Christliche Kunstblätter, 94. Jg., 1956, Heft 2

Dr. Günter Rombold (München) Dazu die Abb. 25, 26 Johann Nepomuk della Croce Zur Restaurierung seiner Fresken in Heipfau und Mattighofen Die glückliche Restaurierung der Pfarrkirchen von Heipfau und Mattighofen im Bezirk Braunau lenkt die Aufmerksamkeit auf einen Künstler, der zu seiner Zeit hochgeschätzt war, später aber unverdientermaßen in Vergessenheit geriet: Johann Nepomuk della Croce. 1736 „zu Presano in Welschland" geboren, ließ er sich nach seinen Lehr- und Wanderjahren in Burghausen nieder und vermählte sich 1760 mit der dortigen Bürgermeisters- und Apothekers tochter. Erst im Jahre 1819 starb er in Linz. Auch seine beiden Söhne Anton (t 1820) und der begabtere Clemens (1783—1823) versuchten sich an der Kunst, konnten es ihrem Vater jedoch nicht gleichtun. Das Schaffen des Johann Nepomuk della Croce fällt hauptsächlich in die Jahre 1770 bis 1795, also in eine Zeit, deren Bedeutung als eine der großen Umbruchsepochen der Kunst geschichte immer mehr erkannt wird'). Es wird zu untersuchen sein, ob sich auch bei J. N. della Croce Stileigentümlichkeiten finden, die als Charakteristika dieses Umbruchs gewertet wer den müssen. Unter den Zeitgenossen wurde J. N. della Croce vornehmlich ob seiner Porträts gerühmt, von denen u. a. das Bildnis eines Prälaten in Michaelbeuern (1778), ein Damenporträt in Sighartstein (1788) und ein Brustbild des Abtes Dominikus Hagenauer von St. Peter in Salzburg, der sich 1794 von „dem berühmten Maler von Burghausen" malen ließ, auf uns gekommen sind"). Diese Porträts scheinen sich ganz an die Tradition zu halten; vielleicht wurden sie eben deshalb so geschätzt. Allerdings möchte ich ein schränkend hinzufügen, daß man den ganzen er reichbaren Bestand an Porträts kennen müßte, um sich ein endgültiges Urteil darüber erlauben zu können. Anders verhält es sich, wenn man die Fres ken della Croces betrachtet. Schon das frühe Fresko in Ach gegenüber Burghausen (1771) zeigt neben einer starken Farbigkeit eine eigen-, artige Deformierung im Kompositionellen, deren Kühnheit darauf hinweist, daß es sich hier nicht um einfache Unfähigkeit handelt. Jedenfalls dürfte J. N. della Croce durch die Fresken in Ach seinen Ruf als Freskomaler begründet haben. Als wenige Jahre später zwei große Auf träge in Mattighofen und Heipfau zu vergeben waren, lag es nahe, den Meister von Burghausen kommen zu lassen. Die altehrwürdige Propsteikirche in M a 11 i gh o f e n wurde 1774 ein Raub der Flammen"). Den Auftrag zum Wiederaufbau erhielt der Münchner Hofbaumeister Franz Anton Kirchgrabner. Unter Beibehaltung des schlichten, noch jetzt durchaus gotisch wirkenden Äußeren ge staltete er einen groß, hell und festlich wirken den frühklassizistischen Innenraum. Zwei un scheinbare Änderungen anläßlich der Renovie rung 1953 haben empfindliche Störungen dieses Raumeindrucks beseitigt: die Entfernung der Holzsäulchen unter der Westempore und die Er setzung des unbedeutenden Kreuzwegs durch einen barocken^). Nach Beendigung der Bauarbeiten im Jahre 1779 begann J. N. della Croce die Ausmalung der Kirche. Ihre künstlerische Funktion ist die farbliche Belebung des Raumes, wodurch einer seits die vornehme Kühle der frühklassizisti schen Architektur gemildert, andererseits deren festliche Wirkung gesteigert wird. Die großen Fresken des Mitteschiffs (Einzug in die Arche), des Querschiffs (Eherne Schlange, Flucht aus Sodom) und der Vierung (Königin von Saba) stellen ausnahmslos Szenen des Alten Testaments dar. Ihre Farbigkeit läßt sich mit der des etwas früheren Bartholomäus Altomonte vergleichen; ähnliche Farben werden bevorzugt (z. B. dunkles Rotbraun, helles Blau und helles Grün), allerdings werden sie mehr aufgelockert. Dennoch ist die Wirkung eine ganz andere als etwa die der Fresken Altomontes in Wilhering: I) Hans Sedlmayr, Verlust der Mitte. Salzburg 1948, S. 7, S. 200 u. ö. -) Vgl. Paul Buberl, österreichische Kunsttopographie (ÖKT), Bd. X, Wien 1913, S. 154 und S. 536, sowie Hans Tietze, ÖKT, Bd. XII, Wien 1913, S. CLXXXVI und S. 105. ") Dabei verbrannte die wertvolle barocke Einrichtung, darunter sechs Altäre von Thomas Schwanthaler: der Skapulieraltar von 1670, der Choraltar sowie die Seitenaltäre zu Ehren der Heiligen Florian, Sebastian und Antonius von 1675 und der Josephialtar von 1677 (vgl. Kir chenrechnungen Mattighofen). Erhalten blieben nur die Monumentalplastiken der Apostelfürsten Petrus und Pottlus vom ehemaligen Choraltar, die 1953 von einer entstel lenden Ubermalung befreit wurden. 4) Nähere Angaben über die Kirchenrestaurierung von 1953 und die beteiligten Künstler bzw. Firmen: Neue Warte am Inn, Braunau, vom 3. September 1953. Abbildungen und Erläuterungen zum neuen, sehr bemerkenswerten Tauf steinaufsatz von Toni Schneider-Manzell bringt „Der große Entschluß", Wien, 11. Jahrgang, Dezember 1955. 15

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