Christliche Kunstblätter, 93. Jg., 1955, Heft 1

riger Unterbrechung wieder für den Kult: der Got tesmutter geöffnet. S. MARIA DI ITRI. Zwischen Rom und Neapel liegt an der Via Appia das Bergstädtchen Itri, Durch die Kampfhandlungen im Raum von Formia und Gaeta hat es schwer gelitten, auch die uralte Kirche S. Maria wurde schwer beschädigt. Im vergangenen Jahre wurde die Restaurierung und die Rettung dessen, was an diesem wertvollen Kunstwerk noch zu retten war, glücklich zu Ende geführt. Die Ar beiten gestalteten sich schwierig, da die Kirche auf der für Kraftwagen unzugänglichen Spitze des seit ältester Zeit besiedelten Hügels liegt und das Ma terial wie in alter Zeit auf den Schultern oder mit Eseln und Maultieren hinaufgeschafft werden mußte. Besonders der Turm stellt ein in jener Ge gend, d. h. etwas abseits der Küste im Hinterland seltenes und wichtiges Beispiel dar für den ara bisch-normannischen Stil in Mittelitalien. Charak teristisch ist vor allem der trapezförmige Grundriß des Turmes und seine äußere Gestaltung. Die ersten zwei Stockwerke sind schmucklos, erst die folgen den zeigen reiche Gesimse, quergestreifte Mauerung mit verschiedenfarbigen Steinen und Ziegeln und mit Majolikaschmuck sowie die arabisch-norman nische Art des Spitzbogens für die Fensteröffnun gen. Der Turm gehört somit in die Stilperiode der bekannten Bauwerke dieser Art in Paiermo, Amalfi und Ravello. S. ELIGIO IN ROM. Jede Zunft hatte im Mit telalter bis tief in die Neuzeit ihren Zunftaltar oder eine Kirche als gemeinsamen Besitz und gei stiges Zentrum. Die Gold- und Silberschmiede Roms hatten ihren Mittelpunkt in der kleinen Kirche S. Eligio degli Orefici in der gleichnamigen Straße, zwischen Tiber und Via Giulia. 150g wurde sie gebaut nach den Plänen von Raffael, mit qua dratischem Grundriß und einer eleganten kleinen Kuppel. Nach dem Zerfall des Zunftwesens kamen auch für dieses Kirchlein schwere Zeiten. Es wurde geschlossen und ging dem Verfall entgegen. Im Dezember des vergangenen Jahres wurde es nach einer gründlichen Renovierung der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Fast verborgen unter den alten Häusern eines der ältesten Bezirke der Stadt, erinnert S. Eligio, das unter den hier ver sammelten gläubigen Handwerkern und Künstlern auch den begabten Benvenuto Cellini zählte, den Kenner der Geschichte Roms in der Eleganz seiner Linien an die schöpferische Kraft eines Raffael Sanzio, und mit den Namen des Papstes Julius II., der hier den Bauplatz bestimmte, und Cellini an die Bilder eines verschwundenen Rom. Die Katakombe mit dem Namen „COEMETERIUM MAIUS" in der Via Nomentana in Rom wurde eigentlich schon im vorigen Jahrhundert auf gefunden und erforscht. Damals hielt man sie für das ,,Ostranura", in welches der Roman „Quo vadis?" von Sienkiewicz die Tätigkeit des Apostels Petrus verlegt. Aber noch haben diese ausgedehn ten unterirdischen Anlagen nicht alle ihre Geheim nisse preisgegeben. Bei den jüngsten Au.sgrabungsarbeiten fand man noch tiefere Stockwerke und bisher unbekannte Gänge („Galerien") mit Grab anlagen und Malereien aus dem 3. und 4. Jahrhun dert in großer Anzahl. Im großen und ganzen keh ren dieselben Motive wieder, die man bisher auch aus den anderen Katakomben kennt. Am II. Mai 1954 jährte sich zum hundertsten Male der Tag, an dem durch den bekannten Katakombenfonscher De Rossi die Caeciliengruft in der Callixts-Katakombe wieder aufgefunden worden war. Papst Pius IX. begab sich voll Freude in die ses unterirdische Heiligtum der hochverehrten römischen Märtyrin und war damit bisher der letzte Papst, der als solcher die Katakomben be suchte. Eine t.lberlieferung besagt, daß die ABTEI S. MARIA DEL PIANO BEI ORVINIO vom Fran kenkönig Karl dem Großen gegründet worden sei zum Dank für einen Sieg über die Sarazenen auf seinem Zuge von Ancona nach Rom zu seiner Krö nung als Kaiser. Wenn man auch diese Überliefe rung nicht beweisen kann, so deuten doch die Stilelemeiite der Gebäude auf ein hohes Alter und weisen wenigstens auf die Zeit um das Jahr 1000 hin. 1869 wurde leider diese Abtei in den Abruzzen verlassen und verfiel ziemlich schnell. 1953/54 wurde nun wenigstens der schöne romanische Glockenturm wieder restauriert und baulich ge sichert, die anderen Gebäudegruppen überließ man weiter ihrem Schicksal. Es wäre nur zu hoffen, daß für die ganze alte Abtei ein Tag der Auf erstehung käme, um dem einsamen Glockenturm wieder die richtige Aufgabe und Umgebung zu ver schaffen und um auch den kommenden Genera tionen die Erinnerung an den Frankenkönig Karl zu erhalten, mag nun seine Anwesenheit hier tat sächlich Geschichte oder nur Legende sein. MADONNA DELLA QUERCIA BEI VITERBO. Eine Überlieferung weiß zu berichten, daß ein gewisser Juzzante, Grundbesitzer in der Gegend von Viterbo, um 1400 von einem Maler Martello, genannt Monetto, sich ein Marienbild anfertigen ließ, das er an einer Eiche befestigte in einer Gegend, die von Räubern öfter heimgesucht wurde. Ein Einsiedler nahm dieses Bild einmal in seine Höhle, und andere Bewohner der Umgebung nahmen es verschiedene Male in ihre Häuser mit, aber immer kehrte es von selbst zu dieser Eiche zurück, deren Äste sich so zur Erde bogen, daß sie eine natürliche Kapelle bildeten. Ein Wanderer, der von den Räubern angefallen wurde, konnte sich noch in den Schutz dieser Eiche retten und wurde dort für die Angreifer wunderbarerweise unsicht bar. Dieses Wunder und ein Gelübde im Pestjahr 1467 bewogen die Bewohner von Viterbo, hier eine Kirche zu bauen. Schon nach einem Jahr war sie fertig. Die Pläne lieferte wahrscheinlich kein Gerin gerer als Giuliano Sangallo; Ghirlandaio schuf das herrliche Fresko mit der Darstellung des Wunders der Rettung durch die Eiche. Im vergangenen Kriege wurde Bagnaia — so heißt näherhin das Dorf in der Umgebung von Viterbo — fast ganz zerstört, die Kirche blieb aber fast wunderbarer weise von den Bomben verschont, erlitt nur Schä den durch den Luftdruck und die Erschütterungen. 1952—1954 wurde das brüchige Mauerwerk wieder gefestigt und die weitere Loslösung der Fresken von der Mauer zum Stillstand gebracht. So zeigt sich diese vielbesuchte Wallfahrtskirche wieder als Perle der Renaissancekunst im Weichbild der ehe maligen Papststadt Viterbo. Bei Restaurierungsarbeiten in der aufgelassenen Kirche von SANTA CHIARA IN SANSEPOLCRO, nahe bei Arezzo in der Toskana, fand 34

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