tiges Denken erfaßt merkwürdigerweise die Sadiverhalte rascher im Begriff, oder meint wenigstens so, so daß selbst die Kinderlehre dem so bildfähigen Kind die Bilder vorenthält und die Begriffe zumutet, nämlich in der Liste der Eigenschaften Gottes. (Gott ist allmächtig, allwissend, heilig, gerecht, gütig, barmherzig, treu usw.) Die Bibel verfährt anders. M a 0 h t, im Sinne waltende Macht, universale Verfügung stellt die Bibel so dar, daß sie sagt, Gott throne in seiner Himmelsburg. Der Thron ist universales Zeichen der Herrscherherrlichkeit Gottes. Andere Eigenschaften Gottes werden ausge sagt durch Übertragung menschlicher Organe und ihrer Funktion auf Gott. Stärke wird dargestellt mit dem Ausdruck Arm Gottes. Sein gestalterisches, plastisches Vermögen durch Hand und Finger Gottes. Allwissenheit wird dar gestellt durch Auge Gottes. Die Wesensseiten Gottes, die wir mit Güte, Gnade, Zartsinn, Feinfühligkeit Gottes beschrei ben könnten, werden an menschlichen Modell figuren illustriert. Gottes Herzlichkeit, Gottes Treue, Gottes Fürsorglichkeit sind entfaltet in den (Irei klassischen Bildern: Freund, Bräu tigam, Vater. Dann wieder dienen Berufe und Stände dazu, etwas von Gott zu begreifen. Seine Souveränität wird mit dem Töpferbild beschrieben (Is. 45, 9 ff., 64, 7). Seine Besorgtheit mit dem Hirten bild (Ps. 23 [22] und 80 [79], 2), seine zuvorkom mende Aufmerksamkeit mit dem Bild des Wir tes (Ps. 23 [22]). Ja selbst das Tier kann Gott interpretieren. So der Löwe (wir sprachen da von) seine Furchtbarkeit, der Vogel aber das Bergende seiner Liebessorge (am vertrautesten Ps. 91 [90], dem Text der Komplet; vgl. 57 [56], 2; 63 [62], 8); am großartigsten begegnet das Vogelbild wohl in Deut. 32, 11: „Wie ein Adler, der seinen Horst bewacht. Schwebend ob seiner Brut sich breitet. Seine Fittiche spannt, sie packt Und hinträgt mit mächtigem Flügelschlag: So geleitet der Herr Israel allein. Zu helfen braucht ihm kein fremder Gott!" Das Motiv reicht dann durch die ganze bi blische Welt hindurch bis zum Gluckenbild Jesu (Matth. 23, 37). Selbst Gegenstände müssen helfen, Got tes Funktion zu beschreiben: Gott ist Schild und Panzer (Ps. 91 [90], 4). Gott ist ferner Zufiucht des Menschen in einer Welt der Brandungen und der Umgetriebenheiten. Gott ist der Fels, auf den sich der Bedrängte in der Flut retten kann. Wir vermögen dieses Bild nicht unmittelbar nachzuerleben, weil uns die Situation nicht ge läufig ist, daß der Mensch sich vor der Flut auf den einzig rettenden Stein flüchten kann. Hier ist eine abschließende Refiexion zu die sem ersten Teil angebracht. Wir sagten, daß Gott im Alten Testament verstanden wird von den Erfahrungen des staatlichen Raumes her (Gott ist König, er thront, er ist Herr) oder von den zwischenmenschlichen Beziehungen (Mann —^Frau, Freund—^Freund, Väter—Sohn, Herr— Knecht). Vielleicht ist es aber ein kläglicher Rationalismus, wenn wir voraussetzen, daß Urerfahrungen cier menschlichen Sphäre auf Gk)tt übertragen werden. Eher müßte man wohl sagen, daß alle diese Urphänomene urbildlich und rein in Gott verwirklicht sind, daß sie in der irdischen Darstellung aber nur Spiegelimgen, abbildlicher Nachvollzug des göttlichen Lebensmysteriums sind. Das würde also heißen: Staat gibt es nur, weil Gott der Herrscher ist. Ehe imd Familie gibt es nur, weil die sie tra genden Liebeskräfte in Gott ursprünglich ver wirklicht sind; Freundschaft ist Refiex der gött lichen Frexmdlichkeit; die Autoritätsordnungen im Innerweltlichen spiegeln den Urbezug Gott —Mensch als Herr-Knecht-Relation und nicht umgekehrt. Und damit ist unser Überblick am Ende an gelangt. Es wird aufgefallen sein, daß wir bis lang unser Material beinahe nur aus dem Alten Testament geschöpft haben. Das hat seinen guten sachlichen Grund. Das Neue Testament sieht sich nicht veranlaßt, eine neue Gotteslehre zu ent wickeln oder die Gotteslehre des Alten Testa mentes noch einmal neu zu fassen. Es übernimmt mit einer unbeirrten Selbstverständlichkeit das Gotteswissen der alttestamentlichen Offen barung, nur mit der einen aber entscheidenden Korrektur, daß Jesus die Gotteserfahrung ganz konzentriert auf den einen Namen: Vater. Alle anderen Aspekte der Gotteswirklichkeit fließen ein und sind hineingebunden in die Grimderfahrung, daß Gott die Liebesmacht ist. Zweiter Teil: PHÄNOMENOLOGIE DES DÄMONISCHEN Nun ist also noch das Nötige zu sagen über die Phänomenologie des Dämonischen im biblischen Raum. Das ist kurz abzumachen, weil nämlich die Dämonen im biblischen Bereich eine imtergeordnete Rolle spielen. Das hängt zusammen mit der Intensität der Gotteserfah rung. Wo diese Gotteserfahnmg den Menschen beherrscht, wird er nicht von der Dämonenfurcht geplagt, produziert seine Seele nicht die Bilder der Angst. Man kann darum mit Sicherheit sagen, daß überall dort, wo das Dämonische den Menschen zu faszinieren beginnt, ihm die Got-
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