lichkeiten des Gottesdienstes zur Messe hinzu. Durch diesen Raum bewegte sich der Zug, um vorne am Altar im Querhaus das Eigentliche des Gottesdienstes zu beginnen. Man kann es als eine begründete Annahme hinstellen, daß diese Einrichtungen direkt auf die Initiative des Kaisers zurückgehen. Jungmann selbst ist der Meinung, daß diese neuen Einrichtungen aus dem römischen Kaiserkult und Kaiserzeremo niell in die römische Papstmesse übernommen wurden. Alföldi und Klausner haben nachgewie sen, daß die kirchlichen Gewänder durch beson dere Stiftung Konstantins aus den kaiserlichen Zeremonialgewändern entstanden sind. Da die beiden Hauptkirchen Roms, die Kirche des Lateran und die alte Peterskirche, unmittelbar im Anschluß an die Befreiung der Kirche in Rom auf kaiserliche Stiftung begründet wurden — der Lateran sogar auf dem Boden eines kaiserlichen Palastes —, so ist der Zusammen hang mit einer kaiserlichen Stiftung noch mehr in die Nähe gerückt. Diesem Typus kommt in gewisser Weise eine gründende Bedeutung zu. Wir können in der Geschichte der Kunst durch die Jahrhunderte vor allem des Mittelalters sehen, daß sich dieses System im wesentlichen erhalten hat und daß es die Grundlage vor allem für die gesamte mittelalterliche aber auch nachmittelalterliche kirchliche Architektur bil det. Es ist ja tatsächlich auch von dem liturgi schen System der Messe im wesentlichen nicht abgerückt worden. Es gibt zwar eine Reihe von Veränderungen, die auch immer gleich wieder räumliche Konsequenzen nach sich zogen, aber im Grunde blieb das System gleich. In den west lichen Teilen Europas entstand in den nachfol genden Jahrhunderten ein reduziertes System einer querhauslosen Basilika, die sich aber ihren längsgerichteten Charakter erhielt, wie ja auch in der Liturgie vom Einzugsritus nicht abgese hen wurde. Bezeichnenderweise ist das Querhau.3system im 9. und 10. Jh. in den nördlichen Gegenden Europas, vor allem am Rhein wieder aufgenommen worden. Diese Kirchen standen im Zusammenhang mit den kaiserlichen Ein richtungen der karolingischen und ottonischen Zeit. Jungmann hat darauf hingewiesen, daß die Veränderungen und Neuerungen in der Li turgie der Messe nun nicht mehr wie bisher durch die römischen Einrichtungen, sondern durch nördliche gemacht wurden. Vor allem der Ordo von Seez in der Normandie und das Pontifikale von Mainz aus dem Jahre 950 brachten die entscheidenden Veränderungen. Es waren sogar kaiserliche Gottesdienste, wie z. B. die Krönung Heinrichs II. im Jahre 1014 oft ent scheidend für Neueinführungen, wie bei dieser z. B. das Credo. Der Monumentalisierung der Liturgie und der Betonung des feierlichen Cha rakters der Messe entspricht architektonisch die Wiederaufnahme des Querhaussystems in den basilikalen Bau, das dann von nun an im Kathe dralbau des Mittelalters nicht mehr verloren geht. Im Zusammenhang mit liturgischen Verände rungen oder Besonderheiten entstanden im Mittelalter bei den einzelnen Orden neue Bau formen oder gewisse Abweichungen von diesem System. An erster Stelle stehen hier die Bene diktiner, deren bedeutendste Abtei zweifellos Cluny war. Die beiden cluniazensischen Ordines — einer aus der Mitte des 11. Jh.s und der Ordo Udalrichs von 1080 — bestimmten besondere Feierlichkeit, besonderes Chorgebet und gestei gerte Reliquienverehrungen mit Prozessionen in vielfältiger Weise. Daraus entstand ein fast permanenter Gottesdienst mit bedeutenden räumlichen Konsequenzen. Der erste Bau der Klosterkirche von Cluny war sehr klein. Der zweite von 950 bis 981 brachte eine bedeutende Vergrößerung und bereits ein Querhaussystem, aber der dritte, der von 1088 bis 1130 aufgeführt wurde, brachte eine monumentale Vielräumlich keit. Das System war ein langer Weg mit stufen weiser Steigerung. Auf einen Törbau und Vor hof folgte das basilikale fünfschiffige Langhaus, dann ein Querhaus mit einem mächtigen Vie rungsturm und einzelnen Türmen über den Querarmen, dann ein Zwischenschiff und ein zweites Querhaus. An dieses waren einzelne Kapellen angeschlossen. Dann erst kam der Chorraum, der mit Chorumgang und einer Reihe von Ostkapellen den Komplex abschloß. Wie sicherlich alle einzelnen Formen dieses Gebäu des nicht ohne weiteres nur aus liturgischen Einrichtungen erklärbar sind, so handelt es sich hier um einen Bau, der besonders auf die litur gischen Neuerungen und Besonderheiten des Ordos von Cluny eingegangen war. Die vielen Kapellen waren zur Aufnahme der Reliquien notwendig, die wieder verschiedene Prozessio nen möglich machten. Auf den Charakter und Rhythmus der Prozession weist vor allem auch die Verdopplung des Querhauses und der Chor umgang hin, da das Querhaus jedesmal eine Art „Haltepunkt" ist, während der Chorumgang, in neuartiger Weise, das Umschreiten des Altares möglich macht. Die Tendenz zur Vielräumigkeit der Benediktinerkirchen wird durch die Grup pierung der Teilnehmer am Gottesdienst noch gefördert. Jede Gruppe: die unmittelbar betei ligten Priester, die singenden und nichtsingen den Mönche, die Kranken und schließlich die Laien haben alle verschiedene Raumteile für sich. Vor allem aber spielt die große Rolle in diesen Kirchen die Prozession. Zu allen gottes-
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