Christliche Kunstblätter, 93. Jg., 1955, Heft 1

Leonhard Küppers, Göttliche Ikone, BastionVerlag, Düsseldorf 1949, 84 Seiten Text und 17 Bildtafeln, Ganzleinen DM 12.80. Mit feinem Einfühlungsvermögen und tiefer Er kenntnis der theologischen Materie gelingt es dem bekannten Verfasser nicht nur das Wesen östlicher Mystik zu interpretieren, sondern ebenso auch die Bilderwelt der Ikonen mit ihrem eigenen Zauber zu uns sprechen zu lassen. Gelöst aus der durch die Überbetonung des Transzendenten bedingten schein baren Isoliertheit in der Welt gewinnt jetzt bei der Lektüre diese Theologie und ihre Symbolik die Inbrunst der Verkündigung, die einfach und maje stätisch zugleich einen Auftrag hat, dem sich nie mand entziehen kann. Das vorstehende Werk darf daher, vor allem auch wegen seiner liturgischen und ikonographischen Hinweise, zu der wichtigsten Literatur gezählt werden, die uns über die Ostkirche unterrichtet. P. Urban Rapp, O. S. B., Das Mysterienbild, Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach, 161 Seiten Text und 24 Bildtafeln, Leinen geb. DM 14.50. Ausgehend von der Tatsache, daß im Mittelpunkt des antiken Kultes das Kultbild alias Götterbild stand, weist Rapp im vorliegenden Werk die Ent wicklung dieses Götterbildes von seinen Anfängen bis zum Mysterienbild in einer vorzüglichen, klar durchgeführten Beweisführung nach. Darnach lie gen im Bereich der antiken Mysterien, wo das heid nische Mysterienbild entstanden ist, die Anfänge unserer abendländisch-christlichen Mysterienbilder. Diese stellten im Christentum wie im Heidentum eine bildliche Interpretation der Liturgie dar; so ermöglichten ja auch die christlichen Mysterien bilder die Darstellung des Christusmysteriums im Kultraum, d. h. in einem liturgischen Raum. Schon früh entwickelte sich die Apsis zu diesem litur gischen Raum in der Kirche, die demnach auch sehr bald über eine ganze Reihe von sogenannten Apsisbildern verfügt hat, die nach bestimmten Mo tiven zur Darstellung und seit den frühen Jahr hunderten bis an die Schwelle der Gotik zur Auf stellung gelangt waren. Mit dem Aufkommen der gotischen Altartafeln, die sich gleichsam wie ein Buch auf- und zuklappen ließen, wird dann das Mysterienbild aus dem Chor verdrängt. Damit trat das Andachtsbild als der historisierende Darstcllungstypus der neuen Zeit an die Stelle des alten Mysterienbildes, das noch für alle Christen die ob jektive Wirklichkeit (so etwa wie heute noch die Ikonen in der griechischen Kirche) besaß, während das Andachtsbild nur noch für den einzelnen ver bindlich ist. Hervorragend sind auch alle jene Aus führungen, die der Herausarbeitung der Unter schiede zwischen der antiken und christlichen Reli giosität gewidmet sind. Bleiben dabei noch Fragen offen, wie z. B. die Klärung des Verhältnisses von antikem Kaiserkult und byzantinischer Liturgie, so ist doch das Werk von Rapp voller großartiger Anregungen und genialer Synopsen, so daß die Wissenschaft, insbesondere unsere Forschung über die altchristliche Kunst und Kultur dies dankbarst vermerken wird. Julius Baum, Unbekannte Bildwerke alter deutscher Meister, Verlag Dr. Wolf Strache, Stutt gart, 44 Seiten Text und 120 ganzseitige Bilder, Ganzleinen geb. DM 19.50. Der bekannte Gelehrte hat mit seinem bedeuten den Werk, in welchem erstmals eine ganze Reihe bisher unbekannter Plastiken aus dem deutschen Kulturraum, besonders aber aus dem Bereich der ehemaligen Fürstabtei Fulda, publiziert und für die Kunstgeschichte gewonnen werden, eine großartige Leistung vollbracht, die nicht nur dem Museums fachmann, dem Kunsthistoriker und Kunstsammler, sondern unserer ganzen Kunst forschung zugute kommen wird. Mit großem Geschmack wurde das Bildmaterial zusammengestellt und mit der Lebens erfahrung eines hervorragenden Kunstwissenschaft lers gedeutet, dabei auch auf eine bedeutende Samm lung aufmerksam gemacht, die heute nur mehr in einem bescheidenen Umfang im Fuldaer Museum erhalten geblieben ist. Die uns durch Prof. Baum jetzt vermittelte Kenntnis von dieser Sammlung Lahr vermag nicht nur die ikonographische For schung zu bereichern, sondern ebenso auch ganze Lücken zu schließen, die sich bisher bezüglich eini ger Kunstschulen im 16., 17. und 18. Jahrhundert aufgetan hatten. ^Dr. Flerbert Paulus Anton Steinhart, Rohrfederzeichnungen, ein geleitet von Dr. Franz Fuhrmann, Verlag Stifter bibliothek Salzburg, 1954, 47 Tafeln. Steinharts bereits berühmt gewordenen Rohr federzeichnungen in ihrer raffinierten Technik, setzen auf moderner Basis Rembrandts Federzeich nungen sowohl in der Breite der Darstellung, wie in der Beschränkung auf wenige optisch wirksame Teile, fort. Die Auffassung ist sicher modern, je doch bleibt bei aller, oft sehr kühner Übersetzung in eine abbrevierte Schwarz-Weiß-Darstellung das Naturvorbild erstaunlich stark bewahrt, wobei es durch ein meisterliches Komprimieren oft in eine höhere Sphäre gehoben wird. Die nicht leichte Wiedergabe der Zeichnungen ist vorzüglich. E. Schaffran . Mattco Marangoni, Arte Barocca. Florenz, Verlag Vallecchi, 1953, 260 S., 8 Farh- und 122 Schwarztafeln, Lire 3500. Marangoni, einer der führenden italienischen Kunsthistoriker, vereinigt hier eine stattliche Reihe seiner grundlegenden Aufsätze über die die Ma lerei des italienischen Barocks zu einer Zusammen fassung, die wir als durchaus glücklich bezeichnen müssen. Der wissenschaftliche Wert erhöht sich durch einen gründlichen Apparat und durch die Fülle erstklassig wiedergegebener Abbildungen, die oft wenig bekannte Gemälde zeigen. Besonders zu erwähnen wären die Kapitel über die Stil lebenmalerei, über II Mastelletta, über Crespi und über Fetti, der sehr richtig als Romantiker des Seicento bezeichnet wird. Den hochangesehenen Verlag beglückwünschen wir auch zu der typo graphischen Meisterleistung. Prof. E. Schaffran Rudolf Noll, Frühes Christentum in Osterreich. Franz Deuticke Verlag, Wien. 150 S., 26 Abb., geb. S 72 Noll, ein guter Kenner des frühen Christentum.s in den Ostalpen und als Übersetzer und Interpret der Vita Scti Severini bestens bekannt, gibt hier in gründlicher Weise eine auch dem Fachmann er wünschte Darstellung des Frühchristentums in Österreich. Sehr erfreulich ist es, daß er auch einige textliche Quellen im Original und in Übersetzung bringt und damit der Interpretation durch den Leser weitere Möglichkeiten gibt. Die Bericht erstattung ist besonders in ihrem historischen Teil 40

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