von sorgfältiger Restaurierarbeit und wissen schaftlicher Erforschung den im wesentlichen von Anfang an durch die gestickten Besatz borten bestimmten künstlerischen Gesamtein druck eines Stückes so weitgehend als möglich wiederherzustellen und zu erhalten, während die barocke Veränderung, die damit beseitigt wurde, keinen sinnvollen historisch gewordenen Zustand, sondern eine willkürliche, nicht ent sprechende Veränderung darstellte, deren Wiederaufiösung keinen anderen Zusammenhang störte. Anders liegt dagegen der Fall bei Stücken, die entweder durch ihre Geschichte oder durch um fassende alte Restaurierungen entweder ihren Charakter wesenhaft verändert und zu einer neuen sinnvollen künstlerischen Einheit gewor den sind, oder deren Rückversetzung in den alten Zustand nicht oder nur mit Schädigung eines größeren Zusammenhanges geschehen könnte. Ein gutes Beispiel hiefür bietet der be rühmte Gösser Ornat im Besitz des Österreichi schen Museums für angewandte Kunst in Wien, der im 18. Jahrhundert einer großen Restaurie rung unterzogen wurde, nach der allein das Antependium seine ursprüngliche Form so gut wie unverändert beibehalten hat. Die große Glockenkasel wurde zu einer geigenförmigen Kasel zerschnitten und mit den dadurch abfal lenden Teilen die übrigen Gewänder ausgebes sert: Das Pluviale nur in der oberen Mittelpartie durch kleinere Stücke, die allerdings durch ihre nicht hierher gehörigen figuralen Darstellungen besonders auffallen, die beiden anderen Stücke durch Erneuerung der Ärmel und großer Teile der oberen Gewandhälfte. Durch diese Art der Ausbesserung hat sich von der ursprünglichen Kasel noch so viel erhalten, daß sie zwar nicht vollständig, aber doch in allen wichtigen Par tien, in Größe und Form rekonstruierbar ist'). Hier muß nuri von einer Rückversetzung der abgeschnittenen Teile an ihre ursprüngliche Stelle unbedingt Abstand genommen werden, weil sonst von dem heute fünfteiligen Ornat zumindest zwei Gewänder zu völligen Fragmen ten gemacht würden, ohne daß die Kasel wieder vollständig ihren originalen Zustand erreichen würde. Hier kann nur die Bewahrung dieses so ») Moritz Dreger, Der Gösser Ornat im K. K. öster reichischen Museum für Kunst und Industrie, Kunst und Kunsthandwerk 1308. 14 gewordenen Bestandes Ziel der konservatori schen Arbeit sein. Eine gewisse Schwierigkeit bilden Stücke, die weiterhin vor allem in kirchlichem Gebrauch blei ben sollen. Hier müssen selbstverständlich Ergän zungen in möglichst wenig sichtbarer Art und Weise, stellenweise sogar Erneuerungen gemacht werden, um das Stück verwendbar zu erhalten. Die Erhaltung eines Stückes in seiner ursprüng lichen Bestimmung stellt auf der anderen Seite wieder einen nicht unbedeutenden Vorteil dar. Gerade etwa Paramente, die zu dem bestimmten Zweck des liturgischen Gebrauches geschaffen sind, erhalten ihre volle inhaltliche und künst lerische Vollendung ja erst in ihrer Verwendung und es ist daher zweifellos zu begrüßen, wenn sie solange als möglich nicht zu rein ästhetischen Schaustücken werden, wozu sie ja von Anfang an nicht bestimmt waren. Durch Gebrauch oder liturgisches Erfordernis gebotene Ergänzungen sind dabei zweifellos notwendig, doch sollen auch diese mit möglichster Rücksicht auf das alte Stück durchgeführt werden. Besonders häufig ist hier z. B. die Erneuerung von Gold und Sil berborten auf barocken Ornaten. Stark ge musterte oder sehr hell metallisch glänzende Besätze und Borten wirken sehr störend, weil sie oft den zarten und pastellartigen Farbeindrucli alter Stoffe ganz übertönen und diese matt und unscheinbar werden lassen. Noch stö render ist das Einsetzen neuer Stoffbahnen in alte Gewänder, die durch ihr zwar im Muster entsprechend kopiertes aber oft recht aufdring liches Muster die alten Teile ganz um ihre Wir kung bringen können. Sind solche Ergänzungen unbedingt erforderlich, so ist, da der Original zustand auf keinen Fall gewahrt bleiben kann, größtmöglichste Anpassung etwa durch die Ver wendung stilistisch und farbig passender alter Stoffteile oder Besätze zu empfehlen. Erst seit relativ kurzer Zeit zum Gegenstand eingehender Untersuchungen und wissenschaft licher Arbeit geworden, sind bei der Konser vierung und Restaurierung von Textilien noch zahlreiche Fragen ungelöst und die Methoden erst im Aufbau begriffen. Aber gerade bei dem vergänglichen Material der Stoffe und Stikkereien ist diese Arbeit von höchster Wichtig keit, sollen nicht künstlerisch, historisch und wissenschaftlich wertvollste Bestände noch jetzt unrettbar verloren gehen.
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