Kirchenraumes oder einzelner Teile desselben wird sich dann empfehlen, wenn eine besonders feierliche Wirkung erzielt werden soll, die der ursprünglich gewollten Lichtführung und der künstlerischen Absicht des Raumschöpfers nahekommt. (Abb. 17.) Die in unserem Jahrhundert in besonderem Maße sich dem Marienkult zuneigende Fröm migkeit der katholischen Welt manifestiert sich in dem Wunsch nach Aufstellung von Gnaden bildern der Madonna von Fatima und der Er richtung oder Verlegung von Lourdesgrotten. Für die würdige Gestaltung dieser Andachts stätten sind an entscheidenden Stellen die rich tigen Aufstellungsplätze zu wählen. Geeignet hierfür haben sich vom Hauptraum der Kirche getrennte Kapellen erwiesen. Es werden so die liturgischen Handlungen im Hauptschiff nicht durch die Betenden gestört und außerdem kann hier die besondere Art der diesen Gnadenbildern zukommenden Rahmung am besten verwirklicht werden. Österreich hat das Glück, in seinen Kult stätten Ausstattungen zu besitzen, die höchste Stimmungswerte vermitteln und gleichzeitig innigste Beziehung des Volkes zu religiöser Übung in allen Jahrhunderten bezeugen. Nicht Revolutionen noch Bilderstürme haben wie in anderen Ländern den reichen Bestand an sichtbaren Glaubenszeugnissen vernichtet, in freudiger Schönheit bieten sich die zahllosen Schöpfungen künstlerischen Geistes uns dar. Es gilt diese Schätze zu erkennen, zu behüten und sorgsam zu bewahren. Staatskonservator Dr. Josef Zykan (Wien), Landeskonservator für Wien und Niederösterreich Die Pflege und Insfandsefzung von Sakralbaufen Dazu die Abbildungien 18—27 Es ist kein Zufall, daß mit einem imd dem selben Worte die Gemeinschaft der Christen imd deren Versammlimgsraum benannt wird. Diese symbolische Assoziation nahm Christus selbst schon in den Worten vor, als er davon sprach, daß er auf dem Felsen Petrus seine Kirche „bauen" wolle. Diese Assoziation ist fast in allen Sprachen lebendig geblieben, vor allem in den aus griechischem Stamme kommenden Wörtern Ecclesia und Kirche. Der Vergleich zwischen Kirchenbau und Gemeinde findet sich auch überaus häufig bei den alten Kirchen schriftstellern, am deutlichsten vielleicht in der symbolischen Erwähnung eines Quaderbaues beim „Hirten des Hermas". Andererseits wird der Kirchenbau vielfach mit dem Leibe Christi selbst verglichen, wodurch freilich wieder auf den gleichen Gedanken der Zusammengehörig keit von Haupt und Gliedern angespielt wird. Schon aus dieser Ideologie erklärt sich, daß den kirchlichen Bauten von jeher eine beson dere Liebe und Pflege gewidmet wurde und daß die Konsekration des Bauwerkes und seiner Altäre eine „Unverletzlichkeit" mit sich brachte, die sich wirksamer als alle menschlichen Ge setze erwies. Diese kultische Vorstellung soll nicht zuletzt der Gesichtspunkt sein, der bei der Pflege und Instandsetzung kirchlicher Baudenk male Anwendung finden muß. Es ist gewiß ein Ideal der Denkmalpflege, daß die überkomme nen Schätze an Bauwerken in makelloser Weise gepflegt und gehalten werden. Dies trifft natürlich nicht nur für die ästhe tische Seite des Problems zu. Es wäre wohl ein zu umfangreiches Kapitel, wenn hier über alle jene technischen Einzelheiten abgehandelt wer den müßte, welche sich auf die Gesunderhaltxmg eines sakralen Bauwerkes beziehen. Unter den Elementen, die dem Kirchenbau als Gebilde aus Menschenhand besonders feindlich sind, erscheint neben dem Feuer vor allem das Was ser. Es ist erstaunlich, wie bei mittelalterlichen Bauten von vornherein meist darauf geachtet wurde, die Beschädigung durch Wasser zu ver meiden. So zeigte sich beim Hochwasser in der Wachau 1954, daß der Strom an keiner Stelle die Schwelle einer Kirche erreichte. Auch wur den häufig trockene Lagen für die Errichtung der Kirche ausgewählt. Freilich trifft dies nicht immer zu und besonders von der Zeit des 12. Jahrhunderts an und seit den Gründungen der Zisterzienser versuchte der Baukünstler nachzuweisen, daß der menschliche Geist auch das Element des Wassers entsprechend zu be herrschen vermag. Die umfangreichen Wasser bauten dieser Zeit stellen eine steile Kurve in 19
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