Christliche Kunstblätter, 94. Jg., 1956, Heft 2

Josef Zykan (Wien) Allgemeine Gedanken über Denkmalpflege an kirchlichen Baudenkmalen Die sakrale Widmung gibt den Gotteshäusern meist eine Lebensdauer, wie sie profanen Bauten gewöhnlich nicht zukommt. Das Alter erweckt in uns die Vorstellung der Ehrwürdig keit, deren Erhaltung uns als eine Selbstver ständlichkeit erscheint. Im folgenden soll nun in schlichter Weise auf die mannigfaltigen Probleme hingewiesen wer den, welche bei der Pflege und Erhaltung der kirchlichen Baudenkmale auftauchen können. Die Erörterungen sollen allgemein und einfach gehalten werden, daß sie auf eine möglichst große Anzahl von Fällen zutreffen. Jene sel tenen Fälle, in denen die Demolierung eines kirchlichen Baudenkmales in Erwägung ge zogen oder eine wesentliche Veränderung durch Umbau angestrebt wird, können hier außer Be tracht bleiben. Alle kirchlichen Baudenkmale stehen ipso iure unter Denkmalschutz. Der Paragraph 2 des Denkmalschutzgesetzes besagt, daß „an der Er haltung aller Denkmale, die sich im Eigentum oder Besitz kirchlicher und religionsgenossen schaftlicher Körperschaften und Stiftungen beflnden, das öffentliche Interesse insolange ge geben erscheint, als das Bundesdenkmalamt nicht auf Antrag des Eigentümers oder Besitzers oder von Amts wegen das Gegenteil festgestellt hat." Nach § 4 ist die Zerstörung und freiwillige Veräußerung von Denkmalen im Eigentum oder Besitz der Kirche an die Zustimmung des Bundesdenkmalamtes gebunden. Die Restaurierung als eine Veränderung, welche die überlieferte Erscheinung oder künstlerische Wirkung des Baudenkmales beeinflussen könnte, bedarf der Zustimmung des Bundesdenkmalamtes. Es wird daher bei allen Restaurierungen an kirchlichen Baudenkmalen das Einvernehmen mit dem Lan deskonservator zu pflegen sein. Die Arbeiten zur Erhaltung eines Baudenk males beziehen sich entweder auf die tech nischen Voraussetzungen oder beschäftigen sich mit der künstlerischen Erscheinung. Niemals lassen sich jedoch diese beiden Gebiete vonein ander vollkommen trennen, weil die Erhaltung der künstlerischenErscheinung von vielerlei tech nischen Voraussetzungen abhängt. Trotzdem muß gesagt werden, daß auf diese technischen VorDazu die Abb. 19, 20, 21 und Titelseite aussetzungen mitunter zu wenig Wert gelegt wird, wenn an die Restaurierung eines kirch lichen Baudenkmales geschritten wird. Es ist ohne Zweifel sinnwidrig, an die Restaurierung von Deckengemälden und Altären zu denken, bevor noch die Substanz des Baudenkmales ge sichert erscheint. Gesunde Fundamente und ordentliche Bedachungen sind die Vorausset zungen für die dauernde Erhaltung eines Bau werkes. Diese wirtschaftlich notwendigen tech nischen Arbeiten verdienen immer den Vorzug vor allen noch so wichtig erscheinenden Arbei ten an der künstlerischen Ausstattung eines Bauwerkes. Jeder Kirchenrestaurierung sollte eine gründ liche Untersuchung der Dachstühle und der Dachhaut vorausgehen. Die Bekämpfung der Holzschädlinge ist für die Zukunft eines Bau werkes von größter Wichtigkeit. Inbesondere ist auf das Vorkommen von Pilzen und Moder bakterien größte Aufmerksamkeit zu verwen den; der Hausschwamm ist imstande, innerhalb weniger Jahre Holzkonstruktionen völlig zu vernichten oder so zu verseuchen, daß eine Assanierung kaum mehr erreicht werden kann. Eine vorbeugende Behandlung mit insektiziden und fungiziden Mitteln ist besonders dann ge raten, wenn schon ein Befall festzustellen oder zu befürchten ist. Von größter Wichtigkeit ist auch die Reinhaltung der Dachstühle, zumal die Exkremente von Fledermäusen und Vögeln eine schnelle Infektion des gesunden Holzes mit sich bringen können. Die ordentliche Ausführung der Dachhaut ge währleistet die Trockenheit des Dachstuhles. Die Art der Ausführung wird nach dem Alter des Baudenkmales eine verschiedene sein müssen. In zahlreichen Fällen wird der Denkmalpfleger auf der Beibehaltung der alten Schindeldeckung bestehen, gewiß aber dann, wenn es sich um komplizierte Dachformen handelt, für die sich eine andere Deckung kaum eignet. Eternitschin deln in dunklen Nuancen sind eine Ersatzdekkung für Schindeln in solchen Fällen, in denen es sich um verhältnismäßig ebene Flächen han delt. Die traditionellen Materialien, wie Stein platten, Taschenziegel, Biberschwänze, Mönch und Nonne, Kupferblech, müssen mit Bedacht 1

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