nähe mit direkter Christusbedeutung angebracht werden, gelten aber doch mehr als Krypto gramme, das heißt mehr als mir für Eingeweihte erkennbare „Geheimzeichen",wie am klarsten der Fisch als Abkürzung für: „'Itjooö^ XpiaTÖ<; 0SOÖ 'Y'M Swnjp" darstellt. Die zweite Gruppe umfaßt das religiöse Bild. Hier ist vor allem festzustellen, daß das Bild ganz einwandfrei kultisch nicht notwendig ist. Deswegen wurde auch die Verwendimg von Bildern im Kultraum in manchen Zeiten heftig angegriffen. Diese Angriffe, deren wichtigster wohl der byzantinische Bilderstunn des 8. imd 9. Jh.s und der BildersturnTSer Relormation des Jh.s sind, stützeiT^iiär^Im^'^gemeinen in erster Linie auf das Bilderverbot des Alten^ Testamentes. Hingegen ist theologisch vor allemj einzuwenden, daß das Bild ganz generell — nämlich die Abbildung — durch das körperliche Erscheinen Christi gerechtfertigt ist. Gott war so lange nicht abbildbar, so lange er von sich aus unsichtbar blieb. Nachdem Christus körper lich sichtbar erschienen war, war er auch ab bildbar. So bleibt streng genommen ja auch die Niditabbildbarkeit für Gottvater bestehen, der eigentlich nur symbolisch angedeutet werden dürfte. Dazu kommt noch rein historisch die Verlegung des Schwerpunktes des Christentums in den Kulturbereich der griechisch-römischen Antike und damit in den der abbildenden Kulte. Mit der Frage nach der Rolle der Bilder im Kirchenraum, die die gleiche ist wie die der Bilder auf dem liturgischen Gerät und in kirch lichen Büchern, wird die Hauptfrage des Pro blems aufgeworfen. Nun gibt es im Kirchenraum und im religiösen Vorstellungskomplex über haupt verschiedene Aufgaben und Stellungen für Bilder, nach denen eine Gruppienmg vor genommen werden soll. An erster Stelle steht hier das didak tische Bild. Diese Gruppe umfaßt jene Bil der, in denen die christliche Heilslehre an Hand der Bibel in bestimmten historischen Vorgängen dargestellt ist. Die Bilder dieser Gruppe haben textillustrativen Charakter. Das Alte und Neue Testament haben beide den Charakter histo rischer Darstellungen, deren Berichte in einzelne Szenen aufgliederbar sind. Diese Szenen werden im Bild festgehalten. Dabei kann der Auswahl der Aneinanderreihung dieser Bilder ein wei terer imterweisender, über die reine Illustration hinausführender Sinn unterschoben werden. Kunsthistorisch sind die frühesten Bilder die ser Gruppe in den Katakomben und Sarkophagbildem der Spätantike zu suchen, bei denen es sich um mehr oder weniger wahllose Anein anderreihungen einzelner Bilder handelt, die allerdings bald — zumindest im Verlauf des 4. Jh.s — zu Bilderzyklen hinführen, deren frühester erhaltener der Zyklus der Langshausmosaiken in Sta. Maria Maggiore in Rom ist, bei denen zweifellos hinter der histo rischen Reihenfolge ein imterweisender Sinn in der Anordnung und Auswahl liegt. Dieser Typus erhält sich über das ganze Mittelalter als vorwiegender Teil bildlicher Ausschmückung des Kirchengebäudes, aber auch auf Geräten, wie Antependien oder Amboverkleidungen und in den Büchern, um schließlich auch auf Altäre — Retabel- imd Flügelaltäre — überzugreifen. Immer handelt es sich um den unterweisenden Charakter der historischen Illustration. Die Überbetommg der religiös-erzieherischen Bedeutung der einzelnen Szene leitet zur näch sten Gruppe über, dem spekulativen Bild. Hier handelt es sich um Bilder, die nicht ihrer illustrativen historischen Bedeutung we gen dargestellt werden, sondern, die einen theo logischen Gedankengang veranschaulichen solsen. Das sind erstens solche, die als Einzelbilder einer bestimmten Absicht wegen aus dem histo rischen Zusammenhang gelöst werden. Inner halb dieser Gruppe entstehen gewisse Abbre viaturen und Typologisierungen, um die leich tere Erkennbarkeit, die „Lesbarkeit" zu ermög lichen, die bis zu komplizierten überschichteten Systemen führen. So z. B. bei dem Apsisbild in San Apollinare in Classe, in dem die Verklä rung Christi am Berge Tabor durch einen Kreuz nimbus auf einem Berg dargestellt wird. Bedeutender ist die zweite Abteilung dieser Gruppe, die aus rein spekulativen Bildern be steht, in denen theologische Überlegungen zu Bildern werden. Entweder handelt es sich hier um reine Überlegungen, wie den Gnadenstuhl, die hl. Anna selbdritt oder den Thron Salomonis oder um überlegte Szenen, wie die Marienkrö nung oder um allegorisch-erzieherische Bilder, wie die Tugenden und Laster und die Bilder über die Vita activa und contemplativa, die an sich undarstellbare Dinge zeigen, wozu auch das Dämonische und das Teufelsbild gehören. Diese Bildgruppe setzt beim Betrachter ein höheres Maß an theologischem Verständnis voraus. Stärker in unmittelbarer Beziehung zum Be trachter steht die dritte Gruppe, das psycho logische Bild. Bei diesem wird entweder aus einem historischen Vorgang oder aus einer Spekulation ein Moment herausgegriffen, der im Betrachter eine unmittelbare Wirkung aus lösen soll. Hier handelt es sich also nicht um die Kenntnisnahme eines historischen Vor ganges oder eine theologische Überlegung zur Unterweisimg der Gläubigen, sondern um ein bestimmtes Gefühl oder eine Situation, in die der Gläubige versetzt werden soll. So etwa bei 9
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