nur auf die Steinteile, sondern auch auf die Mauerflächen und Gewölbe erstrecken, wobei mitunter recht aufschlußreiche Details gefunden werden. In gotischen Kirchen ist der Putz an den Wänden und an den Gewölben meist gleichfärbig, in einem gebrochenen Weiß, ursprünglich wohl nicht bemalt, sondern mit der Kelle ge glättet. Manchmal hat der Putz einen feinen ins rotbraune getönten Anhauch. An den Steinteilen kommen die verschiedensten Polychromierungen vor, die Quadernteilung ist mitunter durch lichte aufgemalte, mitunter durch rötliche oder graue Fugen betont, die einzelnen Quadern können insbesondere in der Nähe der Schlußsteine far big bemalt sein, mitunter kommt eine Art Marmorierung vor, bei frühen gotischen Bau werken findet man auch eine gewisse farbige Schattierung, welche die Profile in ihrer pla stischen Wirkung verstärken soll. Gegen das 15. Jahrhundert werden die Farben meist lichter oder es findet sich auf den Steinen nur eine Glätte von beinfarbener Wirkung. Wo die alten Zustände nicht gut erhalten sind, ist es erlaubt, die ursprüngliche Farberscheinung neuerlich herzustellen. Häufig liegt eine rote Bemalung der Rippen vor, welche den Anschein erwecken soll, als ob es sich um Rippen aus Ton handle, ein Material, das ja in der gotischen Baukunst auch in unseren Gegenden mitunter anzutreffen ist. Solche Polychromierungen wirken natürlich und ansprechend, wenn sie Original sind; bei einer Erneuerung muß immer getrachtet werden, eine möglichst harmonische, milde Erscheinung hervorzubringen. Im 16. Jahrhundert findet man mitunter eine Schwarzfärbung der Rippen, ein Zustand, der wohl eine überaus dekorative Wirkung des Innenraumes hervorrufen kann, eine Lösung, zu der sich jedoch nicht jede Kir chengemeinde gerne entschließen wird. In solchen Fällen wird der Denkmalpfleger zu überprüfen haben, ob nicht eine allgemeinere Lösung den Vorzug vor einer zu stai'k individuellen verdient. Das Problem der farbigen Gestaltung des Innenraumes sollte jedenfalls von einem Fach mann geprüft und nicht dem Handwerker an heimgestellt werden. Der Denkmalpfleger wird immer einen Freskenrestaurator zu Rate ziehen, welcher auch den Innenraum der Kirche auf das Vorhandensein von Wandgemälden zu unter suchen hat. Gotische Räume kommen am besten in ihrer ursprünglichen Polychromierung zur Geltung. Schwieriger zu beantworten ist die Frage, wie barocke Innenräume farbig zu behandeln sind. Es ist eine Tatsache, daß viele Räume des 17. Jahrhunderts ursprünglich ohne Farbe ge wesen sind, sei es, daß die Oberfläche geglättet und wie der Stuck behandelt war, sei es, daß darüber eine einheitliche Tönung in gebroche nem Weiß lag. In letzter Zeit konnte für mehrere Räume aus dem 17. Jahrhundert nachgewiesen werden, daß über der ganzen Oberfläche der Wand, des Stuckes und der Gewölbe ein gebro chenes Weiß in einem silbergrauen Ton lag. In derartigen Räumen wirkt mitunter nur die starke Farbigkeit der Altäre oder allenfalls vor handener Fresken. Es ist nicht immer leicht, die Angehörigen der Pfarrgemeinden zu überzeugen, daß eine solche schlichte Behandlung des Innen raumes eine monumentale Wirkung hervorruft. Freilich gibt es daneben im 17. Jahrhundert auch schon Räume, die eine farbige Behandlung zeigen. Mit dem Beginn des Hochbarocks schei den sich die Wege in der farbigen Auffassung. Die verfeinerte Richtung insbesondere in Wien verlangte weiterhin eine einheitliche geglättete Oberfläche in einem zarten Stuckton, während der ländliche Geschmack eine durchaus farbige Behandlung liebte. Schließlich obsiegte die far bige Behandlung, welche auch von allen Anfang an von Jakob Prandtauer bevorzugt worden war. Die Verwendung von Kunstmarmor sowie starke Farbtönungen in rötlichen und gelben Tönen ist für diese Geschmacksrichtung kennzeichnend. Die Rokokozeit brachte dann wieder eine neue Verfeinerung, wobei die Verwendung komple mentärer zarter Farben bevorzugt wurde. Die Aufgabe der Farbe besteht nun nicht sosehr darin, den einzelnen Baugliedern ein Lokal kolorit zu geben, sondern dem Luftraum far bigen Duft zu verleihen, ob dies nun in der konkreten Art geschah, die von Bayern kom mend eine farbige Behandlung der Stukkaturen verlangte, oder in der höfischen pastoralen Art, die dem österreichischen Geschmack entsprach. In allen Fällen tut man gut, bei der Restau rierung den ursprünglichen Zustand zu erfor schen und eine Tönung wiederherzustellen, welche der ursprünglichen möglichst gleich kommt. Die oft erörterte Frage, ob Leimfarben oder Kalkfarben verwendet werden sollen, kann nur dahin beantwortet werden, daß Kalkfarben jedenfalls vor Leimfarben wegen der Haltbar keit und Schönheit den Vorzug verdienen, wenn auch Leimfarbe bei späteren Restaurierungen leichter zu entfernen ist. Die Abnahme von Ubertünchungen an kost baren Stukkaturen ist eine Aufgabe, welche dem Maler nicht zugemutet werden kann und somit als eine Aufgabe des Restaurators (Bildhauers) erscheint. Daß bei der Abnahme der Ubertün chungen das Original unverletzt bleiben muß, ist wohl eine Selbstverständlichkeit. Farbig richtig behandelte Innenräume wirken künstlerisch meist so überzeugend, daß sich jede
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