Christliche Kunstblätter, 94. Jg., 1956, Heft 1

Diese kritischen Bemerkun gen wollen aber die Verdienste, die sich Haftmann durch sein Werk erworben hat, in keiner Weise schmälern, sondern nur eine Entgegnung auf eine These versuchen, die zum Widerspruch reizt. G. R. Heinrich Lützeler, Der Turm des Freiburger Münsters. Mit 16 Zeichnungen im Text, 1 Titel bild und 32 Abbildungen im An hang, 72 Seiten, geb. 5.80 DM. Lützeler benützt den gewiß auch für sich interessanten Turm des Freiburger Münsters, um der Geschichte und dem Sinn der Türme überhaupt nachzuspüren. Lützeler findet in diesem Turm einen vierfachen Sinn gegeben: durch die Durchlässigkeit für Sonne, Wolken, das Grün des Schwarzwaldes, das Motiv der Natur; durch den gewaltigen Aufstieg des Turmes in vielen Stufen, das Motiv des Aufstiegs: das Motiv des Überstiegs ist gegeben in der Abkehr des Turmes vom Beharrenden in die Bewegung; die Entrückung des Turmes ins Geheimnis lie fert das vierte Motiv — das der Einswerdung mit Gott. M. Bruno Grimschitz, Vilma Eckl. Mit 44 Bildtafeln, davon 12 far bige Offsetdrucke. Herausgege ben vom Kulturamt der Stadt Linz. Verlag Galerie Welz, Salz burg. Die oberösterreichische Ma lerin, wesentlich geprägt von Marens und van Gogh, geschult von Matthias May, ist heute eine der wichtigsten Vertreter der oberösterreichischen Künstler — wenn ein Vergleich gestattet ist, so kann man Vilma Eckl das weibliche Gegenstück zu Kubin nennen. Ihre Stärke liegt in der Unmittelbarkeit, mit der sie ihre Motive wiedergibt, seien es nun arbeitende Bauern, tanzende Mädchen oder dahinbrausende Pferde. Zum Thematischen ist zu sagen, daß Vilma Eckl das Le ben des einfachen, arbeitenden Menschen, der Frau aus dem Volk, der Flüchtlinge, eingefan gen hat. Die Beschäftigung mit Motiven des sozialen Elends hat sie in der letzten Zeit mehr als früher die Kohle statt die Farb kreide verwenden lassen. Grim schitz hat mit dem Büchlein der Künstlerin ein bleibendes Denk mal gesetzt, und dem Linzer Kulturamt ist zu danken für die Initiative, dem Verlag für die gediegene Ausstattung. M. Vinzenz Oberhammer, Die Bronzestatuen am Grabmal Ma ximilians I. Tyrolia Verlag, Inns bruck, Wien, München, 1955. 114 Abbildungen. Oberhammer hat aus dem im Jahre 1935 veröffentlichten gro ßen Werk mit 318 Bildern 114 Bilder ausgewählt und dadurch einen etwas geraffteren Band geschaffen. Die Einleitung ist knapp, übersichtlich. Der Fach mann und der Laie kommen auf ihre Rechnung. Sehr wichtig die geschichtlichen und kunstge schichtlichen Anmerkungen am Ende des Bandes. Die Abbildungen sind hervor ragend gelungen. Durch Ganzund Detailaufnahmen wird dem Leser die Schönheit der Statuen erschlossen. Das Buch ist gerade im rech ten Augenblick erschienen: In der Weltweite und Größe des Hauses Habsburg liegt auch ein Gutteil der Würde unseres Va terlandes begründet. M. Das Münster, Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwis senschaft, Herausgeber Dr. Hugo Schnell. Verlag Schnell u. Stei ner, München. Heft 5/6. Beiträge historischen Inhaltes: Justus Bier, Der Mei ster des Wettringer Altares, ein Schüler Riemenschneiders. Lu ciano Cavalcoli: Pisanische Kir chen in Sardinien, Moderne Kunst: Willi Weyres, Neue Bau ten von Alfons Leitl. Leonhard Küppers, Der Bildhauer Toni Zenz. Ulla Stöver, Der hollän dische Kirchengoldschmied JanElvi Brom. Heft 7/8. Dieses Heft ist vor wiegend der Limburger Staurothek gewidmet (Staurothek Aufbewahrungslager für Kreuz partikeln). Der Beitrag hat über das rein kunstgeschichtliche Pro blem der um 965 in Konstanti nopel entstandenen Lade hinaus für die Geschichte der Kreuzes verehrung große Bedeutung (Ja kob Rauch, Herkunft und Schick sale; Schenk zu Schweinsberg, Kunstgeschichtliche Probleme; J. M. Wilm, Die Wiederherstel lung). Carl Graepler: Mittelalterliche Paramente — aus Anlaß einer Ausstellung im Bayerischen Na tionalmuseum in München. Über die neue St.-Michaels-Kirche in Frankfurt berichten der Archi tekt der Kirche, Rudolf Schwarz, und Alfons Kirchgässner. Heft 9/10. Karl Busch weist in einem Beitrag: ..Die Frau als Künstlerin im Kirclienraum" darauf hin, daß die Frau im Ge gensatz zum Manne, der wohl materialgerecht und konsequent in der Formulierung, aber pri mär auf das Thema bedacht ist. via Formulierung und Material auf die geistige Lösung hinziele. Besondere Beachtung verdient der Artikel „Gottesdienst und Kirchenbau" von Heinrich Kahl feld. Alle Hefte weisen einen aus führlichen Nachrichtenteil auf und sind, was Bebilderung und Aufmachung anbelangt, hervor ragend. M. P. Benno Roth, O.S.B., Die Ba silika zu Seckau, Kunstführer, Neuauflage 1955, 24 Seiten, 21 Abb. auf Kunstdruckpapier. Preis: 6.— S. Verlag Schnell u. Steiner, München. Zu beziehen durch die Buch- rmd Kunsthand lung der Abtei Seckau bei Knittelfeld, Steiermark. Der bekannte Seckauer Hi storiker gibt in diesem Kunst führer eine gediegene geschicht liche und kunstgeschichtliche Übersicht. Schade, daß der Füh rer keinen Grundriß enthält. Auch hätte wenigstens eine Auf nahme der viel diskutierten Boeckeischen Fresken in der En gelkapelle nicht geschadet. M. Nachrichten des Deutschen In stituts für merowingisch-karolingische Kunstforschung, Erlangen (DDr. H. Paulus). Heft 9: Klaus Wessel, Ein Grabstein des achten Jahrhunderts in Eisenach. Der Verfasser bringt als Beweis für seine Vordatierung um zwei Jahrhunderte stichhältige Ver gleiche mit rheinischen und oberitalienischen Grabsteinen aus dem 8. Jahrhundert. Heft 10: Pückler-Limpurg, Das Münster Frauenchiemsee. Der Verfasser kommt in seiner Ab handlung zu dem Ergebnis, daß der Bau, der die verschiedensten Elemente enthält, in die karolingische Zeit, näherhin auf den St. Gallener Klosterplan, zurück zuführen sei. Oberösterreichische Heimat blätter, herausgegeben vom In stitut für Landeskunde von Oberösterreich. Schriftleiter Dr. Franz Pfeffer. 9. Jahrgang, Hefte 1 und 2. Hervorzuheben ist der Beitrag von Otfried Kastner: Der Kefermarkter Altar im Wandel der Betrachtung. Versuch einer Übersiclit seit 1818. Wir müssen dem Verfasser danken für die Zu sammenstellung der ■ bisherigen Auffassunjgen. Vielleicht gelingt es doch, wie Kastner am Schluß hofft, durch Archivfunde das Meisterproblem zu lösen, da durch das Fehlen der alten Ober fläche eine stilkritische Zuwei sung äußerst erschwert ist. M. 29

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