Christliche Kunstblätter, 93. Jg., 1955, Heft 1

am 23. Dezember des vergangenen Jahres ein Mau rer ein Fresko, das jetzt Piero della Francesca, einem der größten Maler der italienischen Renais sance, zugeschrieben wurde. Der Maurer kratzte die Wand der Kirche ab, als der Kopf eines Hei ligen zum Vorschein kam. Zwei Restaurateure der Galerie von Florenz legten das Fresko mit einem Ausmaß von 3X1.4 Meter in langwieriger Arbeit frei. Es läßt sich nicht genau sagen, ob dieses Hei ligenbild den Teil eines größeren Werkes darstellt oder es für sich allein steht, da große Teile der Malerei schon vor der Übertünchnng abgefallen sein müssen. Jedenfalls ist man sich darin einig, daß es hier sich um ein bedeutendes Werk,^ und zwar um eines der letzten Werke dieses Meisters handelt. Das Fresko zeigt auf dunkelgrünem Hin tergrund den Kopf eines Heiligen, der hellblondes Haar trägt und mit einem dunkelroten Mantel be kleidet ist. Die großen, sprechenden Augen, der etwas unwillig verhaltene, schöne Mund und die ernsten, bestimmten Züge des Heiligen lassen dar auf schließen, daß das Werk aus der späteren Periode des Künstlers stammt, in welcher er in der Vollkraft seines Schöpfertums war. An der Größe lind Feierlichkeit des Stils gemessen, ist dieses I^resko nach den Hauptwerken des Meisters in Arezzo und Urbino zu datieren. Dieser unvermu tete, herrliche Fund läßt den Verlust vieler Werke dieses großen Malers wieder etwas leichter ver schmerzen. ASSISI. Das italienische Zentralinstitut für Re staurierungsarbeiten hat nun das Projekt, von dem schon in der letzten Nummer dieser Zeitschrift berichtet wurde, in Angriff genommen, um die Fresken in der Franziskus-Basilika von Assisi zu retten, die teilweise durch die Zeit schon erheblich gelitten haben. Es handelt sich um Werke von Giotto, Lorenzetti, Simone Martini und Cimabue, Die ersten Arbeiten wurden von Fachleuten bereits begonnen. Für PISTOIA war es ein großes Ereignis, als die altehrwürdige Kathedrale zum hl. Zeno seit der Schließung vor mehr als 15 Monaten ihre Pforten wieder öffnete und der Bischof wieder von ihr Besitz ergreifen und darin die hl. Messe feiern konnte. Hinter den verschlossenen Toren war eine gründliche Restauration vorgenommen worden. Der Plan geht dahin, das Gebäude möglichst in den ursprünglichen Zustand zu bringen. Bisher war das aber nur beim Mittelschiff möglich gewesen. Die später eingezogene Decke wurde wieder entfernt, so daß jetzt der Blick in den vielfarbig bemalten offenen Dachstuhl freigegeben ist. Dort fand man auch das Datum der Erbauung; 1388. Die großen rechteckigen Fenster wurden geschlossen, das Licht ergießt sich jetzt wieder durch 18 elegante roma nische Bogenfenster in den Raum. Die Wände wur den von der alten Übertünchung befreit, dabei gab es einige Überraschungen: in der inneren Lunette des Hauptportals kam ein Fresko aus dem 12. Jahr hundert zum Vorschein, den hl. Zeno darstellend,, und ein anderes aus dem 14. Jahdumdert mit den vier Kardinaltugenden in der Kapelle des hl. Ja kobus, welche Dante schon verherrlicht als die ,,Sakristei der schönen Geräte" („Sagrestia de' belli arredi"). Ähnliches Glück war nicht beschieden an den Langhauswänden, dort waren die alten Fresken 1618 gänzlich zerstört worden. Die Arbeiten wer den noch fortgesetzt in den Seitenschiffen, wo man auch die alten romanischen Fenster wieder öffnen will. Die alten Grabplatten der Bischöfe, besonders die berühmten Kenotaphe für Cino da Pistoia von Cellino di Nese und für Kardinal Niccolo Forteguerri aus der Werkstatt des Verrocchio sollen ihre ursprüngliche Zusammensetzung und einen günstigeren Platz bekommen. Die große Apsis war leider im 17. Jahrhundert niedergerissen und durch das heutige barocke Presbyterium ersetzt worden. Die bisherigen Arbeiten und die noch folgenden geben der Kathedrale von Pistoia wieder ihren ge bührenden Platz in der Reihe der wertvollen und berühmten Dome der Toskana und Italiens. NEAPEL. Die historische Kirche des „großen Karmels", eines der bedeutendsten Bauwerke des alten Neapel, war durch den Krieg zerstört worden. Die Karmeliter haben im Verein mit den staat lichen Stellen die Kirche und den Konvent wieder aufgebaut. Kardinal Mimmi von Neapel gab diesen Gebäuden im Jänner dieses Jahres die kirchliche Weihe. NEUES FRESKO. Zur Erinnerung an das maria nische Jahr wurde in der Pfarrkirche zum hl. Franz Xaver im Stadtviertel Garbatella von Rom ein Fresko von zirka 30 Quadratmeter Größe enthüllt und eingeweiht. Es wurde ausgeführt von Professor Luigi Brandi und verherrlicht Maria unter dem Titel ,,Madonna del Divino Amore" („U. L. Frau von der göttlichen Liebe"). Vor dem gleichnamigen Gnadenbild, das aus einem Vorort von Rom in die Kirche des hl. Ignatius gebracht worden war, hat im Juni 1944 in höchst kritischen Tagen Papst Pius XII. die Stadt Rom der Gottesmutter geweiht. .Diesem Umstand schreibt man auch die Rettung und Bewahrung der Stadt Rom vor größerem Un heil zu. Am Donnerstag, 16. Dezember 1954, wurde auf dem Kapitol von Rom, im Festsaal des Conservatorenpalastes, in einer Gedenkfeier des 500. Ge burtstages von Bernardino di Betto da Perugia, genannt Pinturicchio (i4S4—1S13), gedacht, unter Beisein hoher kirchlicher und staatlicher Würden träger. AUSSTELLUNGEN. Im Palazzo Civico von Viterbo waren Werke der Malerei aus dem Um kreis jener Stadt zu sehen. In Mailand boten zwei Ausstellungen die Werke von Caravaggio und die holländische Malerei des Seicento (17. Jahrhun derts), die auch in Rom schon gezeigt worden war. In Bologna machte zunächst eine Schau die Werke von Guido Reni einem größeren Kreis zugänglich, und etwas später wurde der zeitgenössischen christ lichen Kunst, welche mit 429 Werken vertreten war, die erste National-Ausstellung dieser Art gewid met, die Kardinal Lercaro eröffnete. Im Palazzo Venezia zu Rom war im Dezember I9S4 und Jänner 19,33 die „Internationale Krippen ausstellung" zu sehen, welche Werke dieser -Art im Original oder auch in der Zeichnung oder Photographie aus allen Ländern Europas und auch aus den Missionen vereinigte. Die deutschen Be sucher sprach natürlich die Tiroler Krippenkunst besonders an. Einen besonderen Platz dieser Ab teilung nahm das Schaffen des Salzburger Bild hauers Gustav Resatz ein, der in der Form von Krippenbäumen bis zu über drei Meter Höhe ein drucksvolle Kompositionen von verschiedenen Sze nen des Heilsgeschehens bietet. Eine Reibe von Zeichnungen und viele Lichtbilder mit veiscliiede35

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