Rennen aufgeben, so daß die Bilder in die Schweiz, nach Arnerika, Holland, England und Schweden wanderten. Nur ein Gemälde von Liebermann wurde um ii.ooo DM von einem deutschen Indu striellen erworben. Dagegen erreichte ein bezau berndes Aquarell von Macke 18.000 DM, drei Bil der von Marc 18.000 bis 29.000 DM, ein Stilleben von Braque 24.000 DM, ein ungemein duftiges Landschaftsbild Renoirs 33.600 DM, „Die Macht der Straße", ein Hauptwerk des Futurismus von Boccioni gar 35.000 DM. Das Porträt des großen Grüblers Herwarth Waiden von Kokoschka ging um 57.000 DM in die Schweiz,; das Bildnis Doktor Blümner mit dem hintergründigen Aritlitz und den unvergeßlich verkrampften Händen vom gleichen Meister wurde um 30.000 DM ebenfalls von einem Schweizer gekauft. Ohne Zweifel sind das alles Spitzenwerke der modernen Kunst. Dennoch fragt man sich, wenn man die Preise betrachtet, ob hier nicht der Kunsthandel oder vielmehr die Kapital kraft mancher Käufer über die Kunst gesiegt hat. Es wird jedenfalls interessant sein, die weitere Preisentwicklung zu verfolgen. Dr. Günter Rombo1d Christliche Kunst in der Schweiz Auf Schweizer Boden erhob noch vor dem Ersten Weltkrieg der Maler Alex. Cingria als erster über haupt seine mahnende Stimme mit einer aufrüt telnden Schrift, die die leere nur konventionelle Form kirchlicher Kunst dieser Zeit schonungslos als saft- und kraftlose Schablone aufzeigte. Cingria war kein erfolgloser . Prophet, seine Argumente mußten allmählich doch als richtig erkannt werden und zur Besinnung führen. Dabei bemühte sich dieser Maler auch, mit seiner eigenen künstleri schen Arbeit, tatkräftig um eine Erneuerung. Heute schätzen wir wohl die künstlerische Einsicht Cingrias höher als seine Malereien und Glasfenster, die uns anschaulich widerzuspiegeln scheinen, wie ungeheuer schwer es war, sich nun auch tatsächlich aus einer verfehlten Richtung ganz herauszulösen und etwas Neues aufzubauen. Wozu Cingria mit seiner Schrift aufgerufen hatte, das wurde durch eine tatkräftige Gemein schaft von Künstlern und Kunstfreunden in der Schweizer St.-Lukas-Gilde ins Werk gesetzt. Dabei ist wohl besonders hervorzuheben, daß die Gilde es verstanden hat — es ist nicht ohne Kämpfe ge gangen —, sich immer wieder aus sich heraus zu erneuern und besonders lebendig zu erhalten. Es ist ihr auch gelungen, mit ihren Jahrbüchern im Geiste der Schrift Cingrias immer mehr in die Breite zu wirken und die Probleme zu vertiefen. Das Jahr buch 1953 allein schon stellt — höchst willkommen — eine vorbildliche Sammlung aller wichtigen offiziellen kirchlichen Verlautbarungen bezüglich Kirchenkunst der letzten Zeit dar. Den Weisungen des hl. Offiziums in Rom, den Direktiven des fran zösischen Episkopates, den Richtlinien, die die amt liche „liturgische Kommission" im Auftrage des deutschen Episkopates für die Fuldaer Bischofs konferenz auszuarbeiten hatte, schließen sich sehr gewissenhaft durchdachte Ausführungen über alle drängenden Anliegen von Auftraggeber und Künst ler an. Unter den Wortführern sind Theologen, die sich schoii als Seminaristen, erschüttert durch den üb lichen Kitsch gebräuchlicher Kommunionandenken und Primizerinnerungen, zusammengeschlossen hat ten, um in tatkräftiger Arbeit diesen Tiefstand religiöser bildlicher Ausdrucksweise mit überwin den zu helfen. Sie stehen heute nicht nur im Jahr buch und bei der St.-Lukas-Gilde, sondern auch bei deren Veranstaltungen mit ihren Beiträgen an lei tender Stelle. Das Jahrbuch 1953 führt nach dem Teil „Wei sungen der Kirche" in einer Beitragsgruppe „Sinn und Tragweite kirchlicher Weisungen" zu den Problemen der Gottesdienst- und Kirchengestaltung, dem Bau von Opfer- und Sakramentsaltar, erhellt die schädigende Wirkung von Kitsch und Erstar rung für das religiöse Leben und wirbt um das Vertrauen zum Künstler. Es schildert auch den oft erstaunlich oberfläch lichen aber darum um so verbisseneren Kampf mancher Stellen gegen den modernen Kirchenbau und seine Ausstattungskunst, wobei die angegrif fenen Werke durch schlechte Wiedergaben entstellt und aus dem Zusammenhang gerissen werden, für den sie bestimmt wurden. Der Abschnitt „Neubau der sakralen Kunst" bringt endlich die Artikel „Das künstlerische An liegen des Architekten", „Die Aufgaben des Bild hauers", den wesentlichen, knappen Hinweis „Das Bild im Kirchenraum" und weitere Beiträge über Kreuzweg, eucharistische Gefäße, Paramentik, endlich zahlreiche Bilder mit knappen Erläuterun gen. Die Architekturbilder besonders scheinen uns ganz den Anforderungen der Enzyklika ,,Mediator Dei" zu entsprechen: „Freie Bahn gebührt jener Kunst unserer Zeit, die den heiligen Hallen und Handlungen erfurchtsvoll und in gebührender Ach tung dienstbar sein will." Man kann nur ganz dem Urteil P. R. Regameys zustimmen, wenn man die neuen kirchlichen Bauten der Schweiz in Wirklichkeit sehen durfte: „Die deutschsprachige Schweiz ist unseres Wissens die einzige Gegend, wo man den lebendigen Eindruck einer ausgereiften modernen kirchlichen Architek tur erhält." Der Straßburger Domherr V. Bourgois weist diesem Aufblühen der Schweizer Kirchenarchitek tur für die Zukunft der christlichen Kunst eine viel größere Bedeutung zu als den Kirchen von Assy, Vence, Audincourt. Man weiß aber in der Schweiz diese französi schen Leistungen kirchlicher Ausstattungskunst, die von den bedeutendsten Meistern des modernen l'rankreich stammen, sehr wohl zu schätzen und holt sich Leger nach Courfaivre in die französische Schweiz herüber und ist auch sonst bestrebt, fran zösischen Meistern Aufträge zukommen zu lassen. Das Jahrbuch 1954 der St.-Lukas-Gilde ist dem Schaffen des hervorragenden Zürcher Goldschmie des M. Burch gewidmet, enthält darüber hinaus aber wieder alles Grundsätzliche über Kultgeräte und verwandte kirchliche Goldschmiedearbeiten. Die Erneuerung, die Burch aus dem inneren Sinn gehalt dieser Dinge entfaltet, weiß einmal Tradition in lebendiger Weise zu erneuern, wie auch zeit gemäße Wege zielsicher zu gehen. 32
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