Christliche Kunstblätter, 95. Jg., 1957, Heft 2

eingesandt wurden. Und die 40 Geschichten, die dabeistehen, sind auch aus mehreren Tausend sorg fältig ausgewählt. Es gibt zu denken, daß elf der Bilder aus einer einzigen Schulklasse kamen, die das Glück hat, einen guten Lehrer zu haben, der zwar selber „keinen Strich zeichnen" kann, aber aus seinen Kindern wahre Künstler macht. Drum möchte man dem Buch wünschen, daß es von vielen Lehrern erworben wird, zu deren dankbarsten Pflichten es gehört, die Kinder malen — und damit sehen zu lehren. G. R. Heimatkunde Rudolf Zeman, Kirdiberg/Obermühl, Geschichte der Gemeinde und Ihrer Umgebung; im Eigenver lag der Gemeinde Kirchberg ob der Donau; 500 Sei ten, 11 Bildtafeln, viele Abbildungen im Text, eine Karte: Halbleinen. S 135.—. Im Lande Oberösterreich fehlt es durchaus nicht an Heimatliteratur; aber eigenartigerweise fand das obere Mühlviertel, das als reich bezeichnet werden muß an Denkmälern der Kunst, des Handwerks und des Volkslebens, bisher wenig Beachtung, wenig Forscher und Beschreiber. Darum ist dem Verfasser zu danken, daß er als Forstverwalter neben seinem Beruf in jahrelanger Arbeit diese Heimatkunde der beiden alten Donauorte geschaffen hat. Er spürt den ersten urkundlichen Überlieferungen nach, der Baugeschichte der Gotteshäuser, der Geschichte der längst verfallenen und noch bestehenden Burgställe, Burgen und Schlösser, er geht den kulturellen Ein richtungen nach, erforscht das Wirtschaftsleben in allen Sparten. Von der Urzeit bis zur Gegenwart, von der Kunst, vom Rechtswesen, über die Sied lungsgeschichte, über Handel und Gewerbe, Landund Forstwirtschaft, über das Schulwesen bis zur Schiffahrt auf der Donau und dem Verkehr auf der Straße ist der weite Bogen gespannt. Aus jeder Seite dieses Buches spricht die Liebe zur Heimat und die Begeisterung zur Sache. Der Landeshaupt mann schrieb zum Buch ein Vorwort, die Papier fabrik Obermühl leistete einen großzügigen Beitrag zum Erscheinen. Möge das Buch, das in der Heimat literatur des Landes ob der Enns einen dauernden Platz haben wird, viele Freunde finden und die Liebe zur Heimat wecken und vertiefen! Allen För derern gebührt aufrichtiger Dank. Nachrichten des Deutschen Instituts für merowingisch-karolingische Kunstforschung (Archiv Pau lus), im Selbstverlag des genannten Instituts in Erlangen (DDr. H. Paulus), Jahrgang 1956, Heft Nr. 11: Die Flechtwerksteine aus der Linzer Mar tinskirche, von Franz Stroh, 32 Seiten, drei Abbil dungen, DM 2.—. Heft 13: Die Bauperioden der antiken Bäder von Carnuntum, von Hedwig Gollob, 16 Seiten, fünf Abbildungen, DM 3.—. Bereits 1842 war eine Flechtwerkplatte in der Martinskirche in Linz gefunden worden. Die Re staurierung dieser Kirche im Jahre 1947 brachte zwei weitere Fragmente dieser Art ans Licht und ergab sensationelle Erkenntnisse über die Bauge schichte. Diese Kärche gilt jetzt als der älteste erhaltene Kirchenbau Österreichs, bereits im Jahre 799 in einer Urkunde Karls des Großen erwähnt. Die vorliegende Schrift faßt alle gesicherten Ergeb nisse und Theorien über diesen Bau und die Fleehtwerkplatten übersichtlich zusammen. „Das, was bei der Gesamtschau über den Grund riß der antiken Bäder von Carnuntum am meisten auffällt, ist das deutliche Hervortreten von vier großen Bauperioden mit ihren unterschiedlichen Bauachsen, die jede ein bedeutendes Bauvorhaben erweist. Die starke Verschiedenheit der einzelnen Bauperioden und ihre für sich charakteristische, geistig inhaltliche Sprache deuten auf wesentlich verschiedene Zeiten mit ihren speziellen Forderun gen. So wie sich uns das Bild der Ausgrabungen darbietet, erzeigt sieh ein Konglomerat von in zeit lich ziemlich auseinanderliegenden, aber übereinanderarbeitenden Ausbauten, die aber immer an gewissen Grundsituationen haften und von ihr aus gehen. Das heißt, die Gesamtanlage ist niemals als Ganzes konzipiert worden, sondern es ist stets um einen gewissen Bauteil herumgebaut worden, wobei aber bei diesem Umbau immer völlig neue Gedan ken verwirklicht wurden." (S. 1—3.) P. Othmar Wonisch O. S. B., Das St. Lambrechter Passionsspiel von 1606; Selbstverlag des österrei chischen Museums für Volkskunde, Wien, 1957; 102 Seiten, broschiert, S 58.—. Bereits einige Male wurde an die Veröffent lichung dieses Passionsspieles geschritten, durch mißliche Umstände wurde sie im letzten Moment stets verhindert; nun ist sie geglückt. Das vorlie gende Passionsspiel hat Pater — damals nannte er sich noch Frater — Johannes Geiger, einen Bene diktiner von St. Lambrecht, aus Dinkelsbühl in Mittelfranken gebürtig, zum Verfasser. Es ist nicht als Volksschauspiel im eigentlichen Sinn zu be zeichnen, wenn es auch für das Volk bestimmt war, da es auf die sonst so beliebten Vorbilder, auf das Auftreten von Tod und Teufeln verzichtet. Möglichetweise neigte Geiger als ehemaliger Evan gelischer zur Purgierung des Passionsspieles und führte sie hier auch streng durch. Den Anhang der Schrift bildet Geigers Drei königsspiel „Dialogus in Epiphania domini", womit nun beide Werke Geigers der Öffentlichkeit zu gänglich gemacht werden. Beide Spiele gehören zur Gattung der Renaissance-Spiele, denen ein wich tiger Platz in der Entwicklung der geistlichen Schauspiele zukommt. österreicfaisdie Zeitschrift für Volkskunde, Neue Serie, Band XI (Gesamtserie Band 60), im Selbst verlag des Vereines für Volkskunde, Wien, 1957, Heft 1 und 2, 96 und 82 Seiten. Diese Hefte bringen an interessanten Beiträgen einen Katalog zum Museum bäuerlicher Arbeits geräte in Schloß Bruck, Lienz, von Franz Kollreider; eine Abhandlung über die Montafoner Sensen händler von Anton Fritz; ferner einen aufschluß reichen Reisebericht von Rudolf Kriss: „Beitrag zur Wallfahrtskunde von Sardinien", und den auch für die Heimatkunde Oberösterreichs wertvollen Bei trag von Edgar Krausen: „Marienberg — eine erlo schene Wallfahrt der Zisterzienser von Raiten haslach." P. G. Zeitschriften und Kataloge Das Münster, Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Jahrgang 1956, Heft 11/12; Jahrgang 1957, Heft 1/2 und 3/4. Prof. Alfred Stange legt in Heft 11/12 „Unter suchungen über die Anfänge des Hausbuch meisters" vor. Er widerlegt zunächst die von Graf zu Solms-Laubach vorgenommene Identifizie27

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