zu definieren. Ein christliches Bild ist nicht Defi nition des Christlichen, es ist Anschauung göttlicher Geheimnisse, die also, wir wieder holen es, nicht definierbar sind. Für den christ lichen Künstler also, müssen wir folgern, gibt es Themen — nicht Gegenstände, wie sie sehr wohl im Bereich der freien Kunst existieren. Das Religiöse kann Gegenstand sein nur im Bereich der Philosophie, der Theologie. Für die Kunst bleibt es, und nur in den besten Fällen — Anschauung des bleibend Unergründlichen, Anschauung des tiefsten Grundes. Diese Gren zen der christlichen Kunst müssen betont wer den. Ihre Grenzen liegen in der Erbsündhaftig keit des Menschen, nicht am Vermögen der Kunst. Anschauung nun, ist nicht ergreifen, Anschauung ist Ergriffen-sein. Es ist sehr ver ständlich, wenn hier die Verwechslung weit getrieben wird. Denn wer wäre nicht in der Versuchung des Wunsches: Gott erfassen zu können? Ich möchte, sehr in Ehrfurcht vor der geweihten Gestalt des Priesters, ganz behutsam fragen, ob nicht die Kritik am Werk der Künst ler zuletzt auf das Vermissen zurückzuführen ist, daß es auch dem Künstler nicht gelingt, Gott zu erfassen mit einem Bilde? Selbst von der ewigen Seligkeit sagen die Heiligen nicht, daß sie Erfassen Gottes sei. Sie sprechen nur von der ewigen, erfüllenden Anschauung Gottes. Was dann aber ein Kunstwerk sein kann, im geglücktesten Falle ist Anschauung unter den Bedingungen des Zeitlichen. Und diese zeitliche Anschauung bleibt gebunden an die Sinne der Menschen, von denen ein Priester nur fordern sollte: daß sie wahrhaftig seien. Erst dann, wenn diese „Wahrhaftigkeit der Sinne" vollkommen ist, vermag das Übersinn liche, Transzendente, durch sie zu scheinen. Dann ist Kunst erst teilhaft an der Wahrheit. 118 Und nur dann kann auch die christliche Kunst die Wahrheiten Christi in sich tragen. Die Fragen, ob gegenstandslose Kunst in der Kirche möglich sei, wären demnach zweitrangig. Es gibt keinen künstlerischen Stil, der als sol cher eo ipso ungeeignet wäre für die Liturgie. Die Frage des liturgischen Bildes ist eigentlich eine Angelegenheit der Priester. Die bild nerische Entstellung des Altarraumes ist doch nicht auf die Unfähigkeit von Künstlern zurück zuführen, sondern darauf, daß von Priestern sel ber der Ort, auf dem Christus sein Opfer ständig erneuert, geistlich säkularisiert worden ist. Aber es geht nicht nur um den Altarraum. Es geht auch um den Raum der Gemeinde. Und in diesem Teil der Kirche würde ich wünschen, daß die Gemeinde sich umstellt mit Bildwerken, die ihr So-Sein vor Gott, vor den Altar stellt. In diesem Sinne könnte alle Kunst, auch die gegenstandslose, im Hause Gottes ihren Platz haben, als die Fülle dessen, was von Gott emp fangen, ihm wieder vorgestellt wird. Es muß auch hier gesagt werden, daß es der Künstler selber prüfen soll, ob er sein Werk als in die Kirche gehörig empfindet, und ob es nicht aufrichtiger ist, wenn er es in den vielen, doch auch so bedürftigen Bereichen der Welt beläßt. Denn die Aufgabe der Kirche ist es nicht, Mäzen zu sein, und was in den Raum der Kirche gehört, sollte auf besondere Weise er kennbar sein. Die Selbstkritik des Künstlers sollte dann nicht mehr dahin führen, daß er sich als außerhalb stehend empfinde, vielmehr nur an einem anderen Platz der Ordnungen. Der Glaube unserer Zeit ist nicht groß ge artet. Dies ist das ganze Dilemma. Man spricht vom Zeitalter der Angst. Aber der Kirche und den Geistlichen ruft Christus immer zu: Seid nicht so furchtsam, ihr Kleingläubigen!
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