das Kartenspiel vertieft, d. h. seinem Werke hingegeben. Die beiden befinden sich nun nicht länger in jenem durch eine kahle Wand von der Welt abgeschlossenen Räume, den es auf der Zeichnimg wie in den beiden ersten Fassungen der Kartenspieler gibt; nun sitzen sie vor einem Fenster, das einen Blick in die Landschaft er laubt. Dunkelgrüne Bäume blicken in das Zim mer herein; es ist das Symbol der Natur, das in einer symbolischen Darstellung der Malerei Cezannes nicht fehlen darf. Und während die Gestalten auf der Knaben zeichnung unbeholfen, gnomenhaft, wie Kari katuren gezeichnet waren, während auf den Vielfigurenbildern noch viel Porträthaftes in den Vorgang verwoben war, bringen die zwei Figuren der endgültigen Lösung des Problems Cezannes höchste Erkenntnis noch einmal aufs intensivste und feierlichste zum Ausdruck, die allgemeine Wahrheit, um die es geht; deren zwei sich entsprechende und ergänzende Seiten sind: Passivität, Hingabe, Versunkenheit im Tun, das Ich, das sich durch die Dinge ergreifen läßt, und auf der anderen Seite das unerschüt terliche Fortbestehen der Dinge und Menschen im gegenseitigen Sichhalten und Sidierhalten, mit einander, mit ihrer Umgebung und mit dem Räume, in dem sie existieren. Helmut Kuhn (München) Die Analogie des Seins im Kunstwerk Die Analogie des Seins ermöglicht es uns, in philosophischer Nüchternheit von Gott zu reden. Denn das ist unsere Verlegenheit, wenn wir als Erkennende und nicht in Ausübung der Religion von Gott sprechen wollen: wir müssen ihn mit Bezeichnungen benennen, die seiner Natur unangemessen sind. Die Formen unseres Denkens imd die Ausdrücke unserer Sprache sind offensichtlich dazu gemacht, Dinge und Wesen der Schöpfung zu erfassen und zu be zeichnen. Sie versagen vor dem Schöpfer. „Worte ächzen, bersten und brechen manchmal, unter der Last, imter der Span nung, gleiten, entgleiten, zergehen, ver fallen vor Ungenauigkeit, wollen nidit am Ort, wollen nicht stille stehen." (T. S. Eliot, Burnt Norton, V.) Was der Dichter als dichterische Not aussagt, das hat sein Gegenstück in der Not dessen, der unter dem strengen Gebot der erkennbaren und lehrbaren Wahrheit steht. Der Begriff der Analogie behebt diese Not nicht — sie ist heil sam imd unaufhebbar —, aber er macht sie verständlich und begrenzt sie dadurdi. Er ge winnt der Unendlichkeit des Undenkbaren und Unsagbaren einen schmalen, scharf umgrenzten, aber darum nicht weniger kostbaren Streifen der Denkbarkeit und Sagbarkeit ab. „Schöpfer" — so nannten wir eben Gott. Mit diesem Namen versuchen wir sein Wesen zu bezeichnen. Aber das gelingt nur analogisdi, nicht im eigentlichen Sinn. Im eigentlichen Sinn bezeichnet das Wort den Gründer eines Staates, den Urheber einer Wissenschaft, den Erbauer eines Monuments — Einen, der den Anfang setzt. Nicht-seiendes wird durch den Schöpfer aus dem Nichts ins Sein gehoben. Zu gleich verstehen wir, daß das Setzen des An fangs durch den Schöpfungsakt nicht absolut zu denken ist. Der Schöpfer, den wir begreifen können, fängt nicht wirklich vom Nichts an. Der Staatsschöpfer knüpft an bestehende Tra ditionen an, er nutzt die Menschen, die er vor findet, er richtet sich nach den in der mensch lichen Natur begründeten Gesetzen, die alle menschliche Gemeinschaft regeln. Ähnliches gilt von menschlichemSchöpfertum überhaupt: der Schöpfer ist auch im Schaffen noch ein Empfangender und sein Schaffen ist seinem Begriffe nach ein Umschaffen. All das trifft nicht auf den Schöpfer des Himmels und der Erde zu. Also bezeichnet der Name „Schöpfer", auf Gott angewandt, etwas anderes als was er sonst besagt. Aber wir fallen doch, wenn wir ihn so gebrauchen, nicht einer bloßen Äquivokation zum Opfer, sondern eine dritte Möglich keit jenseits von direkter Aussage und Äquivokation eröffnet sich. Eine Proportion, will sagen: ein Verhältnis der Gleichheit zwischen zwei Verhältnissen, wird festgestellt: Gott ver hält sich zur Welt wie ein menschlicher Werk meister zu seinem Werk. So wird durch eine Proportion oder Analogie das Unausdenkbare, das Wesen Gottes, dennoch in Grenzen denkbar gemacht. Wir denken Gott als Schöpfer, wie wir Ihn als gut, als weise, als Person, als Liebe denken — per similitudinem et metaphoram. 13
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