bäuerlich provinziellen Kunstschaffens zu sehen. Und wir wollen uns vor Augen halten, daß auch diese Werke für uns wichtig sind, nicht nur weil wir hier sehen, wie wichtig die damalige Wiener Malerei, trotz innerer Wirren und teilweiser Besetzung durch die Ungarn, für die Provm2 gewesen ist, sondern auch weil in allen Epochen dieser bäuerlich-provinzielle Kreis neben der hauptstädtischen Komponente für die österrei chische Kunst von großer Bedeutung war. DAS FORUM Denkmalpflege und neue Form von Hans Karlinger, Sfadtbaudirektor in Frankfurt a. Main „Ein Widerspruch wird innerhalb der Denkmalpfiege seit Jahren zu brennender Frage: wir se hen die Notwendigkeit, das vergangene gewordene Kunstwerk zu schützen als .Kulturforderung, wir sehen nicht die Werkkräfte für den ganzen Um fang der Aufgabe. Notwendigkeit desi Schutzes heißt eben nicht liomantik, heißt nicht Spieien mit Altertümern. Not wendigkeit entspringt der Verpflichtung, welche die Beständigkeit der künstlerischen Werte von einer Kulturgemeinschaft fordern kann — Altertümelei ist die verhängnisvolle Fiktion, der Denkmalwert sei wesenhaft im Alten der Werke (mit anderen Worten in einer falschen Vorstellung vom Tatbestand des Historischen) begründet. Das Unkünstlerische und damit Lebensunwahre dieser Fiktion ist aber doch erkannt und darum nicht zu bekämpfen. Daß ein Gestalter vom Ausmaße M a, y s im Rahmen denkmalpflegerischer Aufga ben (Denkmalstag in Würzburg 1928) spricht, ist ein Faktum, wesentlicher als die Angelegpnheit, inwieweit er heute schon verstanden wird. Die Situation scheint die: die unkünstlerische Vorstel lung, daß man für Schutzmaßnahmen alter Kunst werke — gleichviel ob das Stadtbilder, Räume oder Bildwerke sind — jeden heranholen könnte, der sich durch das nötige imitative Talent als ge nügend geschickt erweist zum Kopisten oder Anempfinder, und im, übriiglen den lebendigen Künst ler, der ja auch mit dem vergangenen Werk schließlich am tiefsten, d. h. am wesenhaftesten fühlt, auf eine Insel jenseits der gewordenen Welt isolieren dürfte —, diese Vorstellung erlischt ret tungslos. Die Verpfiichtung des Schutzes bleibt. Also auch die Aufgabe, nach Kräften, die auf die ser Linie Werkarbeit zu leisten vermöchten, Aus schau zu halten. Denn nicht der ist ,frei' im Sinne des Lebens, der das Vergangene, das gewordene Kunstwerk ausgelöscht haben möchte: Vernichtung ist nicht Überwindung. ,Frei' ist der, der zu Gewordene.m seine, d. h. die lebendi|g|e Stellung findet. Aus toter Form aber, so weit sie Form an sich bleibt, fließt kein Leben. Anderseits: Abstand zu Gewor denem bedeutet nicht Knechtung, in dem achtge benden Takt liegt Tat. Die Logik der nur histori schen, d. h. vom Leben gelösten Denkmalpflege hat das vor zwei Generationen auch durchaus be griffen, indem sie nicht den Sinn der biologischen Geschichte gelten ließ, sondern purifizierte, d. h. von der Fiktion eines sogenannten ,reinen' ge schichtlichen Faktums ausging. Auch sie drängte damit zur Tat (Regiotisierung unserer Dome, Garn. Sittes Lehre vom Städtebau), nur wollte diese Tat klüger sein als die wesenhafte Geschichte, d. h. das Leben ..." Karlinger erwähnt als Neugestaltungen lebendi ger Denkmalpflege im oben geschilderten Sinne die malerische Neuausstattung des Mainzer Domes durch Meyer-Speer, den Ausbau von Rothenfels am Main zu einer Jugendburg durch Rudolf Schwarz und die Renovierung der romanischen Dorfkirehe zu Paffrath bei Köln durch A. Wend ling. „. . . Das sind Ansätze. Der Weg läßt sich verfol gen und ausbauen, Werkform müßte der Denk malpflege nicht tatlos gegenüberstehen. Voraus setzung allerdings eine Denkmalpflege der Kunst werke, nicht eine Statthalterei der Stilformen." (In „Die Form", Heft 2, 1930.) Pierre Courthlon Kunstkritiker (Paris) Der christliche Künstler in der Welt von heute (Pax-Romana-Tagung in Luzern, 5.— 8. Okiober 1955) Um uns klar zu werden, wo der christliche Künst ler heute steht, müssen wir zurückgreifen, um zu sehen, was vor uns geleistet wurde auf dem Ge biet der christlichen Kunst und welchen Einflüssen diese unterlag. Ich habe zwar nicht die Absicht, hier einen historischen Vortrag zu halten, ich möchte Sie aber davon überzeugen, daß die christliclie Kunst bis zum Auftreten van Gogh's nach und nach von ihrer Überzeugungskraft und ihrer Tiefe ver loren hat, um zu einer bloßen Erinnerung an histo rische Tatsachen zu werden. Die Kunst, wie wir sie beispielsweise in den Katakomben von St. Calixte sehen können, hat nichts bemerkenswertes an sich. Sie ist ergreifend durch ihre Symbolik, vergleichbar mit einem Fried hof, wo Opfer der Verfolgung begraben werden. — 22
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