich, hilfebedürftig, Adam ans Kreuz, mit rührender Gebärde die Tränen in den Augen trocknend — Vertreter der sündigen, reu igen Menschheit. Links steht Petrus, zu Jesus hin aufschauend und -langend, gekennzeichnet durch die Tiara und den Hahn, die neben ihm schweben, — was besagt: er steht für die Kirche da, welche die Früchte von Christi Tod empfängt, aber ge mahnt wird an ihre Schwädie, an Petri Verleug nung, an das Wort des Herrn, daß wir nichts ohne ihn vermögen. Das Kreuz aber steht nicht aufrecht und kalt da, es neigt sich vielmehr mit dem Körper des Gekreuzigten schräg auf Petrus zu, wie um ihm die Früchte von Christi Opfertod hinzureichen. Das Antlitz des Herrn ist ganz Leid, aber das Haupt streckt sich liebevoll noch weiter zu Petrus hin. Das Gemälde links zeigt — in einer noch aus gesprochener raumlosen, flächenhaften Anordnung — oben Jesus auf dem Esel reitend, darunter drei seiner Märtyrer nebeneinander: Johannes den Täu fer, mit abgeschlagenem, verkehrt aufgesetztem Kopf, Petrus, kopfunter gekreuzigt, und Stephanus, von Steinen getroffen. Sie alle, von deren Leid die fahlen Gesichtsfarben ergreifend Kunde geben, weisen auf den Herrn hinauf, selbst Petrus langt ihm gleichsam mit den Füßen entgegen — sie legen Zeugnis für Christus ab. Im Mittelgemälde schließlich thront Christus oben als Weltenrichter. Die überaus kraftvollen Umrisse seines Antlitzes und die Riesenaugen ver sinnbildlichen seine Macht und Herrlichkeit. Dar unter strecken sich ein Engel und ein Heiliger empor, als Vertreter der seeligen Heerscharen, die Köpfe ganz weit zurückgebogen, um den Herrn in seliger Schau zu sehen, ihn zu loben und zu prei sen. Mit entzückten Gebärden weisen sie hinauf, ihr ganzes Wesen strebt empor. Ganz unirdisch, auch in den Farben, wie ein Wirbelwind unbändig zum Herrn stürmend, der Engel mit den vielen Flügeln. Unten aber kniet Maria, gütig sich herab neigend und mit einer Hand heruntergreifend, die andere emporgestreckt — als unsere Fürbitterin. Diese beiden letzten Gemälde stellen das Bild der Kirche in der Zeit und in der Ewigkeit dar. Dort steht sie unter dem Zeichen des „Mannes auf dem Esel" und seiner Märtyrer, sie alle Toren in den Augen dieser Welt, „auf den Kopf gestellte" Welt, da sie das Kreuz auf sich nehmen, um sich ganz der Liebe hinzugeben und nichts für sich zu behalten. In der Ewigkeit steht die Kirche unter der Macht des Herrn, der die göttliche Ordnung der Liebe, Marias Fürbitte erhörend, mit scheidender und segnender Gebärde wiederherstellt. Sicher — diese Kunst offenbart sich uns nicht ohne weiters. Wir müssen uns in ihre Sprache Wort um Wort versenken, denn sie führt allenthalben von der Oberfläche in die Tiefe. Nach und nach erst erschließen sich uns ihre Harmonien und Melodien, bis uns der volle symphonische Klang des Triptychons in ganzer Kraft und Schönheit, ein großes Halleluja, ein Jubelgesang, entgegen braust. Doch es wird auch von uns etwas verlangt! Die Schönheit dieser Kunst können wir nicht wirklich und voll erleben, wenn wir sie bloß passiv auf nehmen, wie die Schönheit der Außensicht der Natur, ihrer Farben und Klänge. In dieser Kunst gibt es keine unverbindliche Schönheit, die wir bloß „genießen" könnten, ohne von uns aus etwas hergeben zu müssen. Die Oberfläche der Dinge und ihr Glanz sind hier ja aufgebrochen. Dem Anruf dieses Kunstwerkes müssen wir entgegengehen. Seine Schönheit erschließt sich uns nur, wenn sich ihm unser Herz ganz weit öffnet und durch die Gemälde hindurch deren Sinntiefe in Liebe und Hingabe umfaßt. Eine Entscheidung, der Einsatz unser selbst wird von uns verlangt! Und das ist das Zweite, was uns zur Flucht vor diesem Kunstwerk treibt, vor dem wir nicht als unbeteiligte Zuschauer verweilen kön nen. Wenn wir nicht ganz persönlich erleben und erleiden, wie bedürftig wir des Opfertodes Christi sind und welch eine Liebe sich uns da mit dem Kreuze entgegenneigt aus der unfaßbaren Feme Gottes; wenn wir nicht die „Torheit" des Christ seins, die „Torheit" der bedingungslosen Liebe in dieser steinharten Welt, wo wir uns noch gegen seitig steinigen, bohrend bis ins Mark hinein füh len; und wenn nicht trotzdem, und sei es im letzten Winkel unseres Herzens, ein kleines Flämmchen froher, mitteilender Gegenliebe aufflackert — dann muß uns dieses Kunstwerk trotz allem, was es ims bietet, fremd bleiben und seine Sprache hart. Mag sein, daß wir in einer letzten Erschütterung auch vor diesem Werk die Unzulänglichkeit aller menschlichen Kunst erleben — denn auch dieses gibt uns nicht alles, was unser Herz von ihm ver langen mag, und es kann nicht alles geben, weil sich unser Dasein in Gegensätzen auslebt, die zu umfassen unsere Kräfte nicht langen. Selbst den größten Kunstwerken ist eine letzte umfassende Schönheit unerreichbar — selbst in Michelangelos Jüngstem Gericht ist nur etwas von dem ausge sagt, was uns beim Gedanken an jenen Tag bewegt. Man kann immer fragen, ob etwas in anderer künstlerischer Form nicht „besser" ausgesagt wer den könnte. Müßige Frage! Das Andere wäre ein anderes Werk. Wir stehen vor diesem Werk, dieses wurde uns geschenkt, es ruft uns an, voll ernst-froher Religiosität und kindlichen, benediktinischen Freimutes. Es erheischt auch von uns, daß wir ihm frei und froh folgen. Dr. O. Blaha (Graz). Dr. Ekkarf Sauser, Innsbruck Die Bronzetüre am Hauptportal des Großmünsters in Zürich Dazu die Abbildung 9 Die Bronzekunst hat im Mittelalter und in der Neuzeit viel zur Verschönerung der Gotteshäuser und zur Belehrung der Gläubigen in Glaubensleh ren beigetragen. Neben Grabplatten, Taufbecken, Kruzifixen, Leuchtern, Gießgefäßen usw. hat sie besonders versucht, die Türen durch eine Vielzahl von Reliefs zu beleben und in einer gewissen thematischen Anordnung dem Volke Glaubensgut in anschaulicher Weise mitzuteilen. Im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. finden wir in der Ambrosiustür in Mailand und in der von S. Sabina zu Rom schöne Beispiele skulpierter Holztüren. Um
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