„Darum hat Ihn (den Gekreuzigten) Gott über alles erhöht und Ihm den Namen ge geben, der über allen Namen ist, auf daß sich beugen die Knie aller auf Erden, im Himmel und in der Unterwelt, und jede Zunge preisend bekenne; Herr Jesus Chri stus! — zum Ruhme Gottes des Vaters." (Phil. 2, 9—11.) Innerhalb dieses umfassenden Zusammen hangs tritt nun aber Christus als Gottes Reprä sentant und Wirkorgan kräftig hervor. Die Sen dung des Sohnes in die Welt, von der das Wort aus dem Galaterbrief sprach, schafft eine zuvor nicht gewesene Lage zwischen Gott und der Menschheit. Schon immer hatte Er durch Sein bewegendes Wort und durch machtvolle Taten inmitten Israels ein geschichtliches Werk getan. Indessen, Er hatte dadurch im Geschichtsraum gewirkt, daß Er Menschen erwählte und zu innergeschichtlichen Trägern Seines Willens machte. Nim aber hat Er etwas Neues getan; Er ist selber im Geschichtsraum aufgetreten: „Er hat Seinen Sohn abgesandt, vom Weibe ge boren und unter das Gesetz getan" (Gal. 4, 4). Das Gleiche ist im Vierten Evangelium so aus gedrückt: „Der Einzige vom Vater" (1, 14), der bei Gott war und die Glorie Gottes zu eigen hatte, längst ehe die Welt wurde (17, 5), „ist Fleisch geworden" (1, 14). Von da an tut Er als Logos, d. h. als Gottes wesenseiniges Wirkorgan, in den Geschichtsraum gestellt durch die Menschwerdung, in einer den Propheten nicht möglichen Unmittelbarkeit „die Werke Seines Vaters" (14, 10). Das gilt für die irdische Wirk samkeit Jesu, in welcher der alte Kampf der Propheten um Israel auf die Höhe der Entschei dung geführt wird, das gilt vor allem für die Passion, in welcher der Messias den königlichen Opfergang für Sein Volk tut; aber es gilt nicht •minder für die pneumatisch-mächtige und höchst lebendige Wirksamkeit des Erhöhten. Der zu Gott entrückte Jesus aber hat weiter hin eine aktive Funktion im Kampf um die Schöpfung. Seine messianische Kyriosstellung schließt ein, daß Ihm das Heil der Völker auf gegeben, Seine Ausstattung mit der pneumati schen Macht, daß Er zum heilwirkenden Kampf ausgerüstetist. Paulus hat das Außerordentliche dieser Funktion des Erhöhten offenbar deutlich empfunden. Denn er ist sich klar, daß am Ende des herrschenden Aion die gleichsam delegierte Vollmacht an den Vater zurückfällt. Dann bleibt Christus Mitte tmd Haupt der erlösten Mensch heit, als der Sohn, dem der König das Hoch zeitsmahl zugerüstet hat (Mt. 22, 2, vgl. Apk. 19, 7); aber der Kampf hat aufgehört, und der große Friede ist über die Schöpfung gekommen, und ohne Spannung und Widerstand ist nun wirklich, „Gott alles in allem". Paulus sagt: „Dann kommt das Ende: Wenn Er dem Gott und Vater die Herrschaft übergibt, wenn Er alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht vernichtet hat. Denn Er muß königlich herrschen, bis daß Ihm (Gott) alle Feinde imter die Füße legt . . . Wenn aber alles Ihm unterworfen ist, dann wird auch Er, der Sohn, sich Dem unterwerfen, der Ihm alles imterworfen hat, auf daß Gott sei alles in allem." (1. Kor. 15, 24—28.) Nun erscheint die Gegenwärtigkeit Christi in der Versammlung der Jünger in einem neuen Licht. Die gleiche Großmut des Vaters, die den Sohn ins Fleisch gesandt hat, gewährt der hei ligen Kirche die helfende, stärkende, tröstende und rettende Nähe ihres Herrn dort, wo die Zeichen errichtet werden, die solche Gegenwär tigkeit aus Gnade zu „berufen", zu „halten" imd zu bekunden vermögen. Wie man von dieser personalen Nähe an schaulich redet, ist nicht entscheidend. Man kann an die Erfahrungen der Vierzig Tage anknüpfen und zugleich der Verheißung Jesu sich erinnern und sagen: „Er tritt in unsere Mitte." Man kann auch sagen: Er öffnet den Raum, und wir stehen vor Seinem himmlischen Thron. Wichtig ist nur, daß der Glaube an die „Gleichräumigkeit", an die personale Nähe und wirkende Zugewandtheit des Herrn, so wieErist, nicht verdünnt wird. Nur so können die kultischen Vorgänge im Gottesdienst der Kirche gewürdigt werden; nur so kommen Akte wie etwa das KyrieChriste-Rufen zu ihrer vollen Realität, nur so wird die Wortverkündigung als eine hier und jetzt ergehende, von drüben hereintretende An rede ernst genommen, nur so wird das eucharistische Geheimnis der feiernden Gemeinde zum überwältigenden Ereignis der Gnade. 6. Die Frage nach den „Orten" des Gottesdien stes verlangt eine weitere Überlegung. In der Versammlung der Gemeinde kommt ihre Verfassung zum Ausdruch. Von der Syna goge haben die Judenchristen die Einrichtung des „Presbyteriums", d. h. der Gemeindeführung durch die Gruppe der Ältesten, übernommen. Aber die Apostel haben ihre eigene Führungs vollmacht so sehr geistlich verstanden, daß eine reine Ordnungsautorität der Ältesten ihnen nicht genügen konnte. Sie haben, wie der Be richt der Apostelgeschichte besagt, aus der Gruppe der Würdigen einige erwählt und ihnen für den begrenzten Bereich der Einzelgemeinde oder einer Gruppe von (gemeinden von der eigenen Vollmacht mitgegeben. Dadurch sind die Erwählten zu Werkzeugen des himmlischen Hirten der Herde Gottes und die Funktion der
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