dene Bildschau überwiegt bei ihnen die nüch terne Verstandestätigkeit. Geschichtlich gesehen entleert sich erst mit dem Erstarken des natur wissenschaftlichen Denkens die beseelte Ersdieinungswelt zur Wirklichkeit dringlicher Tat sachen. Insofern dürfte es irreführend sein, die bildende Kunst bis zum Impressionismus als „gegenständlich" zu bezeichnen; denn sie richtet sich im Grunde nicht darauf, wahrgenommene Objekte abzubilden, sondern die Natur als We sensäußerung ernst zu nehmen. Aus der ursprünglichsten Begabung des Men schen zu sinn-bildlichem Schauen, das ihn be reits wesenhaft vom Tier imtersdieidet, imd das allem begrifflichen Erkennen in der Erfahrung voraufgeht und es allein gehaltvoll unterbaut. erwächst der Kunst ihre lebensnotwendige Auf gabe und ihre Unersetzbarkeit, Dem auf die Eingebungen des Gesichts angewiesenen Künst ler bleibt der Kosmos ein physiognomisches Er lebnis, das ihn trägt und das er in seinem Werk zum Ausdruck bringt. Von der Physiognomie schauend erfaßter Erscheinung sind auch die unbewußt in ihm aufsteigenden Inspirationen letztlich abhängig, weil er sie sonst gar nicht sichtbar zu machen vermöchte. Diese Möglichkeit intuitiver WeltVerbunden heit im Menschen nicht absterben zu lassen und ihrer imgeheuren Bedrohung durch die ratio nale und technische Zivilisation standzuhalten, scheint mir die eigentlich humane Mission des bildnerischen Schaffens in unserer Zeit zu sein. G. Egger Das Symbol der chrisflichen Kunsf Das Wort Symbol stammt von dem griechi schen Wort „synballein = zusammentreffen" und bezeichnet das Zusammentreffen von Über legung und Abbildung in einer Form: eine „Durchdringung von Sinn und Bild" (KirchnerÜlichaelis). Eine Idee oder ein Ideenkomplex soll dabei durch ein Zeichen oder Bild ausge drückt werden. Das ergibt immer eine abbreviierte Darstellung der gesehenen Gegenstände, wie sie auch zur Bildung einer Reihe der ägyp tischen Hieroglyphen geführt hat. Zum Ver ständnis der auf diese Weise entstandenen Zei chen gehört ein Wissen um den Ideenkomplex, der dahinter steht. Das Resultat des Abbreviationsprozesses ist ein verhältnismäßig ein faches Zeichen, das allein oder in Verbindung mit einem Bild auftreten kann. Danach kann man das reine Symbol oder Symbolzeichen von dem symbolischen Bild, das durch die Verbindimg einer Bilddarstellung mit einem Symbol entsteht, trennen. Um ein Symbol im eigentlichen Sinn handelt es sich nur bei jenen Zeichen, bei denen ein Ideenkomplex zxisammengefaßt ist, der für jeden Wissenden in dem Zeichen in seiner Ge samtheit wirksam wird, und nach dem Glauben sogar über das Wissen hinaus seine Wirksam keit behält, was im Segen einwandfrei zum Ausdruckkommt. Diese Wirkungkommt inner halb der christlichen Bilder nur dem aus dem zentralen Ereignis des Christentums entnom menen Zeichen des Kreuzes zu. Daneben gibt es symbolähnliche Zeichen, die zwar die gleichartige formale Entstehung als Abbreviationen haben, aber nicht die gleiche religiöse Bedeutung. Das sind die Erkennungs zeichen, deren Wirkung — gleich auf welchem Weg sie entstanden sind — allein von der Übereinkunft und Verständlichkeit abhängig ist. Ihr Zwech ist der der Kryptogramme oder Geheimzeichen. Die beiden Idealfälle innerhalb der christlichen Bilder sind dafür das X P als Monogramm Christi und der Fisch (Ichthys) als Anfangsbuchstabenverbindung der Worte „lesus Christus Gottes Sohn Retter"; daneben Satzzusammenfassungen, deren Wirksamkeit in der Lesung besteht, wie etwa das A und O als Zusammenfassung des Satzes „Ich bin das A und O, der Anfang und das Ende". Alle diese Zeichen können nun sowohl ein zeln als auch in Verbindung miteinander und mit bildlichen Darstellungen auftreten. Diese Zeichen können aber auch in Bildern verwen det sein ohne das Symbol zu bedeuten. Und zwar: 1. in der Abbreviatur einer Szene, wie etwa die Szene der Brotvermehrung ausge drückt durch einen Fisch imd einen Brotkorb. Ein solches Bild steht der Satzzusammenfassung der dritten Symbol^uppe nahe, ist aber doch als Illustration davon zu trennen. 2. In der Allegorie, die in gewissen Fällen, z. B. in mittelalterlichenTierbildem symbol ähnliche Formen annehmen kann, aber einen völlig anderen Charakter hat. In diesem für die 23
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