Jesusknaben, 80 cm hoch, auf. Dieses Werk, in späterer Zeit etwas derb überarbeitet, ist polychrom gefaßt: die Mantelaußenseite ist in Blattgold ge faßt, das Mantelfutter zeigt einen dunkelgrünen, derben Anstrich, das Gesicht von Maria und Chri stus ist rosarot gehalten. Ganz abgesehen von der Signatur am oberen Mantelsaum, links, spricht der ganze Typus der Gesichtszüge von Maria und Jesus, der etwas länglidi-oval geformte Kopf der Gottesmutter mit den vollen Wangen, dem Doppelkinn, den deutli^ gezogenen Augenbrauen und der hohen Stirn für eine Zuschreibung an Astl. Der Kopf des göttlichen Kindes mit den vollen Wangen, dem Doppelkinn, dem Stupsnäschen und dem gekräuselten Haupt haar bestärken diese Ansicht. Als Vergleichs beispiele mögen unter anderen die Muttergottes statuen des Hallstätter Schreines, des Nonnberger Verkündigungsreliefs, die von Gampern, Krems münster, Schörfling oder Ischl dienen. Gewiß, die Kufsteiner Maria reicht in ihrer Qualität bei wei tem nicht an die Hallstätter Maria heran, sie wurde vielmehr von einem der vielen Gesellen der AstlWerkstätte um 1515 neben vielen anderen Klein plastiken geschaffen, um eine kleine Kapelle, einen Seitenaltar oder eine Wandkonsole in einer Kirche zu schmücken. Als Bestandteil eines ehemaligen Flügelaltares ist sie wohl nicht zu denken. Der Saum des Mantels ist durch erhaben dar gestellte Buchstaben geziert, von denen jedoch nur die am oberen Mantelsaum, links, wie die am Hals ausschnitt, zusammen gelesen, einen Sinn ergeben. Die Buchstaben am oberen Mantelsaum, links, er geben den Namen AS TEL, den Namen also des Hallstätter Meisters^), die am Halsausschnitt den Namen IHESUS — wir haben also hier demnach das zweite signierte Werk Meister Astls. Darüber hinaus ist es, neben der „Frankenmarkter Madonna" in Kitzbühel, das einzige Werk des Künstlers, das bis nach Tirol gekommen ist, soweit wir heute wissen. Über den Kunsthandel gelangte es schon vor längerer Zeit hierher und wird — sicher das „schönste Schicksal" für ein Kunstwerk — von Menschen geliebt imd verehrt als Kunstwerk und Sinnbild dessen, was es dar stellt. Sauser E., Der Hallstätter Marienaltar von. Mei ster Astl, 1956, Seite 23/24, T. 19. Die sdion fest eingebürgerte österreichische Künstlertagung des Katholischen Akademiker verbandes Österreichs findet in diesem Jahre in der Zeit vom 3. bis 7. Juli statt, und zwar im Stifte Schlierbadi im Kremstal, Oberöster reich, unter dem Titel: „Symbol und künst lerischer Schaffungsvorgang". Zu dieser Ta gung sind herzlich eingeladen alle Architek ten, Maler und Bildhauer, Kunstprofessoren, Kunstkritiker, Kunstfachleute, sowie alle jene, die im kirchlichen Bereich für die sakrale Kunst Interesse haben, und nicht zuletzt alle Seelsorger, die sich mit Kirchenbauplänen tragen. Anmeldungen mögen gerichtet werden an den Katholischen Akademikerverband Österreichs, Wien I, Grünangergasse l/II (Tel. Nr. R 20145/46). BUCHBESPRECHUNGEN Theologie: Josef Liener, Leben aus Verantwortung; Grund lagen der christlichen Sittenlehre. Verlag Herder, Wien, 352 Seiten, Leinen, S 82.—. Der Verfasser von „Wort ohne Antwort" (vgl. diese Zeitschrift, Heft 3/1956), legt in diesem Buche eine allgemein orientierende Sittenlehre vor, in der es nicht bloß um das Wissen, sondern vor allem um das Tun, um die Verwirklichung des Guten geht. Ein sittlicher Wert, soll er die Erfüllung der Pflichten begründen können, muß nicht nur erkannt, er muß erlebt werden können. Wie kann die Treue zum Guten am besten ge sichert werden? Diese Frage steht im Zentrum dieser in 20 Einzelabhandlungen gegliederten Untersuchung über die Stellung der religiösen Sitt lichkeit innerhalb des menschlichen Daseins. Diese „Laienmoral" geht somit über die Frage: „W a s ist zu tun, um sittlich zu handeln?" hinaus. Sie möchte dem Willen starke, dauernde Motive bereit stellen, sie will von Bedenken, Mißverständnissen und Hemmungen befreien, die dem Tun entgegen wirken und die gute Gesinnung gefährden. Es geht hier um sehr umfassende Themen, wie Ziel und Bestimmung des Menschen, natürliches und geoffenbartes Sittengesetz, Gewissen, Willens freiheit, Furcht, moralischer Druck, Trübungen des Verstandes durch Leidenschaft, Geistesverwirrung, Gewohnheit, Tugend und Laster. Es ist ein wert volles Buch für Erzieher und Gewissensberater, für Prediger und Vortragende, für Religionslehrer in Mittelschulen und nicht zuletzt zur religiösen Ver tiefung und Weiterbildung der Laien. Johann Nicolussi, Gott und der Mensch, 2. Auf lage, Verlag Felizian Bauch, Innsbruck, 332 Seiten, broschiert, S 38.—. Ein erfahrener Seelsorger und Theologieprofessor bietet hier eine allgemeinverständliche und wirk lichkeitsnahe „Aszetik" in 3 großen Abschnitten: der erste handelt vom unvollkommenen Menschen, der zweite vom strebsamen Menschen und der dritte vom mystischen Menschen. Unter dem Leit gedanken aus der Liturgie der Messe: „Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer erneuert", tritt dem Christen über die Stationen der allgemeinen Heilsgeschichte sein eigener Weg zu Gott plastisch vor Augen. Wie die Menschen nach ihren Tempe ramenten verschieden sind, gestaltet sich auch für sie der Weg und das Streben nach Vollkommenheit verschieden. Der Verfasser zeigt tiefes psycholo gisches Verständnis und berücksichtigt alle Seelen lagen dem Nächsten und auch sich selbst gegen über: eine „Aszetik", die für alle geeignet ist. 20
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