Christliche Kunstblätter, 94. Jg., 1956, Heft 2

und Kunstharzen abzulehnen, eine Versetzung des Putzmörtels mit wasserdichten Stoffen ver größert in solchen Fällen nur den Schaden. Dem Verputz können lebenshemmende Stoffe zu gesetzt werden, doch soll eine Atmung zugelas sen werden. Es wurde die Beobachtung gemacht, daß ein kleiner Anteil von Traß zum Weißkalk mörtel verwendet, bei Feuchtigkeit eine größere Dauerhaftigkeit des Putzes gewährleistet. Die Möglichkeit, einen durch einen Hohlraum isolierten Putzträger anzubringen, wird man vor allem bei Innenräumen wahrnehmen müs sen, wo andere Lösungen nicht gangbar er scheinen. Die richtige Durchführung solcher Ar beiten, sei es mit Trockenlegungsziegeln, Primanitplatten oder dergleichen, muß einem sorg fältig arbeitenden Fachmann überlassen wer den. Wo große Dauerhaftigkeit erreicht werden soll, muß von zu leichten Materialien, die verwesliche Bestandteile, wie Holz oder Teerpappe enthalten, abgeraten werden. Besondere Probleme sind mit der Frage der richtigen Herstellung eines Außenputzes ver bunden. Jedes Zeitalter hat andere Verputze an gefertigt. Staunend betrachtet der Denkmal pfleger häufig die Haltbarkeit alter Putze, die von den modernen Materialien keineswegs übertroffen werden. Es kann hier nicht auf die verschiedene Zusammensetzung der einzelnen Putze in den verschiedenen Zeitaltern näher eingegangen werden. In der Zeit der Gotik fin den wir häufig einschichtige Putze von größter Haltbarkeit, welche mit der Kelle geworfen und der Kellenkante abgezogen wurden. Die Zusam mensetzung des Mörtels ist hiebet von größter Wichtigkeit. Die Verwendung eines sterilen Flußsandes mit entsprechendem Kornaufbau, die richtige Aufbereitung des Mörtels kann die Haltbarkeit eines solchen Verputzes für Jahr hunderte gewährleisten. Die Putze der Renais sancezeit sind vielfach feiner und glatter ge arbeitet, wobei der Kellenfläche größerer Anteil an der Ausführung als der Kellenkante zu kommt. In der Barockzeit sind es vor allem die sehr eingehenden Vorschriften der Archi tekturlehren Vitruvs und Palladios, welche eine neue sorgfältige Ausführung des Putzes ge währleisteten. Die Putze sind nun meist drei schichtig, wobei die oberste Schichte mit einem Stahlgerät vollkommen geglättet worden ist. Bei besonders kostbaren Bauten wurde in der Oberschicht manchmal auch Marmormehl ver wendet, um eine besondere Glätte und trans parente Oberfläche zu erreichen. Die Bei mischung organischer Bestandteile ist vielfach nachzuweisen, wodurch der Mörtel eine größere Härte und Dichtigkeit bekam. Bei volkstüm lichen Bauten wurde in der Barockzeit manch mal die Methode eines durchgefärbten Putzes in Anwendung gebracht, wobei durch die Mitver-, Wendung kleiner bis 8 mm großer Rieselsteine eine „Panzerung" vorgenommen wurde, welche den Putzen eine oft mehr hundertjährige Halt barkeit gab. Diese Rieselputze der Barockzeit sind ästhetisch weitaus ansprechender als die meist falsch zusammengesetzten Rieselputze des 19. und 20. Jahrhunderts, welchen der richtige Kornaufbau in der Zusammensetzung fehlt. Die Verwendung von Brett und Hobel bei der An fertigung des Putzes ist verhältnismäßig alt, kam aber in unseren Gegenden wohl erst spät zur Anwendung. Immer lohnt sich ein genaues Studium des ursprünglichen Putzes, der für das Bauwerk am angemessensten erscheint. Die Frage, wann ein Bauwerk gänzlich ohne Putz bleiben kann, muß sehr genau studiert wer den. Es ist wohl selbstverständlich, daß Bau werke mit genauem Fugenschnitt wie etwa die Marmorquadern des Domes von Gurk ursprüng lich ohne Verputz gewesen sind. In einzelnen Fällen gibt es auch Bruchsteinmauerwerk der Gotik, welches wohl bestimmt war, verputzt zu werden, niemals aber den Putz bekommen hat. Manchmal ist solches Bruchsteinmauerwerk aus kleinen Steinen so kunstvoll zusammengefügt, daß der Verputz wegbleiben kann. In den aller meisten Fällen aber, in welchen Bruchstein mauerwerk vorliegt, war der Verputz vor gesehen, um die Oberfläche zu schützen und eine einheitliche Wirkung hervorzubringen. Behauene Eckquadern waren bisweilen davon ausgenommen, verputzt zu werden, wobei aber der anschließende Putz völlig bündig mit den bearbeiteten Steinflächen lag. Freilich dürf ten auch solche Steinteile ursprünglich eine Schlämme aufgewiesen haben. Bei der Anferti gung des Putzes sind Stufen gegenüber den Steinflächen zu vermeiden. Verbrämungen zwi schen den einzelnen Quadern sind im allgemei nen streng verpönt. Gewöhnlich wurden die Fugen bündig mit der Steinfläche durch den Mörtel geschlossen. Nur bei sehr präzisem Fugenschnitt kann unter Umständen die Fuge vertieft liegen. In einzelnen Fällen des 12. Jahr hunderts, bei nicht genauem Fugenschnitt, wur den auch schräge Fugungen festgestellt. In Zweifelsfällen wird man trachten, eine mög lichst schlichte und unauffällige Form zu finden, bei der jede allzu betonte Erscheinung vermie den wird. Ein gut gepflegter Alterszustand wird immer den Vorzug vor jeder noch so geschicht lich treuen Wiederholung eines verlorengegan genen ursprünglichen Zustandes verdienen. Es bedarf genauer Überlegung, ob es ästhetisch tragbar ist, etwa einem spätromanischen Ge bäude, wie der Stiftskirche" in Lilienfeld, die

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