lastend wirkt, wird der Mittelteil durchstoßen und mit einem ganz unstrengen Aufsatz ver sehen, dessen Balustersäulchen sonst nur an Tabernakeln vorkommen (z. B. in Horn). In den Jahren um 1640 stand Caspar Leusering auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Die bedeutendsten Aufträge gingen ihm damals zu, sogar jener für Klosterneuburg, was ein bezeich nendes Licht auf die künstlerische Situation des 17. Jh.s in Wien wirft. Für die letzten Jahrzehnte unseres Bildhauers fließen die urkundlichen Nachrichten sehr spär lich. Er war unter anderem mit der Ausstattung der Stiftskirche in Altenburg, für deren Pfarren er schon so viel gearbeitet hatte, beschäftigt. Erhalten hat sich davon nur das Chorgestühl, 1660, heute im Kapitelzimmer. Ein ähnliches befindet sich in Frauenhofen. Stilistisch lassen sich an Leusering und seine Werkstätte noch eine Reihe weiterer Altäre zuweisen: einige Seitenaltäre, zum Teil fragmentiert, in Thunau, Strögen und Mödring; besonders hübsch ist der 1652 bezeichnete Altar der Schloßkapelle von Oberstockstall bei Kirchberg am Wagram. Ihm ähnlich dürfte der — heute verschollene — Sei tenaltar um 1660 der Horner Pfarrkirche sein, den die Kunsttopographie nennt'). Auch die drei Epitaphien (1658—1664) im Chor dieser Kirche verraten ganz den Stil Leuserings. Unter seinem Einfluß entstanden die Hochaltäre in Weiten und Schönbach'). In seinem Todesjahr, 1673, wurde der Hoch altar der Pfarrkirche in Thunau bei Gars") be gonnen, der nochmals auf den Riß des Eggenburger Altars zurückgreift und ihn fast unver ändert kopiert. Höchstwahrscheinlich war auch dieser Auftrag an Leusering ergangen, von ihm konzipiert und von seinem Werkstattnachfolger (Matthias Sturmberger?) ausgeführt worden. Die Anlehnung an das 30 Jahre früher entstan dene Werk zeigt sich über das Architektonische hinaus auch in der Gestaltung der Statuen, die ') Okt., Bd. V, S. 368. 8) OKT., Bd. IV, S. 2311. und S. 215. ») Okt., Bd. V, S. 536. noch immer spindelförmig überlängt mit abge spreizten Armen den Charakter des frühen 17. Jh.s bewahren. Das Knorpelwerk ist nun zerfasert und schlaff. Noch in einem anderen Werk des gleichen Jahres hat Leusering den Aufriß eines viel frü heren Altars wiederholt. Der Katharinenaltar in Mödring 1673"') folgt im großen und ganzen dem Stieferner Seitenaltar. Zwar wurden die Nischenfiguren durch Bilder ersetzt, doch die Aufsatzstatuen sind nach alten Modellen ge macht. So lernen wir in Caspar Leusering einen Bild hauer kennen, der ein eigenwilliges, anfangs vielversprechendes Talent ein Leben lang in Wiederholungen und Variationen seines nicht sehr großen Formenschatzes ausmünzt. Es darf aber die Eeststellung, daß der Künstler seine eigenen Werke mehrmals kopierte, an sich nicht als Wertminderung angesehen werden, diese Praktik wurde in jeder Werkstatt des 17. Jh.s geübt und oft auch von den Auftraggebern kon traktlich gefordert (vgl. z. B. Schönberg-Straß). Über seine Herkunft und Lehrzeit wissen wir nichts. Die Pathetik der ernst und groß wirken den Statuen, die aber bei Figuren in heftiger Aktion, wie den Drachentötern und Pestheiligen, zu gewaltsamen Drehungen führt, die harte Brüchigkeit der Falten mit engen, langen Dellen — Versuch einer Übertragung des Bronzestils in Holz — weisen auf süddeutsche Bildhauer des ersten Viertels des 17. Jh.s (etwa Hans Deg1er, Bartlmä Steinle u. a.). Seinen Ornamentstil konnte Leusering jedoch zu dieser Zeit nur in Norddeutschland gelernt haben. In seinen Arbeiten zeigt er zahlreiche Ansätze zu einem monumentalen, barocken Stil, die aber dann nicht er, sondern andere zur Entfaltung gebracht haben. Ob und welcher Einfluß von seiner Kunst über den Bereich seines Wirkungs kreises hinaus auf die österreichischen Bild hauer der Mitte des 17. Jh.s wirkte, wäre eine noch zu lösende, nicht uninteressante Frage. >») ÖKT., Bd. V, S. 421. Dazu die Abb. 14 Ein Schmerzensmann aus dem Kreise Guggenbichlers e. Neumann (Wian) Im Jahre 1703 erhielt „Meinrad Guggenbichl, Bildhauer in Salzburg, 2 fl. 30 kr." für eine nicht näher bezeichnete Arbeit, die er für die Wallfahrtskirche Maria Kirchental (Bezirks hauptmannschaft Zell am See, Salzburg) gelei stet hat oder erst leisten sollte^). Decker über nimmt dieses Regest in folgender Weise: „1703. ) Franz Martin: Die Denkmale des politischen Be zirkes Zell am See. Baden bei Wien, 1934, S 130 (öster reichische Kunsttopographie, Bd. XXV). 10
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