gäbe geleistet wurde, darüber möge der Leser urteilen. — Die Frage, um die es Dozent Egger eigentlich ging, hat er in der Diskussion noch einmal klar herausgestellt: Gibt es Formen, die dem Heiligen affin, xmd andere, die es nicht sind? Unter „Formen" sind hier zeitlos gültige, nicht aber entstehende und vergehende Stil- „formen" verstanden. Damit war die zentrale Frage der ganzen Tagung gestellt, die Frage, ob es so etwas wie eine „Morphologie", d. h. eine Formenlehre der sakralen Kunst gebe. Voraus setzung dafür ist, wie Dozent Egger in der Dis kussion noch einmal betonte, daß die „Form" nichts Autonomes, sondern etwas dem Gehalt Adäquates ist. — Dozent Egger schränkte das umfangreiche Thema auf den Versuch einer Morphologie des sakralen Bildes ein, ließ also das Bauwerk, die Plastik und das liturgische Gerät außer acht. Assistent Claus Pack wies ebenfalls darauf hin, daß „künstlerische Form und geistige Reali tät" untrennbar miteinander verbunden sind. Wenn Kunst die „gleichnishafte Darstellung des eigentlichen Seins der Dinge" ist, dann kann sie das nur durch das „Mittel" der Form sein. Assi stent Pack ließ große Philosophen und Künstler zu Wort kommen, um zu zeigen, wie sie das Verhältnis von Form und geistiger Wirklichkeit gesehen haben. Gibt es auch in unserer Zeit Formen, die vom Sakralen wegführen und solche, die ihm affin sind und welche sind es? Diese Frage suchte Dr. Walter Warnach in seinem Referat „Die historisdien Richtungen der modernen Kunst im sakralen Raum" zu beantworten. Architekt Rudolf Schwarz ging als letzter Referent auf „Formprobleme der sakralen Kunst" ein. Gibt es überhaupt Formgesetze für den Kirchenbau? Architekt Schwarz grenzte zu nächst seine Ansicht einer technoiden Richtung (dem „Funktionalismus"), einer inhaltsfemen Ästhetik und einem fimktionalistisch denkenden „Funktionalismus" gegenüber ab. Nach seiner Ansicht greife „Architektur notwendig in den Bereich der Gestalt. Sie entwirft den Grundriß von gestalteter Welt. Dieser Gestalten gibt es sehr viele; Grimdgestalten aber nur sehr wenige". Eine solche „Grundgestalt" sei etwa die Prozessionskirche, in der der Weg, die „via Sacra" zu Gott hin, sakrale Form geworden sei. Je weiterman sich von den Gnmdgestaltenent ferne, um so größer sei die Gefahr, ins Alle gorische abzusinken. (Es sei auf die Artikel von und über Rudolf Schwarz in unserer letzten Nummer, Heft 4/1956, hingewiesen.) — In der Diskussion wurde zu bedenken gegeben, ob nicht der Bundesgedanke über den Schöpfungs gedanken greife, ob daher kirchliche Architektur nicht mehr zu sein habe als „Gnmdriß gestal teter Welt". Am letzten Tag faßte Monsignore Otto M a u e r die Tagungsergebnisse zusammen, wies aber auch darauf hin, daß viele Probleme offen geblieben seien. Das war nicht anders zu erwar ten. Es ist der Wunsch aller derer, denen die sakrale Kunst unserer Tage ein Anliegen ist, daß die Diskussion fortgesetzt werde. Eine Erneuerung ist nur vom Geiste her möglich. Bernhard Hanssler Phänomenologie des Heiligen und des Dänomischen nach den Heiligen Schriften Im Anfang war das Wort. Der erste Vers des Johannes-Evangeliums besagt nicht nur, daß das Wort den Anfang bildet, den Anfang aller Wirklichkeit, er besagt auch, daß das Wort das Prinzip aller Wirklichkeit ist, daß die Welt logoshaft ist. Dieser Satz, eine erstaunliche Prägung in jedem Betracht, ist eine der unentbehrlichen Grundlagen alles theologischen Denkens — und zugleich der Gegenstand immer neu aufbegeh renden Widerspruchs. Man kennt Fausts Gegen stoß: „Im Anfang war die Tat." Dennoch bleibt jene monumentale Formel des Johannes-Evangeliums das imerschütterliche Fimdament. Und sie schließt eine Bedeutimg wenigstens mit ein, an die zwar zunächst im Johannes-Evangelium nicht gedacht ist, die aber sozusagen zum CJeist dieses Satzes gehört, näm lich die Bedeutung, daß die Offenbanmg Gottes klassisch im Medium des Wortes erfolgt sei, daß Offenbarung also Wort Gottes sei. Darüber, über den Primat des Logos, muß unter uns Übereinstimmung herrschen, ehe wir unserer besonderenFrage nachgehen.Wenn wir
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