Christliche Kunstblätter, 95. Jg., 1957, Heft 3

von diesem Handeln waren durch die Fügung des Vaters die Feinde ausgeschlossen. — Durch die Auferweckung ist Jesus vollends von der Erde entrückt. Er befindet sich im Zustand der eschatologisdien Vollendung und steht in der Sphäre Gottes. 3. Aus der Sphäre Gottes tritt der Vollendete in den Kreis der Jünger. Er taucht in ihrer Mitte auf und entschwindet, und ist durch kei nen Ort gebunden. 4. Der Vollendete ist nicht mehr wie in der geschichtlichen Existenz Objekt der mensch lichen Erkenntnis noch des Handelns. Er ist reines Subjekt der Begegnung: Er tritt an die „vorerwählten Zeugen" heran, und kein anderer sonst erfährt Seine Gegenwart. Aber auch vor den Jüngern ist Ihm die Selbstoffenbarimg vor behalten: Keiner erkennt Ihn bis zu dem Augen blick, wo Er in Freiheit sich zu erkennen gibt in der beziehungstiftenden Anrede (Maria Magda lena, Petrus bei Tiberias) und im gemeinschaft stiftenden Akt des Brotbrechens (Emmaus). 5. Die Glorie des Vollendeten ist verhüllt; Seine Erscheinungsweise ist dem Stand der Jün ger angeglichen. Anscheinend ist alles darauf angelegt, sie nicht zu schrecken, sondern ihren Glauben zu ermutigen. 6. Der Auferstandene wendet den Jüngern Seine Sorge zu. Er überwindet ihre Zweifel und löst ihnen das scheinb^e Ärgernis Seines Todes. 7. Die letzte Begegnung schließt damit ab, daß der Herr zum Himmel hin entschwindet. Das aufschließende Wort sagt, Er werde ebenso am Ende kommen, wie Er nun zum Himmel aufgefahren sei. Damit ist den Jüngern gezeigt, wo sie den Entrückten von nun an zu suchen haben. — Wir hören noch einmal die Osterbotschaft der Apostel: „Diesen Jesus hat Gott auferstehen ge macht, wovon wir alle Zeugen sind. Er höht also zur Rechten Gottes, hat Er den verheißenen Heiligen Geist vom Vater empfangen und Ihn ausgegossen, wie ihr es seht und hört. Denn David ist nicht aufgestiegen zu den Himmeln, imd doch sagt er: ,Es sprach Jahwe zu meinem Herrn: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis daß Ich Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße mache.* So erkenne also das ganze Haus Israel mit Sicherheit, daß Ihn Gott zum Herrn und Gesalbten gemacht, diesen Jesus, welchen ihr gekreuzigt habt." (AG. 2, 32—36.) Die Auferwechung Jesu, Seine Entrüchung zu Gott, Seine Einsetzung in die volle Macht des Messias, Seine Anwartschaft auf den letzten Triumph über Seine Feinde, das alles steht also ineinander, und dieses Ganze meint das Wort von der „Erhöhtmg" des Gekreuzigten. Damit ist der „Ort" Christi erkannt. Der Herr ist lebendig unci als Lebendiger allen Gene rationen Seiner Jünger „gleichzeitig". .Wenn sie von Ihm reden und zu Ihm rufen, geht ihr Blick nicht rüchwärts in ein vergan genes Damals, sondern aufwärts zu Gott dem Vater hin; denn dort, zur Rechten des Vaters, ist Er. Alles, was mit Ihm und durch Ihn ge schehen ist, trägt Er vollendet bei sich. Darum sind die Berichte der Evangelien und der apo stolischen Zeugen nicht nur Mitteilung über das, was sich im irdischen Wandel Jesu begeben hat, sondern zugleich Verkündigung dessen, was ist und bis zum Jüngsten Tag mit formender Kraft in die Kirche einwirkt. Die Erhöhung Jesu schwächt Seine Beziehung zur Gemeinde der Jünger nicht ab, sondern vertieft und vollendet sie (vgl. Job. 16, 5ff). Daß Jesus mm in der Glorie des Vaters „Herr und Messias" geworden ist, besagt, daß Er in einer Wirkmacht, die in Seinem irdischen Wandel noch verhüllt war, das messianische Volk, die Kirche Gottes, lenkt, belebt imd mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt und durch sie um das Heil der Völker ringt. Vollendung dieses durch die Zeiten hindurchgehenden Wirkens ist dann Sein Hervortreten als „Menschensohn" am Jüngsten Tage. Die Apostelverkündigung bringt das zunächst dadurch zum Ausdruck, daß sie die Ausgießung des pfingstlichen Geistes als Werk des erhöhten Jesus verkündigt: „Zur Rechten Gottes erhöht, hat Er den verheißenen Heiligen Geist vom Vater empfangen imd Ihn ausgegossen, wie ihr's gesehen und gehört habt." (AG. 2, 33.) Das Gleiche tritt zutage, wo von der wirken den Macht des „Namens" Jesu geredet wird. Nach der Heilung des Gelähmten werden Petrus und Johannes vor Gericht gefragt: „Durch welche Kraft oder durch welchen Namen habt ihr das getan?" und Petrus antwortet „voll des Heiligen Geistes": „. . . es möge euch allen und dem ganzen Volke Israel kund sein, daß kraft des Na mens Jesu Christi, den ihr gekreuzigt und den Gott von den Toten erweckt hat, dieser Mensch gesund vor euch steht.** Petrus fährt fort: „Und in keinem anderen liegt das Heil. Es ist ja kein anderer Name unter dem Himmel, der den Menschen gegeben wäre, durch welchen wir gerettet werden sollten." (AG. 4, 8—12.)

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