Christliche Kunstblätter, 95. Jg., 1957, Heft 3

christlidie Kunst sehr wichtigen Bildgebiet, das vor allem im Barock eine große Rolle spielt, handelt es sich — das Wort kommt von dem Griechischen „alloios" (das Andere) — darum, einen Begriff oder eine Überlegimg auf Grund einer vermuteten oder konstruierten Verbin dung durch etwas Anderes in bildhafter Weise auszudrücken. So etwa in allen Erklärungen des Physiologus, axis dem viele Tier-Allegorien entnommen sind oder den Bildern der Allegorie bücher der Renaissance, wie des Cesare Ripa und anderer. Bei dem Symbol handelt es sich um einen Gegenstand oder ein Bild aus dem Komplex, das für den Komplex gesetzt wird, hier um ein Anderes, das in stellvertreten der Weise herangezogen wird. 3. Ist das Symbol abzugrenzen gegen die Assoziationsbilder. Diese Bilder wie etwa die Dornenkrone, die an das Leiden Christi erin nern soll, sind Teile aus einer Erzählungs illustration. 4. Sind von den Symbolen die Attribute zu unterscheiden. Das sind Dinge, die auf Grund eines entweder berichteten oder aus einer Spe kulation stammenden Zusammenhanges be stimmten Personen beigegeben werden. So etwa die Marterwerkzeuge bei Heiligen oder die vier Wesen aus der Vision des Ezechiel den Evangelisten. Das Symbol als festgelegtes einfaches Zei chen besitzt selbst keine künstlerische Bedeu tung und auch als künstlerischer Vorwurf bietet es allein nur beschränkte Möglichkeiten, wie etwa die Ausführung eines Kreuzes als Plastik oder kunstgewerbliche Arbeit. Ein weiterer Bereich eröffnet sich bei der Einfügung eines Symboles in eine Darstellung. Die Absicht dabei ist eine Bereicherung und Verstärkung der religiösen Wirkung, also des Bildinhaltes. Künstlerisch aber kann diese Vereinigung von abbildhafter Darstellung und Symbolzeichen auch formale Anregungen in sich schließen. Derartige Darstellungen spielen vor allem in der früh- und hochmittelalterlichen Kunst eine Rolle. Ein ideales Beispiel dafür ist das Apsisbild von San Apollinare in Classe in Ravenna mit der Darstellung der Verklärung Christi auf dem Berge Tabor, in der Christus durch einen Kreuznimbus ersetzt wird. Für den Wissenden wird gerade dadurch nicht nur die bestimmte Szene dargestellt, sondern durch das nimbierte Kreuz der ganze Ideenkomplex der Passion und Auferstehung Christi mit hineingenommen, weil unter dem Symbolzeichen viel mehr subsummiert wird, als in der rein szenischen Dar stellung an sich enthalten ist. Eine ähnliche Absicht besteht bei der Ersetzung der Figur Christi durch ein Kreuz oder auch ein X P auf den altchristlichen Sarkophagen. Im Gegensatz zu allen vorher vom Symbol abgegrenzten Darstellungsbereichen, die eine ungeheure Vielfalt und Freiheit der künst lerischen Bewältigung bieten, hat das reine Symbolzeidien, das inhaltlich — seiner reli giösen Bedeutung nach — am weitesten ge spannt ist, im formal künstlerischen Ausdruck die engste Begrenzimg. DAS FORUM Curf GrQtzmacher (München) BERNARD BÜFFET oder Die Gegenwart des Absoluten Zur Aussfellung im Kunsfverein München Abb. 16 Es fällt nicht leicht, anläßlich einer Ausstellung heute noch von Büffet zu sprechen und dabei das sensationelle Fluidum dieses Namens, das glänzende Licht des Erfolges, was den nodi nicht Dreißig jährigen umgibt, unberücksichtigt zu lassen. Doch wenn auch diese Faktoren mit all ihrem Für und Wider kennzeichnend für die Berichte über Büffet sind, so darf doch nicht übersehen werden, daß es sich eigentlich dabei um Komponenten einer Art von Marktforschung handelt, die etwas über den Geschmack des heutigen Käuferpublikums aus sagen, für die Beurteilung malerischer Qualitäts fragen jedoch ziemlich unerheblich sind. Aufgabe einer kritisch-objektiven Berichterstattung hat es nach wie vor zu sein, die charakteristischen Phä nomene einer jeweiligen Art von künstlerischer Aussage richtig zu erkennen, aufzuzeigen, und von ihnen aus in Zusammenhängen deutend die Tiefen oder „Un"-Tiefen, die sich eröffnenden Möglich keiten oder Grenzen einer Gestaltung deutlich wer den zu lassen. Auch ein nicht repräsentativer Querschnitt — wie der in München —, wenn er nur Bilder aus den verschiedenen Jahren vereint, vermag über das Ta lent Bemard Büffets und seine Entwicklung Rechenschaft zu geben. Die frühesten Bilder, teil weise noch aus der Akademiezeit stammend, zeigen eine helle Farbigkeit, — lichtes Grün, blasses Rosa 24

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2