großer Kunstfreund war, kennen wir noch einen weiteren Flügelaltar des Meisters S. H., der sich im Linzer Landesmuseum befindet und ebenfalls mit S. H. signiert ist. Da die ehemaligen Stand flügel des Linzer Altares noch heute in der Stiftsgalerie von St. Florian sind, so kann angenommen werden, daß auch dieser Altar ursprünglich für das Stift oder eine seiner Pfar ren in Auftrag gegeben worden war. Das macht weiterhin wahrscheinlich, daß der Meister S. H. zumindest eine gewisse Zeit in oder in der Nähe von St. Florian gearbeitet hat. Außer diesen beiden Altären sind vom Meister S. H. noch zwei Tafeln bekannt, von denen sich die eine im Linzer Landesmuseum und die andere nach Pächt') im Kunsthandel befindet. Und schließlich soll noch eine Federzeichnung der Universitäts bibliothek in Erlangen dem Meister S. H. zuge schrieben und seinem Oeuvre angeschlossen werden"). Allen diesen oben angeführten Werken ist eines gemeinsam, und zwar die starke Abhän gigkeit vom Stile Michael Pachers, die uns be sonders beim St. Florianer Altärchen ins Auge fällt und daneben ein Einfluß der Stiche Schongauers, eine Erscheinung, die auch besonders die damalige Wiener Malerei aufweist. Es wird nun zu untersuchen sein, wie diese Einflüsse gegen einander abzugrenzen sind bzw. wird die Stel lung des Meisters S. H. zu ihnen festzulegen sein. Wir wollen von dem einzigen datierten Werk des Meisters S. H. ausgehen, dem schon erwähn ten St. Florianer Stifteraltärchen aus dem Jahre 1485. Auf der Mitteltafel ist der Gnadenstuhl dargestellt, der linke innere Flügel zeigt oben Christi Himmelfahrt und darunter den heiligen Augustinus als Ordenspatron, die rechte innere Seite oben den Marientod und unten den Stifter des Altares, den Probst Leonhard von St. Flo rian, der die Leitung der Klostergemeinde von 1483 bis 1508 inne hatte, mit dem Klosterpatron, dem heiligen Florian. Bei geschlossenen Flügel paaren sieht man die Madonna mit Jesus, die heiligen Maria Magdalena, Anna und Martha. Unterhalb der letzteren ist die Jahreszahl und das Künstlermonogramm angebracht. Auf der Rückseite des Altärchens befindet sich eine Dar stellung von Christus am Ölberg. Wir wollen uns zunächst der Mitteltafel zuwenden, der als zentrales Bild des Altares die größte und reprä sentativste Bedeutung zukommt. Hier ist ein starker pacherischer Einfluß unverkennbar, be1) O. Pächt, österreichische Tafelmalerei der Gotik, Augsburg 1929, S. 84, wo zum erstenmal das Oeuvre des Meisters S. H. zusammengestelltist. -) O. Benesch, österreichische Handzeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Die Meisterzeichnung, Bd. V, Freiburg/Br. 1936, S. 49, zu Nr. 51 (IC 16, 256 : 155 mm, Tusch feder auf grobem Papier) stellt sie zum Oeuvre des Mei sters von Mondsee. sonders im FigurenstiP), während die Gesamt komposition im Vergleich mit Fächer ausgespro chen umräumliche Qualitäten hat. Das dekora tive Element überwiegt weitaus die Tendenzen zur Gestaltung eines räumlich gesehenen Bildes wie sie die p acherische Kunst auszeichnen. Der Zug zum Ornamentalen ist überall spürbar, in der Gestaltung der Mandorla wie in der Krone Gott Vaters und in der Anordnung der Flügel der Engel. Wenn wir bedenken, daß vier Jahre vor der Entstehung dieses Altärchens der Sankt Wolfganger Altar Michael Pachers in der dor tigen Wallfahrtskirche aufgestellt wurde, so ist dieses Auftauchen pacherischer Formen auf die sem verständlich und muß dabei nicht unbedingt mit einer Schulung des Meisters S. H. bei Fächer erklärt werden wie es Suida getan hat^). Auf den anderen Tafeln des Altares ist nämlich vom Einfluß Pachers nicht mehr viel zu spüren. Am nächsten steht der Mitteltafel noch das Bild mit der Himmelfahrt, und zwar hauptsächlich durch die ohne allen räumlichen Versatzstücke allein auf Figuren aufgebaute Komposition. Das Figu renideal ist aber hier schon nicht mehr ausge sprochen pacherisch, sondern zeigt nur ganz allgemein endgotische Tendenzen. Für den Marientod hat der Stich B 33 des Martin Schongauer als Vorbild gedient. Auch hier überwiegen die dekorativen Elemente, die Fläche bleibt trotz der raumschaffenden Qualitäten des Bettes ge wahrt. Anders als bei Schongauer ist die Linie nicht Ausdrucksträger, sondern rein als flächen füllendes Kompositionselement verwendet. Am intimsten und persönlichsten sind die zwei Bil der mit der Darstellung des Kloster- und des Ordenspatrones. Der Künstler muß sich hier nicht um große, flgurenreiche Kompositionen bemühen, für die fremde Vorbilder herangezo gen werden mußten, er kann vielmehr seinem ganz persönlichen Formempflnden folgen. Eigentliche direkte Vorbilder für die Kompo sitionen dieser beiden Bilder lassen sich nicht aufzeigen. Ähnliche Hintergründe mit Land schaftsausschnitten, bei denen der Pinsel mehr zeichnend als malend Hügelkuppen und Fluß läufe mit flüchtig hingestrichelten Schiffchen auf der glatten Wasseroberfläche widergibt, kennen wir aber aus der Wiener Tafelmalerei des aus gehenden 15. JahrhundertsÄhnlich wie beim St. Florianer Altärchen ist die Situation beim Linzer Altar des Meisters S. H. Auch hier finden wir wieder die Benüt zung Schongauerscher Stiche als Bildvorlagen 5) Man vergleiche etwa die Gruppe mit dem von Engeln umgebenen Christus auf dem Marientod des St. Wolf- KJ.J. -XTX.I-.x w V.« ^ - — ganger Altares, der die Seele der Maria in Empfang nimmt. W. Suida, Zur altösterreichischen Tafelmalerei, Belvedere, II. Bd., Wien 1927, S. 77 f. 19
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