Christliche Kunstblätter, 95. Jg., 1957, Heft 2

rung des Hausbuchmeisters mit Erhard Reuwich, gegen die er durchschlagende stilkritische Argu mente vorbringt. Im positiven Teil der Arbeit wird die Kunst des Hausbuchmeisters aus der ober rheinischen Tradition abgeleitet; des näheren wird der Versuch unternommen, ihn als Schüler des Hans Hirtz anzusprechen. Für Linz ist von besonderem Interesse der Artikel von Assistent Dr. Hubala über die Fassade der Linzer Karmeliterkirche. (Heft 1/2.) Es wird nachgewiesen, daß diese ein direktes Vorbild in der 1691 datierten Fassade der Karmeliterinnen kirche St. Joseph in Prag hat (Architekt: Jean Baptiste Mathey). Mit Heft 3/4 beginnt eine Artikelreihe von Angelo Lipinsky über die „Sizilianische Goldschmiedekunst im Zeitalter der Normannen und Staufer". Der erste Beitrag zu diesem Thema zeigt zunächst die allgemeinen Voraussetzungen dieser Kunst auf und geht dann im besonderen auf den Wiener Kaiserornat ein. Unter den Beiträgen zur Kunst der Gegenwart finden sich zwei Artikel über Kirchen von Rudolf Schwarz. Heft 11/12 bringt die Liebfrauenkirche in Köln-Mülheim und Sankt Mechtern in KölnEhrenfeld, Heft 1/2 Sankt Anna in Düren, eine der bedeutendsten Leistungen des Architekten. Hugo Schnell gibt in Heft 3/4 einen kurzen Bild bericht über die Engelskapelle in Seckau von Herbert Böckl (Zustand Sommer 1956). — Im gleichen Heft werden Modelle der im Bau befind lichen Kathedrale von Coventry (Architekt Basil Spence) und der geplanten Kirche des Vatikani schen Pavillons auf der Brüsseler Weltausstellung 1958 (Architekt B. Rome) gezeigt. Schon Heft 11/12 hatte die Pläne von Le Corbusier für das Domini kanerkloster in Lyon gebracht. G. R. Ferdinand Leger, 1881—1955. Katalog zur Aus stellung März—Mai 1957. Herausgeber: Ausstel lungsleitung Haus der Kirnst, München, 1957, DM 3.—. Mit dem Katalog, der die große Münchner Retro spektive (vgl. ausführliche Besprechung Seite 18) begleitet, setzt das Haus der Kunst die Reihe jener Veröffentlichungen fort, die — angefangen mit dem Picasso-Katalog — neben ihrem bloßen Zweck einen hohen dokumentarischen Wert besitzen. Der deutsche Text beruht im wesentlichen auf der französischen Ausgabe, die für die vom Musee des Arts Ddcoratifs in Paris veranstaltete „Hommage ä Leger" vom Sommer 1956 zusammengestellt wurde. Neben dem reichen Abbildimgsteil, der in chrono logischer Anordnung die Entwicklung des Künst lers veranschaulicht, gehört der einleitende Essay von Jean Cassou mit zum Wertvollsten des Ban des. — Sparsam und mit intimer Kenntnis der Künstlerpersönlichkeit Lagers beschreibt Georges Beauquier den Betrieb im Atelier in der Rue Notre-Dames-des-Champs. Hier hatte sich ein Kreis von Schülern um den Meister gesammelt, dessen pädagogische Fähigkeiten im zutiefst Menschlichen wurzelten. Hier, im Menschlichen, liegt auch der Ansatzpunkt für das Verständnis seiner Malerei. Deshalb erleichtert es den Zugang zum Werk, daß die Biographie und das Bilderverzeichnis auf weite Strecken von charakteristischen Stellen aus den Selbstzeugnissen L6gers begleitet werden. Die pro blematische Relation, die besonders in der Moderne zwischen dem Bildwerk und den Ergebnissen der künstlerischen Refiexionstätigkeit besteht, wird und soll dadurch nicht aufgehoben werden. Die Texte sind kein Kommentar zu den Bildern. Sie machen aber von der Position der mitteilenden Sprache aus das Anliegen sichtbar, was sich im Bild bereits mit malerischen Mitteln gestaltet hat. Eine Zusammenstellung der schriftlichen und mündlichen Äußerungen Lögers läßt die Welt er kennen, die ihm bildwürdig erschien: die Welt der modernen Technik, in der die Maschine, die Glätte des fabrizierten Objekts, das begriffsbildende Produkt des industriellen Zeitalters ihre eigene Schönheit entfalten. Hier steht der Künstler vor uns, der seinen eigenen Lebensentwurf und den seiner Generation so definierte: „Wir sind die Generation, die aus dem impressionistischen Nebel hervorgegangen ist, aus der impressionistischen Weichheit, dem impres sionistischen Charme, aus der sentimentalen Ten denz . . . Vorbei das Weiche, das Vage, der Traum, die langen Haare, das Kleinzeug, Mandolinen, Gi tarren und Gondeln, alles verschwunden — das neue, objektivierte und realistische Leben entsteht." Curt Grützmacher. Im letzten Heft (1/1957) ist ein sinnstörender Druckfehler unterlaufen, den wir zu entschuldigen und zu berichtigen bitten. Auf der zweiten Bildseite muß die Legende zum obersten Bild richtig heißen: Josef Henselmann (statt Henschmann): Madonna (Holz mit Silberfolie). 28

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