fügte aber hinzu, daß auf die gegenständliche Kunst wohl nie ganz verzichtet werden könne, da das Christentum keine Ideologie und keine Mythologie, sondern eine Religion sei, die von der Tatsache ausgehe, daß der Logos in der Geschichte Mensch geworden sei. Da der Künstler nicht zum Reden, sondern „zum Sehen gehören, zum Schauen bestellt" ist, fanden die Lichtbildervorträge besonderes Inter esse. Der französische Dominikanerpater C a pp e 11 a d e s zeigte Beispiele aus Frankreich. Er tat es im Geiste seiner Mitbrüder Pater Couturier und Pater Regamey und im Geiste jener Künstler, die in Assy, Vence und Audincourt so Vorbildliches geschaffen haben. Neben bekann ten Bildern zeigte er Aufnahmen der noch im Bau befindlichen Wallfahrtskirche Ronchamp in der Diözese BesanQon von Le Corbusier. Am letzten Tag zeigte Pater Urban R a p p aus Münsterschwarzach vorwiegend deutsche Beispiele, u. a. auch Glasfenster und Fresken von Prof. Georg Meistermann in Schweinfurt und Würzburg. An Hand dieser Beispiele behan delte er Grundprobleme der modernen sakralen Kunst. Natürlich regten gerade diese Bilder sehr an und es wäre sicher im Anschluß daran zu lebhaften Debatten gekommen, wenn die Zeit noch ausgereicht hätte. So hatte die Tagung wohl nur den einen Fehler, daß sie zu kurz war und deshalb zu wenig ins Konkrete vorstoßen konnte. Es wurde daher am Ende der Tagung von vielen Seiten der Wunsch ausgesprochen, öfter die Möglichkeit zu solchen Zusammen künften zu schaffen und sich dabei mit speziel len Fragen, etwa der Architektur, Innenraum gestaltung usw., zu beschäftigen. Ein letztes Wort soll noch den vielen persön lichen Begegnungen im Gespräch gelten, die auf der Tagung möglich waren und den Einzelnen bereicherten. Letztlich kann eine Begegnung zwischen Kirche und moderner Kunst ja nicht geschehen, wenn sich nicht Priester und Künst ler begegnen. Die Tagung hat bewiesen, daß die Zeit dafür reif ist. Prinzipien sakraler Kunst Otto Mauer (Wien) Der Kult des Alten Testamentes war ein bild- ,loser, denn das Wort war noch nicht Fleisch geworden und wir hatten noch nicht seine Herr lichkeit mitten unter uns gesehen. „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben! Du sollst dir kein Schnitzbild machen; kein Bild von dem, was oben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Wasser oder unter der Erde ist", so lautet der Gottesbefehl an Israel (Ex. 20, 2 ff.) und die Begründung dieses Spruches ist sogleich angeschlossen: „Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und sie nicht anbeten!" Bilder sind Anlaß zum Götzendienst, ja Ver führung dazu. Aber der Gott Israels ist kein partieller, kein National- oder Sippengott; er teilt seine Ehre mit niemand: „Ich, der Herr bin ein eifersüchtiger Gott." Die Heidenvölker kennen nicht nur eine Kosmogonie, sondern auch eine Theogonie; sie kennen obendrein eine Abstammung einzelner Menschen von der Gottheit her (Herrscher als „Ikonen Gottes", himmlische Zeugungen des Zeus), sie kennen ein Zusammenentstehen von Göttern und Men schen (Syngenneia). Philosophische Ideen, wie die platonische Metoche und die pantheisierende pythagoreische „Sympathie aller Dinge", för dern diese Mentalität. Bilder sind (oft beseelt gedacht) die reale Präsenz der Gottheit, ja identifizieren sich mit ihr. Der Gott Israels aber wohnt bildlos, gestaltlos und antlitzlos im Dunkeln (s. 3. Kö. 8, 12) des Allerheiligsten des Bundeszeltes, .später des Tempels. Im großen Hymnus auf den Schöpfer (der nicht wieder geschaffen ist) fragt Isaias, mit wem man ihn vergleichen und was für ein Gleichnis Seiner selbst man aufstellen könnte (Js. 40, 12 ff.). Niemals hat jemand Jahwes Gestalt gesehen, weder Abraham, noch Jakob, noch Moses, noch Isaias; sie sahen Glanz, Finsternis, Schrecken, höchstens einen Abglanz seines Rückens (Gen. 15, 7 ff.; Ex. 24, 9 ff.; Js. 6, 1 ff.; Dt. 4, 12 f). Die Aufstellung des goldenen Kalbes durch Aaron und Jeroboams Stierbilder (bei des Symbole Jahwes selbst!) werden als cultus illicitus gewertet und mit schwersten Sanktio nen belegt. Aber nicht nur Bilder fremder Gottheiten und Jahwebildnisse sind verboten, sondern ebenso Menschenbilder (denn der Mensch ist 'ja ein „Bild Gottes"), Tierbilder (tiergestaltige Götter der Ägypter!), Kaiser- und Herrscherbilder (Diadochen- und Cäsarenkult!) und kosmische Embleme. 91
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