k u s s i 0 n des ersten Tages, die von Professor Meistermann geleitet wurde, kamen vor allem die Anliegen der Künstler und ihre Wünsche an die Kirche zur Sprache. Es wurde immer wieder die Bitte ausgesprochen, dem Künstler zu vertrauen. Kunst als die freieste Betätigung des Menschen verlange einfach ein großes Maß an Freiheit. Natürlich wurde dem von der anderen Seite entgegnet, daß es sich immer um einen bestimmten Auftrag handle, daß die sakrale Kunst eine dienende Kunst sei und daß man hier nicht dem künstlerischen Individualismus Tür und Tor öffnen könne. Die Aufgabe des Priesters sah ein Künstler nicht darin, zu inspirieren, sondern theologisch zu beraten. In der ganzen Diskussion wurde auf jeden Fall der gegenseitige Wunsch nach einem besseren Verständnis füreinander und nach enger Zusammenarbeit laut. Prof. Georg Mei stermann formulierte in seinem Referat diese Wünsche der Künstlerschaft noch einmal mit großem Freimut, forderte aber auch vom Künstler, er solle sich die Frage vorlegen, ob das, was er schaffe, eingehen könne in die Liturgie. Für die großen Diskussionen des zweiten Ta ges, die wohl den Höhepunkt der Tagung bil deten, waren die Referate von Msgr. Mauer und Dozent Egger grundlegend. Msgr. Otto Mauer sprach über „Theologische Prinzipien sakraler Kuns t". Er betonte, der Sinn des christlichen Kultgebäudes sei — im Gegensatz zur Synagoge — nicht nur ein pädagogischer, auch nicht nur ein latreutischer, sei es nun pri vater oder gemeinschaftlicher Anbetung, son dern ein kultischer. Mittelpunkt dieses Kultes sei das Opfer, nach der Theologie des Hebräer briefes die Repräsentation des Erlösungsgesche hens, und zwar nicht nur der Kreuzigung, son dern auch der Inkarnation, der Auferstehung, der Himmelfahrt und der Parusie Christi (dar auf weisen die Texte alter Präfationen hin). Dieses Opfer ist zunächst Gottestat und dann erst Menschentat, und hier wieder zunächst Handlung der Gesamtkirche und dann erst des Einzelnen. Dieser erste Teil des Referates — nachher sprach Msgr. Mauer noch über das Kultbild — bildete den Ausgangspunkt zu den Diskussionen über das Wesen des christlichen Kultraumes. Dieser — so wurde erarbeitet — ist ein sakralisierter, konsekrierter Raum, in dem Gott, schon unabhängig von der Eucharistie, auf besondere Weise prä sent ist. Er hat den Sinn, das Sakrale (das dann noch näher bestimmt wurde) auszusondern aus dem, was Welt ist. Er ist wesentlich bestimmt durch die Messe und daher hingeordnet auf den Altar. Daneben wurde betont, daß er primär Gemeinschaftsraum sei und erst sekundär der Ort privater Anbetung. 90 Einen weiteren Anstoß für die Diskussionen des zweiten Tages gaben die Ausführungen des Doz. DDr. Gerhart Egger. Er sprach vom Stand punkt des Historikers, aber eines Historikers, der Anspruch erhebt, auch in die Gegenwart zu wirken, über den Ursprung des christ lichen Kultbaues. Nach seiner Theorie von der Vorbildlichkeit des Trajansforums für die richtungweisenden Kultbauten von St. Peter und des Laterans, ist für das katholische Gottes haus, in dem das Meßopfer dargebracht wird, die Längsachse wesentlich. Der historische Grund dafür seien die frühchristlichen Prozessionen, die durch das Langschiff zum Altar hingeführt hät ten, der heute noch gültige theologische Grund aber das Wort Christi: „Ich bin der Weg", der Weg zum Vater. Für die Diskussion ergab sich daraus die Frage: Muß die christliche Kunst in einer historisch normierten Form verlaufen? Ist der Anfang in der konstantinischen Zeit als absolut gegeben zu betrachten? Da die Thesen des Dozenten Egger auch neuere Bestrebungen, eine „christozentrische" Kirche zu bauen, treffen würden, war die Reaktion lebhaft. Auf der einen Seite wurde zu bedenken gegeben, daß Christus selbst nichts über den Kultbau vorgeschrieben habe, daß unsere Zeit genau so wie die konstan tinische in der ,,Fülle der Zeit" stehe und eigen schöpferisch sein könne, auf der anderen Seite auf die Ehrwürdigkeit dieser Tradition, zumin dest für den abendländischen Kulturbereich, hingewiesen und betont, daß es sich hier, auch wenn man ganz von den frühchristlichen Pro zessionen absehe, um praktische Erfordernisse handle, die bestehen bleiben. Ob dieser Grund riß des katholischen Gotteshauses wirklich Aus druck eines theologischen Gedankens, nämlich der Transzendenz Gottes ist, zu der wir auf dem Wege sind, blieb ungeklärt. Am dritten und letzten Tage sprach Dr. Wal ter W a r n a c h über die Möglichkeiten einer abstrakten Kunst im sakra len Raum. Er trat energisch für ihre Ver wendung ein und setzte sich mit den landläufi gen Einwänden auseinander, stellte freilich andererseits an die abstrakte Kunst die absolute Forderung der Qualität und warnte vor dem Eindringen des Psychogramms in den geheiligten Raum, vor der kühlen Rationalität liturgischer Zeichen und vor der magischen Abstraktion. Es ist klar, daß die jungen Künstler in der Dis kussion ebenso eindeutig für die abstrakte Kunst Stellung nahmen. Msgr. Mauer als Dis kussionsleiter bejahte die Möglichkeit der Ver wendung der abstrakten Kunst im Gotteshaus,
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2