lieferung vom 13. bis zum 17. Jahrhundert. Bemerkenswert ist ferner, daß sich der Schwer punkt der Entwicklung von Norden nach Süden verlagert. Im 13. Jahrhundert erlebt die recht eckige Einstützenkirche im Ostseeraum ihre erste Blütezeit. Doch stirbt der Typus in Skan dinavien — wahrscheinlich ist er dorthin vom niederdeutschen Baugebiet vermittelt worden — schon im 14. Jahrhundert aus, ohne daß er von der Gotik ergriffen worden wäre. Ähnlich wie die Zipser Einstützenkirchen zeigen auch die skandinavischen zuletzt alle jene Erscheinungen der Inzucht, die für abgeschlossene Gebiete und kunstgeschicfatliche Enklaven charakteristisch sind. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts werden die bedeutendsten Einstützenkirchen in Niederdeutschland errichtet, in der zweiten dann in Böhmen, bis schließlich die Entwicklung im 15. und am Anfang des Iß. Jahrhunderts in Österreich kulminierj;. Indessen wäre es verfenit, daraus zu schließen, daß auch der Typus von Norden nach Süden wanderte. Rechte^ige Einstützenkirchen sind auch im bayerisch-öster reichischen Baugebiet schon seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachweisbar'). III. So interessant diese Bauten sind, für das Ganze des abendländischen Sakralbaues wären sie nicht mehr als eine Randerscheinung, wenn sich nicht mit ihnen bestimmte Wölbungs typen symbiotisch entwickelt hätten, die so wohl für die englische als auch für die südost deutsche Sondergotik zentrale Bedeutung er langten. Überdies sind diese Gewölbe, die man insgesamt als Schirmgewölbe bezeichnen könnte, charakteristisch für eine antiklas sische Unterströmung des abendlän dischen Wölbungsbaues, die bisher so gut wie überhaupt nicht beachtet wurde. Nur eine Va riante davon ist bisher von der Forschung be schrieben und dadurch allgemein bekannt ge worden. Dies ist das Fächergewölbe. Doch handelt es sich hiebei um nichts anderes als die hochgotische und spezifisch englische Er scheinungsform eines Wölbungstypus, der von Anfang an vorhanden ist. Allen Schirmgewölben ist gemeinsam, daß sich die Wölbung nicht kon zentrisch von der Peripherie gegen die Mitte des Raumes oder Jochs entwickelt, wie bei den her kömmlichen Typen (Kreuzgewölbe, Tonne, Kup pel), sondern zentrifugal aus einer Stütze in der lotrechten Mittelachse des Raums. Nicht die Wand, die Mittelstütze bringt die Wölbung her vor. Es leuchtet ein, daß damit zugleidi ein struktives Prinzip gesetzt ist, das, konsequent ') Vgl. Friedersried, Oberpfalz; Albrechtsberg an der Pielacb (?). Altenmarkt; durchgeführt, zu revolutionären Kirchentypen führen mußte, in denen die Stützen nicht mehr in orthogonalen Reihen stehen, sondern in ver setzten, „auf Lücke" (Quincunx) und in Schrägen. Nicht alle Varianten des Einstützenraums waren in gleicher Weise an der Ausbildung der Schirmgewölbe beteiligt. In vorromanischer und romanischer Zeit entwickeln sie sich an den runden Einstützenräumen. Die Urform ist die antike Ringtonne — gewissermaßen ein zu einem liegenden Raumring zusammengebo gener, tonnengewölbter Gang — die jedoch schon in karolingischer Zeit durch Grate nerviert und in einen senkrecht stehenden Schirm umgedeutet wurde (St. Michael in F u 1 d a). In gotischer Zeit werden dann die verschiedenen Derivate der Ringtonne vom neuen progressiven Typus des Dreistrahlschirms verdrängt, der sich am Einstützenpolygon entwickelt hatte. Was den rechteckigen Einstützenraum betrifft, so schied er überhaupt im hohen Mittel alter aus dießem Prozeß aus, da er vom Joch prinzip ergriffen (Wölbung mit vier Kreuz gewölben) und seinem Wesen entfremdet wurde. Nicht die Stütze ist in solchen Räumen die struktive Einheit, sondern das Joch. Der vierjochige Typus hat den rechteckigen Einstützenraum durch das ganze 13. und 14. Jahrhundert be herrscht. Vereinzelt lebt diese hochmittelalter liche Variante bis zum Ausgang des Mittelalters weiter®). Zwar hat man vor allem in Bayern, aber auch fallweise in Österreich, im 15. Jahr hundert die Kreuzrippengewölbe durch vier Sterngewölbe ersetzt"), doch ist dadurch die Zer legung des Raums in vier Joche und die struktive Entwertung der Mittelstütze keineswegs beseitigt worden. An der Ausbildung des son dergotischen Schirmgewölbes war diese Variante nicht beteiligt. Näher kommt dem Wesen des Einstützen raums jener Mischtypus, der vier Kreuz oder Sterngewölbe mit einem achsialen Dreistrahl in der Osthälfte verbindet und dadurch die wölbungstechnische Spannung zwischen dem Mittelpfeiler und der Trimnphbogenöffnung überbrückt"). ") In österreidi; Edlitz, Fasching, St. Georgen am Schwarzenbach, St. Leonhard in Laatsch. °) St. Alexius a. d. Laming, Hallstatt. Diese zuerst im Profanbau entwickelte Va riante ist vor allem in Böhmen, in der Zips und im Eifelmoselgebiet verbreitet. In Österreich kommt sie nur vereinzelt vor, so in St. Peter bei Freistadt, in Wagrein, und am Ende des 15. Jahrhunderts in Eisenkappel, wo der additive Charakter der Wöl bung, ähnlich wie in Fernitz, durch ein schwer fälliges Gurtensystem in demonstrativer Weise be tont ist. 11
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