wähnten Würzburger Arbeit von 1944.) Diese merowingischen Kirchen sind eindeutig aus dem Heiligen- und Reliquienkult hervorgegan gen, Kirchen, die dann, nach der Zahl ihres Besitzes an Heiligenleibern, 14 und noch mehr Altäre erhielten (vgl. auch Braun, Der Christ liche Altar, I, S. 371 f.), bis sie mit der karolingischen Reform sich eine Reduktion auf drei Altäre, also auf eine Dreiapsidenanlage, gefal len lassen mußten, Zum Schluß sei kurz das Ergebnis unserer Studie zusammengefaßt. Es dürfte gelungen sein, hinsichtlich der Herkunft und Bedeutung der Nischenbildung unter Hinweis auf den Reliquienkult zu einer Deutung beizutragen, die auch im Blick auf die Linzer Nischenkirche als Grundlage für alle weiteren Diskussionen in Betracht gezogen werden muß, solange man an einer liturgischen Gebundenheit der kirch lichen Architektur festhalten will. Caspar Leusering Zum Altarbau des 17. Jahrhunderts im Kamptal und im Horner Becken Dazu die Abb. 7, 8, 9 Gudrun Rotter (Wien) Der neue Aufschwung, den die kirchliche Kunst am Beginn des 17. Jahrhunderts auch in Österreich nach Zurückdrängung des Prote stantismus nahm, begünstigte namentlich im Bereich der großen, alten Stifte die Bildung neuer Künstlerwerkstätten, welche in der Er neuerung der durch jahrzehntelange Vernach lässigung ruinierten und auch „unmodern" ge wordenen Ausstattungen der Stiftskirchen und ihrer Pfarren einen großen Aufgabenkreis vor fanden. In Niederösterreich sind freilich diese Arbei ten bei den nachfolgenden Türkeneinfällen großteils wieder zerstört worden und die um 1690 einsetzende große Kunstblüte des Barocks hat fast überall die strengen, ernsten Werke der vorangegangenen, kampferfüllten Zeit ver drängt. Es gelingt hier — im Gegensatz zu den ande ren Bundesländern — nur in einem Gebiet, der Umgebung Horns, aus den erhaltenen Denk mälern kirchlicher Ausstattung die Tätigkeit einer Bildhauerwerkstätte des 17. Jh.s zusam menhängend aufzuzeigen: sie verbindet sich mit dem Namen des Bildhauers Caspar Leusering (auch Leisering, Loysenring usw.), der hier im Einflußbereich des Stiftes Altenburg im zweiten und dritten Viertel des 17. Jh.s hauptsächlich als Altarbauer tätig war. 1628 wird Caspar Leusering erstmalig urkimdlich erwähnt, er hatte für die Schloßkapelle der Rosenburg einen Tabernakel samt „Bildern" (Statuen) für 110 fl. zu liefern. 1631 wird ihm in Rosenburg ein Sohn gebo ren, Johann Georg, der auch Bildhauer wurde und 1669 daselbst starb'). 1640 schloß Leusering einen Kontrakt mit Graf Verdenberg auf Verfertigung eines Altars nach Schönberg am Kamp, der bereits „angefremt" war, samt aller Zier und den Statuen Agnes, Barbara und Michael, „wie das Modell und die Strasserische Altar"') — d. h., daß er auch zu den 1638 dem Tischler Haindrich Simon in Mödling verdingten drei Altären in Straß bei Hadersdorf/K. Skulpturen und Zieraf lieferte. Keiner dieser Altäre ist erhalten, der Schönbergsche wurde 1733 erneuert, die Arbeiten in Straß 1645 von den Schweden verbrannt. 1641 und 1642 verzeichnen die Kirchenrech nungen von Eggenburg Zahlungen an Leusering in Rosenburg für den neuen Hochaltar, der um 1640 begonnen und im Juli 1642 aufgestellt wurde. 1894 mußte er dem heutigen neugoti schen weichen. Vom 4. Dezember 1644 datiert der „Spanzödl" (Vertrag) bezüglich des Hochaltars in die Stifts kirche von Klosterneuburg, offenbar eines Ta bernakel-Baldachins mit Statuen und bekrönen dem Herzogshut"), der 1728 durch den Steini schen Altarbau ersetzt wurde. Nach 1658 soll er als Altenburgischer Stifts bildhauer einige Altäre in die dortige alte gotische Stiftskirche geliefert haben^). 1661 wird er gelegentlich als Besitzer einer Mühle in Ainfahl genannt. Er starb 78jährig 1673 als Bürger von Horn, sein Grabstein befindet sich an der Außenwand der Horner Pfarrkirche. Leuserings Stil wurde, ausgehend vom Relief des Auferstandenen an seinem Grabstein, nach den Statuen des abgebrochenen Altars der Ro senburg beurteilt. Aber abgesehen von diesen ') österreichische Kunsttopographie (ÖKT.), Bd. V, S. 504. -) ÖKT., Bd. I, S. 609. 3) Wortiaut des Vertrags im Monatsblatt des AltertumsVereins zu Wien, Bd. VIII, 1906/7, S. 65f. "1) Unsere Heimat (Landeskunde für Niederösterreich), N.F.X., 1937, S. 415.
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