Idee die Materie nur der Schatten, von deren Realität es nur das Symbol wäre. Ich dachte, er könne meinen, daß claritas die künstlerische Entdeckung und Darstellung des göttlichen Zweckes in jedem wäre oder eine Kraft der Generalisation, die das ästhetische Bild ein universelles machen würde, es veranlassen würde, seine ihm innewohnenden Bedingungen zu überstrahlen. Aber das ist wörtliches Gerede. Ich verstehe es so. Wenn du den Korb als ein Ding erfaßt hast und es dann seiner Form nach analysiertest und als ein Ding erfaßtest, hast du die einzige Synthese zu machen, die ästhetisch und logisch möglich ist. Du siehst, daß es das Ding ist, das es ist, und kein anderes. Die Strah lung, von der er spricht in der scholastischen quidditas, der Washeit eines Dinges. Diese höchste Qualität wird vom Künstler gefühlt, wenn das ästhetische Bild zum erstenmal in seiner Imagination auftaucht. Shelley verglich den Geist in diesem mysteriösen Augenblick wunderschön mit einer verglimmenden Kohle. Der Augenblick, in dem diese höchste Qualität der Schönheit, die klare Strahlung des ästhe tischen Bildes leuchtend durch den Geist erfaßt wird, der durch seine Ganzheit erfaßt wurde xmd durch seine Harmonie fasziniert, ist die leuchtende schweigende Stasis der ästhetischen Freude, ein spiritueller Zustand, sehr ähnlich jenem Herzzustand, den der italienische Physio loge Luigi Galvani, ein Wort benutzend, das so schön wie das Shelleys erscheint, die Verzaube rung des Herzens nannte. — Was ich gesagt habe, bezieht sich auf Schön heit im weiteren Sinn des Wortes, in dem Sinne, den das Wort in der wörtlichen Tradition be sitzt. Auf dem Marktplatz hat es eine andere Bedeutung. Wenn wir von ihr in ihrer zweiten Bedeutimg sprechen, wird unser Urteil in erster Linie durch die Kunst selbst beeinflußt und durch die Form der Kunst. Das Bild (image), Vision, das ist klar, muß zwischen den Geist oder ciie Sinne des Künstlers selbst und den Geist und die Sinne anderer gesetzt werden. Wenn du dies erfaßt, wirst du sehen, daß sich die Kunst notwendigerweise in drei Formen teilt, die sich eine aus der anderen entwickeln. Diese Formen sind: Die lyrische Form, jene Form, in der der Künstler sein Bild in immittelbarer Beziehung zu sich selbst präsentiert; die epische Form, die Form, in der er sein Bild in mittelbarer Relation zu sich und anderen präsentiert; die dramatische Form, in der er sein Bild in unmittelbarer Be ziehung zu anderen präsentiert. Nun zur dritten Qualität. Lange Zeit konnte ich nicht verstehen, was Aquinas meint. Er benutzt ein figuratives Wort (für ihn sehr unge wöhnlich), aber ich habe es gelöst. Claritas ist quidditas. Nach der Analyse, die die zweite Qualität entdeckt, zieht der Geist die einzig logisch mögliche Synthese und entdeckt die dritte Qualität. Dies ist der Augenblick, den ich Epiphanie nenne. Zuerst erkennen wir, daß das Objekt ein integrales Ding ist, dann erkennen wir, daß es ein gegliedertes zusammengesetztes Ganzes ist, ein Ding in der Tat: schließlich, wenn die Beziehungen der Teile aufs feinste zusammen gestimmt erscheint, wenn die Teile aus jenen speziellen Punkt zugerichtet sind, erkennen wir, daß es das Ding ist, das es ist. Seine Seele, sein Sein, sein Wassein springt uns aus der Kleidung seiner Erscheinung an. Die Seele des gewöhnlichsten Objektes, dessen Struktur so ausgerichtet ist, erscheint uns strah lend. Der Gegenstand erreicht seine Epiphanie. W. Warnach Die historischen Richtungen der modernen Kunst im sakralen Raum I. Die Besinnung auf die verschiedenen Bewe gungen der modernen Kunst, die sich in der Geschichte seit etwa 1880 abzeichnen, im Zu sammenhang mit unserm Thema: Die Kunst im sakralen Raum, kann nur den Zweck haben, uns vor die Wirklichkeit der modernen Kunst zu stellen und uns für die Erkenntnis zu rüsten, daß diese Wirklichkeit für den Künstler, der für den Sakralraum schafft, unausweichliches Schicksal ist, das er in seiner ganzen Schwere zu übernehmen hat, oft auf eine sehr einsame, scheinbar abseitige Art, die darum, sofern sie nicht auf willkürlicher Absonderung beruht, nur noch tiefer in den Wurzelgrund des Geschicht lichen reicht. 17
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