Werk C6zannes während der Gedächtnisausstellung im Jahre 1907. C^zanne ist für L§ger der „Ver mittler zwischen dem Impressionismus und der mo dernen Malerei". Dazu kommt seine Verehrung für Henri Rousseau, diesen „außergewöhnlichen Men schen". Die harte Gegenständlichkeit und die merk würdige Bildatmosphäre in dem frühen Werk sind Beweise dieser künstlerischen Einflüsse und Berüh rungen. Noch im selben Jahr stieß der Maler zu der Gruppe um Delaunay, Gleizes und Villon, die sidi unter dem Namen „Section d'or" gebildet hatte und deren Bestrebungen nicht in der von Picasso und Braque vertretenen Richtung des analytischen Ku bismus verliefen, sondern zur stereometrisch stili sierenden Vereinfachung tendierten, wobei eine leuchtende Farbigkeit die Kontraste bereicherte. Zum entscheidenden Erlebnis wird für den Pio niersoldaten Leger der erste Weltkrieg mit den neuen Menschentypen des Schützengrabens, dem blanken Metall der Kanonen und der Unerbittlich keit einer Vernichtungsmaschinerie. Die Faszination durch das Technoide hat ihn seitdem nie mehr ver lassen, denn er bekennt selbst: „Nach dem Kriege habe ich das verwendet, was ich an der Front ge lernt hatte. Drei Jahre lang habe ich geometrische Formen benutzt, eine Periode, die man die „mecha nistische" nennen wird. — Ich erfinde Maschinen bilder, wie andere Phantasielandschaften machen." Nach der auf Grund der Gasvergiftung bei Verdun erfolgten Entlassung entstehen teilweise noch wäh rend des Lazarettaufenthaltes „Die Kartenspieler", das erste Zeugnis der Kriegseindrüche, im Jahre 1917. Die optischen Erlebnisse der Kriegsjahre beherr schen nun weiterhin die Art der Gestaltung, beson ders die der menschlichen Figur, die in den Bildern der folgenden Jahre einem roboterhaften Wesen ähnlich wird, etwa in den „Akrobaten" von 1918. Dann verschwindet sie fast völlig und nur die „mechanischen Elemente" dienen dazu, eine Bild wirklichkeit zu schaffen, die von der evokativen Macht des technischen Emblems erzeugt wird. Leger selbst prägt das Wort vom „realisme nouveau", der sich für ihn ausschließlich innerhalb einer Welt der Objekte ereignen kann. Allmählich weicht die intensiv spürbare rhyth mische Dynamik einer Ruhe, die — jetzt in größe ren Formaten — ein architektonisch-statisches Prinzip durchbrechen läßt. Diesem statischen Gesetz vom Gestaltwert des Bildobjekts unterliegt auch die menschliche Figur, die nun — man schreibt die zwanziger Jahre — wieder stärker hervortritt. (1924 entsteht auch der Film „Le Ballet mecanique", worauf nur verwiesen werden soll, da er dank der Initiative der AussteUungsleitung zu sehen ist.) Vom Gestaltwert des einzelnen Gegenstandes, der außerdem innerhalb des Formenensembles einen größtmöglichen Kontrastwert zu bieten hat, ist das 1930 entstandene Bild „Die Mona Lisa mit den Schlüsseln" zu verstehen. Angeregt wurde die un gewöhnliche Kombination durch eine Postkarte in einem Schaufenster; es wäre falsch, dahinter sur realistische Ironie oder gar metaphysische Hinter gründigkeit zu vermuten. Dieselbe Behandlimg erfahren organische wie anorganische Dinge, Blu men und Baumstämme, Schilder oder Nägel oder Früchte. Die gleiche Wichtigkeit, die den Objekten beigelegt wird, führt zu einer Gleichgewichtigkeit in der Komposition. Die Serie der „Taucher" zeigt, welche Möglich keiten Löger in der Farbe offenstehen; er malt hier „fiache Teile in reinen Farbtönen, modelliert Teile grau in grau ..." — Das Werk der letzten Jahre kreist um wenige Zentren: um „Die Konstrukteure", d. h. den in eine technisch-gerüsthafte Arbeitswelt eingespannten Menschen, die „symbolische Figur unseres Jahrhunderts", dann um die „Hommage ä David" und um „Die große Parade", deren end gültiger Zustand 1954 fertig wird. Besonders die letzten zwei Themen haben in ihrer konsequenten Trennung der linearen und farbigen Elemente den Charakter vollendeter Wandbilder. Die überraschende Vielseitigkeit Legers wird deutlich, wenn man vor den Entwürfen zu den Glasfenstern und der Fassade von Assy (1947), den Entwürfen zur Kirche von Audincourt (1950), den Keramiken und Tapisserien steht. Was ihn von anderen Malern unterscheidet, ist die starke Natürlichkeit seines künstlerischen We sens, die sich bei kleineren Talenten sofort als Banalität auswirken würde. Trotz eines gewissen Lyrismus in der Form, ist ihm alles Anekdotische fremd. Immer ist die starke Persönlichkeit spür bar, und doch fehlt jede Spur von Selbstbekenntnis, ganz zu schweigen von erotischen oder psycholo gischen Momenten. Die Malerei Lögers spiegelt in ihrer Reinheit eine Welt der Objekte, die sich nicht dem Sujet unterordnet, sondern ihre eigene Schön heit in der intimen Resonanz zu entfalten beginnt. Gurt Grützmaeher, München Auf die vierte bedeutende Münchner Ausstellung der letzten Zeit — Kandinsky und Gabriele Münter — wurde bereits in Heft 1/1957, Seite 30, hingewiesen (Besprechung des Ausstellungskatalogs). BERICHTE Dr. Ekkart Sauser, Innsbruck Ein neues, signiertes Ast!-Werk Bis jetzt galt in der Fachwelt die Signatur . . NHART ASTL am Schultertuch des Priesters vom Beschneidungsrelief, rechts, des Hallstätter Marienaltares als einzige Signatur dieses Meisters. Man konnte auf diese Weise einem Bildschnitzer des beginnenden 16. Jahrhunderts einen Namen geben, der in Oberösterreich und der oberen Steier mark eine große Anzahl von Einzelplastiken, Re liefs und kleineren Flügelaltären geschaffen hat^). Nun tauchte in Kufstein, im Privatbesitz von Hans F. Reisch, eine Vollplastik: Maria mit dem ^) Sauser E., Der Hallstätter Marienaltar von Mei ster Astl, 1956, Seite 60—72. 19
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