Christliche Kunstblätter, 94. Jg., 1956, Heft 1

Gotthard Jedlicka, Die Matisse-Kapelle in Vence. Suhrkamverlag 1955. Die Bilder dieser Dominika nerinnenkapelle bei Nizza sind uns schon wiederholt in Zeit schriften und Zeitungen gezeigt worden. Ist dieses Werk des greisen Henri Matisse doch eigenartig genug, eine „Sensa tion", die die Journalisten nicht übersehen konnten. Die Kapelle hat die kirchliche Weihe erhalten, sie dient dem Gottesdienst und ist an zwei Wochentagen zur Besichtigung geöffnet; dann stauen sich vor der engen Pforte ernsthafte Be sucher und Neugierige und war ten geduldig auf Einlaß. Das eigenwillige, einmalige Ge samtwerk, von Matisse stam men nicht nur die Entwürfe für Architektur, sondern auch für Altargerät und Paramente, Glas fenster und Gestühl, selbstver ständlich die Bilder, hat nicht nur begeistertes Lob erfahren, sondern ist auch ernsten Kriti kern begegnet. Nicht nur solchen streng Skonservativefr Haltung. Vielleicht ist manchem Teilneh mer an den Salzburger Hoch schulwochen 1953 noch Richard Seewalds Kritik des Kreuzweges von Vence in Erinnerung. Eine eingehende sachliche Be handlung der Rosenkranzkapelle durch einen maßgebenden Fach mann kann uns deshalb nur sehr erwünscht sein. In äußerst lebendiiger Weise vermittelt uns der bekannte Kunsthistoriker Gotthard Jedlicka an Hand zahl reicher und neuer Bilder der Kapelle und auch ihrer Lage in der Landschaft eine gute Vor stellung von dem Werk, Viel leicht gerade dadurch, daß sehr viel Persönliches eingeflochten wird, wie eine eingehende Schil derung eines Besuches des Ver fassers bei dem greisen Meister. Dabei wahrt der Bericht bei aller Zustimmung zur künstleri schen Leistung ■ und Verehrung für Matisse doch so viel Abstand, daß der Leser nie fühlen kann, es werde ihm eine Meinung auf gedrängt. Vielleicht macht ge rade das das Buch unter der Li teratur über moderne Kunst so sympathisch und (geeigneiter als manche andere für diese zu wer ben. S. Nlcolussi, Dr., Johann, Die Kirche Christi. Innsbruck 1954, Verlag Felizian Rauch, 136 Sei ten. Derselbe. Jesu letzter Gang. Innsbruck 1954, Verlag Felizian Rauch, 152 Seiten. Der erste Band bringt eine reichhaltige Kirchentheologie mit einem apologetischen Anhang in populärer Form, die Einwände der Gegner der Kirche werden angeführt und schlagfertig wi derlegt. Der zweite Band handelt über die Leidenswege Jesu (nach Jeri cho, nach Bethanien, zu Kaiphas, zu Pilatus usw., schließlich der dritte zum Ölberg in die Ver klärung). Beide Bände sind eine glück liche Synthese tiefer theologi scher Spekulationen, gediegenen Wissens und praktischer Gedan ken für den Alltag und seine Probleme. Mögen viele Leser zu dieser ausgezeichneten besinnli chen Lektüre greifen; sie wer den in Theorie und Praxis reich beschenkt werden. Dr. Karl Böcklinger Der heilige Basilius der Große, Einführung und Auswahl von Dr. Franz Weißengruber. 8. Bd. der Reihe „Die Kirchenväter und wir". Neukirchen bei Lam bach, 1954. St.-Adalbero-Verlag der Benediktinerabtei Lambach. 48 Seiten. Die interessante und gelehrte Einleitung, die Basilius in seine Zeit hineinstellt und aus seiner Zeit versteht, und die sorgfäl tige Auswahl machen das kleine Werk zu einer ausgezeichneten besinnlichen Lektüre. Basilius nimmt in den angeführten Tex ten mit der Gedankentiefe des antiken Menschen und mit den Grundsätzen eines Heiligen zu Fragen Stellung, die auch für uns aktuell sind. Dr. Karl Böcklinger Religiöse Quellenschriften, her ausgegeben von J. Walterscheid und H. Storz, Patmos - Verlag, Düsseldorf. Heft 5: Kirche und Kunst in zeitgenössischen Doku menten, von Leonhard Küppers. 64 Seiten, 10.20 S. Diese Sammlung von offiziel len und fachmännisclien Stel lungnahmen zur zeitgenössischen Kunst ist hervorragend geeig net, dem vielbeschäftigten Men schen der Gegenwart in Kürze einen Überblick über die beste henden Probleme zu geben. In objektiver Weise hat Küppers Befürworter und Gegner der modernen Kunst herangezogen. Objektiv ist auch der einleitende und begleitende Text des Ver fassers. Sehr wertvoll ist am Schluß der Broschüre das Ver zeichnis der gegenwärtigen ka tholischen deutschen Künstler und ein Literaturverzeichnis. M. Karl Eder, Die landesfürst liche Visitation von 1544/1545 in der Steiermark. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte Inner österreichs. Zu: Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungs geschichte der Steiermark. Her ausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steier mark. 15. Band, Graz 1955. Selbstverlag der Historischen Landeskommission. Obwohl das Visitationsbuch von 1544/1545 nur mehr in Bruchstücken erhalten ist (es ist seit dem Ende des 18. Jh.s ver schollen), gelingt es dem Verfas ser auf Grund des vorgefun denen Materials, ein interessan tes Bild der kirchlichen Verhält nisse um die Mitte des 16. Jahr hunderts zu geben: Die neue Konfession hatte sich gefestigt, doch besteht überall noch das alte Khchenwesen. Die Priester, wie das ganze kirchliche Leben versuchen sich beiden Richtun gen anzupassen. Die Visitation ergibt, daß das wirtschaftliche Gefüge der alten Kirche noch in takt ist, wenn auch Spannungen mit dem Adel bestehen. Dage gen ist der Klerus zusammenge schmolzen und die wirtschaft liche Lage, besonders des Welt priesters, nicht rosig. Bruder schaften u. dgi- bestehen noch. Von besonderer Wichtigkeit in der Arbeit Eders ist der Hinweis auf die Bedeutung der Pfleger für das Fortschreiten des Pro testantismus. Gerade die wirt schaftlichen Faktoren waren oft maßgebend für das Schick sal der Kirche. Eder, der schon durch seine grundlegenden Arbeiten über die Glaubensspal tung im Lande ob der Enns und über die Geschichte der Kirche im Zeitalter des konf. Absolutis mus ungemein viel zur Klarstel lung der objektiven Wahrheit beigesteuert hat, hat nun auch für die Steiermark einen we sentlichen Beitrag zur Geschicht schreibung das Zeltalters der Glaubensspaltung geleistet. M. Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Neue Serie, Band 9, Gesamtserie, Band 58, Heft 3/4, Wien 1955, Österreichischer Bun desverlag. Dieses Heft ist wegen seines Beitrages zur Geschichte der Hintenglasmalerei im oberösterr-eichischen Mühlviertel von gro ßem Interesse (Fritz Fahringer, So entstanden die Sandlbilder). Der Verfasser gibt einen umfas senden Überblick über Wesens merkmale, Technik, künstleri sche Qualität, Einflüsse usw. M. 30

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