Ein besonderer Vorzug von Regameys Vverk liegt in seiner Sprache, deren Klarheit übrigens von der Übersetzung nicht immer gewahrt wer den konnte, auch wenn — oder weil — sie dem Sinn der Worte treulich folgte. Es ist eine Sprache, die ohne Affektiertheit und Schwulst den kompliziertesten Sachverhalten zuleibe rückt, eher die Sprache eines guten Predigers als die eines Kunstschriftstellers. So fehlen hier auch jene polemischen Entgleisungen, die sonst oft genug den Kuntdiskussionen der Gegenwart jede Würde rauben. Es geht dem Autor nicht um die Propa gierung irgend einer Richtung, sondern ausschließ lich darum, die Sakralkunst wieder zu dent zu machen, was sie bis ins i8. Jahrhunderl war und nun wieder werden soll: eine Begleiterin des Gläubigen auf seinem Wege zu Gott, Ausdruck irdischer Sehnsucht nach dem Heiligen und von dessen verheißungsvoller Antwort an die Men schen. P. Regamey spricht in seinem Buche einmal von jenen „seltenen Geistern, die sich den entscheiden den Tatsachen ihrer Zeit im reinen Geiste der Kirche stellen, statt den Feinden dieser Kirche die Vorurteile der Schule und der Sakristei entgegen zuhalten". Er selbst ist ein solcher (feist, der vor urteilslos an die schweren Aufgaben herantritt, die die Gegenwart jedermann und besonders dem Seelsorger stellt. Der Verlag hat die deutsche Ausgabe mit einem Bilderteil ausgestattet, der den Text gleichsam kommentiert, indem er Gutes und weniger Gutes, Altes und Neues gegenüberstellt. Damit wird vor allem demjenigen der Zugang zu den Gedanken gängen des Buches erschlosssen, der bisher noch wenig Gelegenheit hatte, die diskutierten Werke im Original zu sehen. Einzig bedauerlich bleibt der Schutzumschlag, der weder den hohen ästhetischen Ansprüchen ganz gerecht wird, die im Text ver treten werden, noch die Kauflust der möglichen Interessenten steigern dürfte. Und das ist schade, denn man kann diesem ernsten und klugen Buch gar nicht genug Leser wünschen. Schmidt Paul Ferdinand Schmidt, Geschichte der mo dernen Malerei. Verlag Kohlhammer, Stuttgart. 4. Auflage, 1954, 279 Seiten. Schmidts Einführung in die moderne Malerei ist in den letzten Jahren viel gekauft und gern gelesen worden. Das Buch empfiehlt sich durch klaren Auf bau und gute Auswahl der Farbtafeln, wobei be sonders zu begrüßen ist, daß viele der abgebildeten Werke sich in Privatbesitz befinden und so weniger bekannt sind. Problematisch ist es, eine Geschichte der moder nen Malerei um 1850, mit Corot und Courbet, zu beginnen. Man müßte doch wohl auf die Zeit der französischen Revolution und die Gestalt Goyas zurückgreifen. So ist es auch verständlich, daß in der Darstellung der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts die beiden Maler, die der Dämonie Goyas geistig verwandt sind, nämlich Daumier und Toulouse-Lautrec, nicht in ihrer vollen Bedeutung als die großen Gegenspieler eines oberflächlichen Realismus gewürdigt werden. Überhaupt läßt die Darstellung der französischen Malerei manchen Wunsch offen, während die deutsche gründlich be handelt wird. Die scharfe Profilierung der deut schen Künstler ist wohl die eigentliche Leistung des Werkes. Wenn der Autor meint, unsere Zeit habe ,.keiner lei Berufung" zur Behandlung religiöser Themen, so braucht man ihn nur an die „Innigkeit" und ,.tiefste Inbrunst" der neutestamentlichen Darstel lungen eines Nolde oder an die Kunst Roumilts erinnern, den man durchaus nicht als „abseitig" abtun kann. Im Nachwort setzt sich der Autor mit Sedlmayrs Werk „Verlust der Mitte" auseinander. Ivs ist ihm wohl zuzugeben, daß es in der modernen Kunst nicht nur Zerfalls-, sondern auch Aufbauerschei nungen gibt. Nur sind die Fundamente, auf denen dieser Aufbau erfolgt, dem Zeitgenossen noch nicht offenbar. Vielleicht sind es andere, als Paul Fer dinand Schmidt meint. Dr. G. Rombold Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunst denkmäler, neu bearbeitet von Ernst Gall, Band Oberbaycrn^ Deutscher Kunstverlag München— Berlin, 1952, 5 Seiten Text, 72 Pläne und Grund risse, geb. DM 16.50. Die von Prof. Dr. Ernst Gall neu herausgebrach ten Teilbände der Dehio-Handbücher von denen uns der Band Oberbayern vorliegt, bedeuten in gleicher Weise für den Kunsthistoriker wie für den kunstinteressierten Reisenden ein unentbehrliches Nachschlagewerk. Die darin durchgeführte groß zügige Bearbeitung der einzelnen Bezirke durch die damit besonders beauftragten Kunsthistoriker, die die bisher erzielten Forschungsergebnisse nicht nur zusammenfaßten, sondern auch noch durch eine letzte, sorgfältige und persönlich vorgenommene Inaugenscheinnahme zu ergänzen wußten, hat ob jektiv gesehen h'rüchte getragen. Dadurch ange sprochen vermag nun auch der Leser trotz der Fülle des ihm dargebotenen Materials das einzelrie Kunstdenkmal wirklich zu schauen und ebenso die Gesamtleistung des dahinterstehenden Künstlers rasch zu überblicken. Darüber hinaus gelang es erst mals (auf Grund der bezirksweisen Erschließung Oberbayerns) eine Art Morphologie der barocken Kunstgeschichte innerhalb einer süddeutschen Land schaft zu entwickeln. So wird jedenfalls (Dberbayern mit diesem Band als die vielleicht wichtigste Ivunstlandschaft für die Geschichte des deutschen Barock herausgestellt. Eugen Kusch, Unvergängliches Nürnberg, Ver lag Hans Carl, Nürnberg 1953, 32 Seiten Text und 126 Bildtafeln, Leinen DM 18.50, kart. DM 16.—. Eugen Kusch hat sich mit diesem Band unzwei felhaft das Verdienst erworben, die Stadt Nüt'iiberg, so wie sie heute noch steht, in Wort trnd Bild lebendig festgehalten zit haben. Es gelingt ihm mit vorzüglichen Bildern und einer gründlichen Be schreibung nicht nur den Eindruck der im letzten Krieg fast tödlich getroffenen Stadt zu verwischen, sondern erneut für ihren scheinbar so ewig gleichen und immer noch so malerischen mittelalterlichen Charakter ein Zeugnis abzulegen. Aus der hülle von bisher unbekannten oder verkannten Motiven und aus vielen Einzelheiten läßt er imrner wieder die kultur- und kunstgeschichtliche Potenz dieses stolzen fränkischen Stadtstaates zu uns sprechen. Welche Stadt hätte auch, am Ende eines für alle ßo unbarmherzigen Bombenkrieges, noch immer so viel Schätze aufzuweisen wie Nürnberg? Wer die ses Buch besitzt, der weiß jedenfalls, warum Nürn berg einst Deutschlands Schatzkästlein war und immer noch so genannt werden darf. 39
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