Dieses Wissen von der Lebendigkeit und wir kenden Nähe des pneumatisch mächtig gewor denen Herrn ist bei Paulus weit ausgestaltet. Paulus hat, geleitet von der fundamentalen Er kenntnis, die ihm vor Damaskus zuteil gewor den ist, die Wirkimgen des Geistes als das Werk des erhöhten Christus erkannt. Dort, wo er dem ersten Menschheitshaupte, Adam, dem von der Erde stammenden, der nur ein irdisches Lebeii weiterzugeben vermochte, den vom Himmel stammenden anderen Adam gegenüberstelli:, formuliert er den Satz: „Der letzte Adam ward zum lebenspendenden Geist" (1. Kor. 15, 45). Er also, der himmlische Menschensohn, teilt an dis Ihm Zugehörigen das unsterbliche, pneumatische Leben mit. Darum wird an anderer Stelle der Geist als „das Pneuma des Kyrios" bezeichnel:, und es wird sogar der Satz gewagt: „der Kyrios ist das Pneuma" (2. Kor. 3, 17). Das Gleiche zeigt sich dort, wo Paulus von den besonderen Gnadengaben redet, die sich iii der Gemeinde zeigen (1. Kor. 12, 4—11): Es han delt sich lun geistgewirkte Fähigkeiten, wie die Rede, die göttliche Geheimnisse aufschließt (v. 8), die Kraft der Wunder imd Heilungen (v. 9), die unterscheidende Erkenntnis der geist gewirkten Vorgänge (v. 10) u. a. Was Paulus sagen will, ist dieses: So verschieden die Gaben in den Einzelnen erscheinen, so gehen sie dodi aus einer einzigen Quelle hervor: „Alles das wirkt der eine und selbige Geist" (v. 11). Nmi steht aber hinter dem Pneuma der Kyrios; darum kann ebensogut gesagt werden: „Es gibt unterschiedliche Dienste, aber es ist der eine Kyrios" (v. 5). Aber hinter dem Kyrios steht „Gott, der alles in allen bewirkt". So hat Chri stus sozusagen die mittlere Stelle in einer Auf reihung, nicht wie im Trinitätsgeheimnis neben einander, sondern in gestaffelter Tiefe hinter einander. Gott wirkt das Ganze; aber Gottes Wirkorgan ist der Kyrios, und dessen Wirk organ im Bereich der Kirche ist wiederum das Pneuma. Daß Paulus so denkt, zeigt sich in der Fort führung seiner Rede an derselben Stelle: So gleich entwickelt er den Gedanken des Leibes Christi, in dem alle Getauften durdi den eineii Heiligen Geist zusammengeschlossen und Chri stus zu eigen geworden sind (12, 12—31). Der erhöhte Herr — das ist die große Einsicht des Apostels in das Geheimnis der Kirche — hat i:i ihr den Bereich Seiner uneingeschränktenMacht und Herrsdiaft, in welchem Seine Bewegunge i und Wirkungsansätze sich auch über die Träg heit und Plumpheit des „Fleisches" hin schließ lich durchsetzen. Ein riesiger, pneumatischer Organismxis steht unter der Lenkimg des „Er lösers Seines Leibes" (Eph. 5, 23); er wird i:i immer neuen Lebensstößen durch Ihn belebt imd genährt imd zum Wachstum gebracht — er ist das Gottesgeheimnis inmitten der Menschen welt und des Kosmos. Die Bildaussage des Paulus über den pneu matischen Organismus wäre mißverstanden und ihre Ebene verfehlt, wenn nicht all diese Beziehimgen zwischen Christus und den Gliedern des Leibes und der Glieder untereinander per sonal gesehen wären. Paulus selbst ist in sein Christus-Verhältnis durch die befreiende Be gegnung von Damaskus gekommen, darum denkt er, wenn er im Galaterbrief sagt: „Aber nicht mehr ich lebe, es lebt Christus in mir" (2, 20), nicht an ein Erlöschen seiner personalen Eigenständigkeit imter einer entpersönlichen den Übermacht, sondern umgekehrt an die Schaffung der personalen Freiheit im per sonalen Aufgehobensein. Die Macht Christi wirkt in ihm in Gestalt des Pneuma, d. h. des belebenden Hauches, und von ihr sagt Paulus, wieder auf Grund von Erfahrung: „Wo das Pneuma des Kyrios ist, dort ist Freiheit" (2. Kor. 3, 17). Es ist nicht etwas anderes, son dern eben die völlige Aufgehobenheit in der Personssphäre des Herrn, wenn Paulus sagt, in ihm spreche Christus, sobald er als Apostel spricht (2. Kor. 13, 3). Die Eingliederung in den pneumatischen Organismus hebt ja auch den Austausch im Gebet zu Christus nicht auf: „Dreimal habe ich den Kyrios gebeten, daß der Satansbote, der mich ins Gesicht schlägt, von mir abstehe, aber Er hat mir gesagt: ,Meine Gnade ist dir genug*" (2. Kor. 12, 7). Es ist das Gleiche, als wenn Stephanus „den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehn** sieht und Ihm sein Leben in die Hände gibt: „Kyrios Jesus, nimm hin meinen Geist!** (AG. 7, 56). 4. Die Erhöhung Jesu hat das Verhältnis der Jünger zu Ihm in einen Raum gespannt, der von der Erde bis in den Himmel reicht. Zum Thron Gottes schauen sie auf, wenn sie „Ihm ein Kult lied singen als einem Gott** (Plinius), wenn sie nach Seiner Ankunft verlangend rufen: „Maranatha**, wenn Stephanus Ihn „zur Rechten Gottes stehen** sieht, wenn Paulus sich bittend imd fragend an Ihn wendet. In diesem großen Raum steht der Lebensaustausch zwischen Chri stus dem „Haupt** und Seinem „Leib". Vom himmlischen Haupte her wird das Ganze durch wirkt bis ins letzte Glied (Kol. 2, 19), und ver möge der Zugehörigkeit zum himmlischen Haupte sind die Getauften „in Ihm" bereits der himmlischen Thronsitze mit-teilhaftig geworden (Eph. 2, 6).
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