Christliche Kunstblätter, 94. Jg., 1956, Heft 1

Samten Seins an Christus und an die Kirche, die die Eigenart des christlichen Lebens ist, ist auch eine Bewegung des intuitiven Erfassens, eine Lebenserfahrung, die dem Künstler viel nahelie gender ist als dem, der rein ver nunftmäßig und verstandesgemäß arbeitet. DIE AUFGABEN DER FAX ROMANA Fax Romana ist daher vor al lem ein Ideal, das dem Künstler naheliegt wie allen andern gei stig Schaffenden, aber um dieses Ideal zu verbreiten, um es unter den Menschen bekanntzumachen, ist eine gewisse Organisation not wendig. Die Definition von Gilson legt das Hauptgewicht auf die konkrete Aufigiabe der Fax Romana: „Organisieren". Nie indessen kann die Organi sation ein Endzweck sein. Die Organisation hat nur dienende Funktion, die den Intellektuellen zur Verfügung steht — hier den Künstlern! — mit dem einzigen Zweck, leichter und auch wirk samer die Ziele und Ideale, die sich Fax Romana selbst steckt, zu erreichen. Unter diesen Diensten können wir aufzählen: Herstellen des Kontaktes mit den Künstlern anderer Länder, woraus jeder eine beachtliche persönliche Bereicherung erle ben kann; Entwicklung der Tätigkeit der katholischen Künstler auf na tionaler und internationaler Ebene; Erleichterung ferner des Aus tausches von Gedanken und Erfahrungen; Gegenüberstellung der Arbeits methoden, die Unterordnung der Anstrengungen und des ge genseitigen Wetteiferns. Erleichterung der menschlichen und ichristlichen Vervollkomm nung des Künstlers. Quelle geistiger Reichtümer und schöpferischer Entwicklung. Schaffung der guten Arbeitsbe dingungen und günstiger Vor bedingungen, um die Frobleme unserer Zeit unter den beson deren Aspekten unseres Glau bens zu studieren, um die moralische Verantwortlichkeit des christlichen Menschen zu prüfen, praktische Lösungen zu suchen unter dem Gesichts punkt unserer christlichen Grundsätze. Unterscheidung der Vielfältigkeit des christlichen Ideengutes, die nur allzuoft in der Welt keine Anerkennung finden und die alle Lebensgebiete durchdrin gen müssen. Den Beitrag der katholischen In tellektuellen dem international organisierten Zusammenleben anfügen (in der Unesco z. B.) im Hinblick auf die Bestrebun gen einer wahren interna tionalen Gemeinschaft, begrün det auf Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Luzern, 8. Oktober 1955. BERICHTE Neue Fenster in der Heilig-Gelst-Kirche des Missionshauses St. Gabriel Dazu die Abb. 16 P. J. Kraus, S.V. D. (St. Gabriel) Während des Kriegsjahres 1944 wurden sämtliche farbigen Fen ster des Langhauses der Kirche von St. Gabriel durch Bomben vollständig zerschlagen. Im Zuge einer allgemeinen Restaurierung der Kirche gelang in den Jahren 1954/55 unter großen Opfern die Wiederherstellung. Die alten Fenster stammten aus der Zeit vor 1914. Sie trugen die allgemeine Signatur der da maligen Glasmalerei, die nach heutigem Empfinden manches zu wünschen übrig ließ. Bei der Er neuerung durfte man also nicht im Stil der Jahrhundertwende stecken bleiben. Zugleich empfahl es sich, anstatt der früher großenteüs rein ornamentalen Be handlung eine gewählte theolo gische Thematik mit figürlicher Gestaltung durchzuführen. So konnte man den speziellen Auf gaben dieses Gotteshauses die nen und den berechtigten künst lerischen Forderungen unserer Tage Rechnung tragen. Die Kirche wurde in neuroma nischem Stil 1896 begonnen, 1913 vollendet; .die Gesamtlänge be trägt 78 m, die Breite des östli chen Querschiffes 37 m, die in nere Höhe 19 m. Sie ist dem Hl. Geiste geweiht. Die Kirche bildet das Herz und das Heilig tum eines Missionshauses, wo Missionspriester und Missions brüder für ihren Beruf vorbereitet werden. Nicht zuletzt gehört die selbe Kirche auch den religiösen Anliegen der Heimat, d. h. dem Gottesdienst und der Wortver kündigung für die klö.derlichen und die auswärtigen Besucher. Folglich mußte die thematische und künstlerische Ausstattung Bezug nehmen auf den Hl. Geist, auf die missionarische Zwecksetzung des Hauses, und auf die Anliegen der Besucher. Insgesamt waren (vorläufig) 29 Fenster zu erneuern. Diese verteilen sich auf drei große Radfenster (in der Westfassade und im östlichen Querschiff), ferner 10 dreiteilige triforienartig gekoppelte Fenster des oberen Lichtgadens im Mittelschiff, 14 zweiteilig gekoppelte Fenster der Seiten- und Querschiffe sowie zwei kleinere Fenster unter der Orgel bühne. Die Thematik wurde in Sankt Gabriel überlegt und aufgestellt. Die künstlerische Ausarbeitung wurde dem jungen Frofessor Ernst Bauernfeind (geb. 1922 in Linz, OÖ.) anvertraut. Die Zu sammenarbeit gestaltete sich bei vollem gegenseitigem Verständ nis und in freimütiger Aus sprache sehr förderlich. Alle Ent würfe wurden zuerst, oft mehr fach, in groben Skizzen und schließlich in ausgeführten Kar tons vorgelegt, durchbesprochen, in der Anlage wie in Einzelhei ten unermüdlich und geduldig geändert, bis allgemeine Über einstimmung erreicht war. Rück blickend darf man feststellen, daß von Beginn der langen Ar beit bis zu Ende ein stetiger Fortschritt sowohl in der Thema bestimmung und -begrenzung wie auch in der künstlerischen Formung zu beobachten war. Freilich bestand von Anfang an ein fester Flan, aber doch ela14

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