gasung vind Konservierung, weshalb sicherlich ein Großteil gotischer, aber auch barocker Al täre und Figuren diesem Feind zum Opfer fiel. Auch Feuer und Kriegswirren haben im Laufe der Jahrhunderte viel wertvolles Kirchengut zerstört. Betreten wir aber in Wien und den Städten der Bundesländer die Antiquitätenläden, stau nen wir über die meist gar nicht geringe Zahl dort befindlicher kirchlicher Kunstgegenstände. Wir können da meist alles finden, angefangen von gotischen und barocken Heiligen, Engeln und Putten bis zu den Leuchtern, Lustern, Am peln, Reliquienschreinen und Paramenten. Wir werfen einen Blick in die Kunstabteilung des Dorotheums und machen dort die gleiche Erfah rung. Wir betreten Künstlerheime, in denen die erlesensten gotischen Heiligenfiguren wie in Museen stehen oder bis zu hundert und mehr barocke Engel und Putten an Wänden schweben und auf Möbeln sitzen. Wollen wir wissen, wie alle diese wertvollen und manchmal sogar seltenen Objekte in den Handel kamen, ihrem ursprünglichen religiösen Zweck entzogen, nur mehr als reines Kunst objekt geschätzt, nicht selten zu gewinnver heißender Handelsware degradiert, ist die Ant wort nicht schwer: Barockisierung, Klösteraufhebung und Regotisierung sind die Hauptursadien hiefür. 1. Barockisierung. Das Zeitalter der Barocke räumte in vielen Fällen mit dem Alten, das ist mit der Gotik, auf. Die Kirchen wurden dem neuen Zeitgeist entsprechend entweder von Grund auf neu ge baut (St. Florian, Garsten, Melk) oder barokkisiert, das ist mit barockem Stuck überkleidet (Kremsmünster). In beiden Fällen fiel die go tische Einrichtung, soweit sie Holzwurm und Feuchtigkeit bisher verschont, ganz oder zumin dest größtenteils zum Opfer. Die Altäre samt ihren oft sehr wertvollen Figuren, Reliefs und Gemäl den wurden entweder zu Spottpreisen verkauft oder wanderten auf den Dachboden, dem wei teren Schicksal überlassen, teilweise wurden sie an Interessenten für Weg- imd Hauskapellen überlassen. So wissen wir beispielsweise, daß der gotische Heiland, den wir heute im unteren Belvedere in der gotischen Abteilung bewun dem, von der Kirche in die Pfennigbergkapelle und von dort durch den Handel in private Hand kam. Desgleichen war der gotische Christus im oberösterreichischen Landesmuseum ursprüng lich in der Pfarrkirche zu Hallstatt, überdauerte im sogenannten „roten Haus", der damaligen Wohnung des Mesners, den großen Brand des 18. Jahrhunderts imd kam scliließlich durch Ankauf in das Museum. Die sogenannte Sonntagsberger Madonna, ein Prachtstück unter den gotischen Schätzen des kunsthistorischen Mu seums in Wien, kam von Seitenstetten auf den Sonntagsberg, aus der dortigen Wallfahrtskirche dann in eine Wegkapelle, wo sie entdeckt, von Übermalungen befreit, ins Museum wanderte. In einem kleinen Häuschen in Krumau stand die berühmte Krumauer Madonna. In einem Hause unweit Altmünster steht eine herrliche Madonna aus der Astl-Werkstätte. Dies nur einige Beispiele. Nur von einzelnen Figuren, meist Madonnen oder Patroziniumsheiligen, an denen das Volk mit besonderer Verehrung hing, verblieben, eingebaut in eine barocke Architekturumrah mung (Pacher-Madonna in der Franziskaner kirche in Salzburg, Franziskanerkirche in Wien, Mauer bei Melk u. v. a.) oder als Pfeiler- und Nebenaltarplastiken, auch als Wandschmuck in der neuen Umgebung, wie wir dies in den mei sten barockisierten Landkirchen beobachten können. Andere wieder wanderten, wie schon erwähnt, in Kapellen, wo sie zum Teil noch heute stehen. Wieder andere wurden in den Wegkapellen verstaubt und durch späteren derben Anstridi entstellt, entdeckt und von Museen erworben (Sonntagsberger Madonna, Pfennigberg-Christus, Krumauer Madonna u. a.) oder aber von Händlern um billiges Geld oder durch Tausch für eine moderne, meist minderwertige Figur erworben. Weitaus der größte Teil ging von verstaubten Dachböden in Unkenntnis des künstlerischen Wertes und aus Unverstand in die Antiquitätenläden, anstatt in der Kirche oder im Pfarrhof konserviert und gepflegt zu werden. 2. Klosteraufhebungen. Was zur Zeit der Klosteraufhebungen beson ders unter Josef II. an unwiederbringlichen Kunstschätzen zugrunde ging, spottet jeder Be schreibung. Meisterwerke der Goldschmiede kunst wurden zertrümmert, wertvolle Kirchen einrichtungen zerrissen oder devastiert, kost bare Handschriften mit herrlichen Initialen und Inkunabeln wagenweise zu billigem Kilopreis verkauft oder verstampft. Wohl blieben die ehemaligen Klosterkirchen mit ihrer oft kostbaren Einrichtung größtenteils als Pfarrkirchen bestehen, aber die Pfarren, durch die Aufhebung des Klosters schwerstens geschädigt, konnten die meist sehr kostspielige Erhaltung der Kirche nicht im notwendigen Um fang leisten, und so kam es, daß die pracht vollen Gotteshäuser und ihre Einrichtung nur zu oft schweren Schaden litten und noch heute leiden. Die Dächer werden defekt, die Balken
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