Christliche Kunstblätter, 95. Jg., 1957, Heft 4

Restaurierung des Gurker Hochaltares in „Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege", X. Jg., 1956, Heft 2.) Ist schon die Restaurierung von Holzwerken durch den Ungeschulten mit einer Gefahr für die Substanz und künstlerische Wirkimg ver bunden, so ist erst recht bei der Restaurierung von Gemälden ganz besondere Vorsicht am Platze. Selbst wenn es sich nur um eine Reini gung oder den Auftrag eines frischen Firnisses handelt, kann bei unsachgemäßer Arbeit größter Schaden angerichtet werden, und man wird solche Behandlungen nur dem erfahrenen Restaurator übertragen dürfen. Welch schwierige Aufgaben der Gemälde restaurator heute zu lösen imstande ist, möge das Beispiel der Instandsetzung des Gemäldes vom Klosterneuburger Hochaltar illustrieren. (Abb. 12, 13.) Als Teil der barochen Gesamtausstattung be finden sich in vielen unserer Kirchen oft in reichstem Schnitzwerk und üppiger Vergoldung behandelte Kanzeln, die einen besonderen Ak zent der Ausstattung bilden. Durch neue liturgische Gepflogenheiten er scheinen sie heute oft überflüssig; sofern die Predigt von den Stufen des Hochaltares erfolgt, genügt jetzt ein Ambo an dieser Seile, im Sinne frühchristlicher Vorbilder. Aber selbst in solchen Fällen sollten die Kan zeln belassen werden, wenn sie im Augenblick auch überflüssig erscheinen: Sie stören nicht die gottesdienstliche Handlung und bereichern den Raumeindruck und können an ihrem ange stammten Platz ebenso verbleiben, wie man die Sakramentshäuschen belassen hat, nachdem sie außer Gebrauch gesetzt wurden. Die Kanzel wird heute auch deshalb immer mehr entbehrlich, weil selbst größte Kirchen mit Hilfe von Lautsprecheranlagen akustisch zu be herrschen sind. Für die Lautverstärker ist eine sachlich bescheidene Form anzustreben, die Aus bildung etwa zu steinernen oder geschnitzten Dekorationselementen wäre zu vermeiden. Nicht allein die flguralen Werke sind für den Raumeindruck maßgebend, sondern auch Form und Farbe des Kirchengestühls. Oft bringt der Wimsch nach neuen Sitzgelegenheiten Lösungen zustande, die keineswegs für die Denkmalpflege zufriedenstellend sind. Es sei hier gewarnt vor der Entfernung alter geschnitzter Bänke, von denen wenigstens die Wangen wieder verwendet werden sollten, wenn Altersschäden tatsächlich zwingen, die Bankrei hen zu erneuern. Im übrigen ist auch ein noch so schlichtes altes Gestühl erhaltenswert, denn der Reiz eines durch die dauernde Benützung patinierten Materials läßt sich auch durch ge schickte Behandlung neuen Holzes nicht er setzen. Bei Neuanschaffung von Sitzgelegenheiten ist die Zweckmäßigkeit die selbstverständliche Voraussetzung. In ästhetischer Beziehung ist die Wahl der Holzsorten entscheidend, aus deren Struktur sich auch die Oberflächenwirkung und die künstlerische Form entwickeln läßt. Es gibt eine ganze Reihe von geeigneten Holzarten, selbst Fichtenholz kann, richtig behandelt, von schönster Wirkung sein. Das Überziehen unge eigneter Hölzer mit einem Lackflrnis hat noch nie zu befriedigenden Ergebnissen geführt und ist schon deshalb zu verwerfen, weil die natür liche Abnützung der Oberfläche, durch die ein richtig gewähltes Material nur an Schönheit ge winnt, hiedurch verhindert wird. Eine entscheidende Rolle im Gk>ttesdienst ist der Kirchenmusik zugewiesen: Die menschliche Stimme im Sängerchor und der Orgelklang sind durch Jahrhunderte ihre wesentlichsten Aus drucksmittel geblieben. Die Erhaltung von Klangdenkmälern nicht nur in der äußeren Erscheinung ihrer Prospekte, sondern in ihrem Klangwerk wird erst seit wenigen Jahrzehnten als notwendig erkannt. Eine Orgel gilt dann als Klangdenkmal, wenn ihr Pfeifen- und Windladenwerk zur Gänze oder mindestens zu einem Teil alt ist. Im allgemeinen sind alle dem traditionellen Orgelbau zugehöri gen Instrumente — also die mechanischen Schleifladenorgeln bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts — als Klangdenkmale zu be trachten. Es gilt aber auch hier das schon früher hinsichtlich der gesamten Ausstattung gesagte, nämlich, daß auch jüngere Werke Denkmalwert besitzen können. Die Restaurierung von Orgeln ist ein beson ders heikles Beginnen, weil sich die Orgelbau kunst in früheren Zeiten anderer Bauweisen be diente als der heutige Orgelbau, insbesondere der Fabriksorgelbau. Daher ist die Pflege und Restaurierung von Klangdenkmälern nur durch solche Orgelbauer möglich, die mit den hand werksmäßigen Methoden des alten Orgelbaues vollkommen vertraut sind. Zahlreiche Restaurierungen des letzten Jahr zehnts haben zu vorbildlichen Ergebnissen ge führt. Da es sich um ein Gebiet handelt, das der Laie kaum zu beurteilen vermag, ist es beson ders wichtig, den Fachmann zeitgerecht zu be fassen. Im allgemeinen hat sich der Denkmalpfleger mit dem Bewahren des historischen Kunstwer kes zu befassen. In einzelnen Fällen aber er wächst ihm die Aufgabe, beurteilend abzu wägen, inwieweit die Schöpfungen modernen Kimstgeistes in den historischen Rahmen eines 17

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