Christliche Kunstblätter, 94. Jg., 1956, Heft 3

Auch die dritte Abhandlung, „Das wahre Ant litz Jesu", begibt sich auf ikonographisches Gebiet. Sie gibt einen wertvollen Überblick über die alten Christusdarstellungen, das Bild von Kamulia und das Abgar-Bild, und befaßt sich dann ausführlich mit dem Veronika-Bild und den damit zusammen hängenden Legenden. In diese Linie gehört auch die Darstellung des Schmerzensmannes, die in der „Gregor-Messe" eine Weiterführung erfahren hat. All dieser Motive hat sich auch die Volkskunst angenommen und eine Fülle von Darstellungen in Plastik und Malerei und auf Andachtsbildchen hin terlassen. Diese aufschlußreichen Abhandlungen verdienen das Interesse jedes Volkskundlers und Heimat freundes. P. G. Hans Aurenhammer, Die Mariagnadenbilder Wiens und Niederösterreichs in der Barockzeit. Der Wandel ihrer Ikonographie und ihre Verehrung. Band VIII der Veröffentlichungen des Österreichi schen Museums für Volkskunde; im Selbstverlag des Österreichischen Museums für Volkskunde; Wien, 1956. IX und 183 Seiten, 40 Abbildungen auf 16 Tafeln, kartoniert. Das Buch bietet viel mehr, al« der Titel vermuten lassen möchte. Es bietet nicht nur eine Darstellung der Marienverehrung in der Barockzeit und eine Aufzählung der Bilder und örte, sondern durch die einleitenden Artikel und dargelegten Forschungs ergebnisse eine äußerst instruktive Gesamtschau über die Bilderverehrung: und über das Wallfahrts wesen überhaupt und greift in der Aufspürung der Wurzeln weit hinaus über den Raum von Wien und Niederösterreich bis nach Italien und in den örient. Es spannt einen großen Bogen von den „Lukasbil dern" Roms bis zum kleinen Andachtsbild in der Barockzeit. Zunächst wird der Begriff „Andachtsbild" geklärt nach der Definition der „devotio" durch Thomas von Aquin und nach den Bestimmungen des Konzils von Trient über die Bilderverehrung; daraufhin geht der Autor den historischen Gegebenheiten über die Entwicklung der Bilderverehrung und des Wall fahrtswesens nach. In diesem Zusammenhang wird besonders auf drei bestimmende Motive hingewie sen, die häufig zum Beginn einer Verehrung und zur Gründung eines Gnadenortes geführt haben, nämlich auf das Motiv der Rast, das Türken- und Pestmotiv und das Mißhandlungsmotiv. Bei den verehrten Bildern lassen sich drei gi-oße Gruppen unterscheiden: Die größte Gruppe der während der Barockzeit in Wien und Niederöster reich verehrten Gnadenbilder stellen jene dar, welche ikonographisch letzten Endes auf byzanti nische Marienbildtypen zurückgehen. Die bekanntesten Originale sind die nach der Hauptstadt von Kreta benannte Maria Candia und Maria Pötsch. In diese Reihe gehört auch die Mut ter Gottes von Czenstochau; alle leben auch in vie len Kopien weiter. Eine andere Untergruppe bilden die berührten und viel verehrten „Lukasbilder" Roms. Von ihren anzunehmenden byzantinischen Vorbildern führt eine Entwicklungslinie über das italienische Trecento zu dem niederländischen Ma rienandachtsbild und eine Linie auch zu den als Gnadenbilder verehrten Marienbildern Lucas Cranachs. Als kultische Initiatoren kommen besonders einige Orden, wie die Jesuiten und Augustiner Ere miten, und besonders stark auch das Haus Öster reich in Frage. Eine geringere Zahl als die Gnadenbilder byzan tinischer Tradition nehmen jene Bilder ein, deren Bildtypen als mittelalterlich zu bezeichnen sind. Hieher gehören „Maria in der Sonne", „Maria im Ährenkleid", das Rosenkranzbild, das Mariaschmerzensbild und die Schutzmantelmadonna. Die dritte, nachmittelalterliche Gruppe hat Maria und ihr Leben zum Gegenstand. Diese Bilder ver körpern die religiöse Malerei seit der Gegenrefor mation. Es handelt sich vielfach um Marienbild typen, die aus Italien, Spanien oder Flandern zu uns gekommen sind. Hieher gehören besonders die Gnadenbilder, die ihre Themen aus der Darstellung der Unbefleckten Empfängnis Mariens herleiten, deren klassische Ausprägung im 17, Jahrhundert in Italien durch Reni, in Spanien durch Murillo ge funden wurde. Ein äußerst umfangreicher Katalog sowie ein Per sonen-, Sach-, Orts- und ikonographisches Register machen diese Arbeit zu einem äußerst wertvollen „Wallfahrts-Dehio" und zu einem Heimatbuch, um das man Wien und Niederösterreich wahrlich be neiden kann. P. G. „Der Bilderkreis." Herausgegeben von Heinrich Lützelei-, Verlag Herder, Freiburg. Nr. 11: Auf erstehung; Text von Ludwig A. Winterswyl, 3. Auf lage, 1956. Nr. 46: Johannes, Text von Reinhold Schneider, 1956. „Der Bilderkreis will zum Wesen der Kunst hin führen und den Mensdaen anleiten, die Kunst nicht nur historisch oder ästhetisch, sondern auch als Bild des vielfältigen Lebens zu sehen. Die einzelnen Kunstschöpfunglen werden so gleichsam in unser Leben mit hineingenommen, damit wir im Um gang mit ihnen wissender, reifer und froher wer den." So sagt der Verleger als Einleitung. Und dieser Zweck und diese Absicht wird vollkommen erreicht durch die schmucken und gediegen ausgestatteten Bändchen; man möchte sie in der Hand jedes Freundes der Kunst und jedes besinnlichen Men schen wissen. P. G. DDr. P. Adalbert Krause, OSB., Die Admonter Weihnachtskrippe. Verlag Styria, Graz. 16 Seiten, Preis: S 4.50. Die mächtige barocke Weihnachtskrippe, 1755 von Josef Thaddäus Stammet vollendet, stellt wohl den schönsten künstlerischen Schmuck des Admonter Blasiusmünsters dar. Sie blieb zum Glück auch beim großen Stiftsbrand 1865 verschont. Dieses Kunst werk hat in dem bekannten Admonter Kunst historiker einen würdigen Interpreten gefunden, der uns neben der Beschreibung der Krippe auch mit ihrem Künstler und dessen weiterem Schaffen be kannt macht. Dieses Heftchen ist für den Beschauer ein liebes Andenken und auch sonst für jeden Kunst- und Heimatfreund eine willkommene Gabe und Ergänzung seiner Sammlung. Druck und Aus stattung sind vorzüglich. P. G. P. Ambros Trafojer, OSB., Der Grieser PacherAltar. Verlag Ferrari-Auer AG., Bozen. Dieses kleine zwölfseitige Heftchen will dem Be sucher den ehemaligen Hochaltar der alten Pfarr kirche (= oberen Kirche) zu Gries näherbringen. Wenn auch dieser Altar nicht an den berühmten Altar in St. Wolfgang heranreicht, gehört er doch zu den Hauptwerken des Meisters und bildet gleich sam die Voi-studie zum größeren Werk. Beide Altäre wurden im selben Jahre, 1471, in Auftrag gegeben und begonnen und im selben Jahrhundert ausge führt. Leider ist der Altar nicht mehr vollständig 27

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