Christliche Kunstblätter, 93. Jg., 1955, Heft 1

Jesusknabe mit der Weltkugel im Strahlen kranz, von Wolken und Engelköpfen um geben, zuoberst Gottvater als flache Relief darstellung und auf dem Scheitel des Seg mentbogens die Taube des Hl. Geistes. Auf dem Sockel außen befinden sich die Statuen der HH. Petrus und Paulus, zwischen den Säulen je ein Engel, ursprünglich wohl mit Weihrauchgefäßen und auf zwei vorgezo genen freistehenden Sockeln noch zwei leuchtertragende Engelgestalten. Schließlich sind noch auf dem Gebälk zu Seiten des Aufsatzes zwei adorierende Engel, auf je einer Konsole kniend, angebracht. Die Mensa ist ein freistehender, barockprofilier ter, gemauerter Aufbau mit Leuchterbank, Tabernakel und je einem vergoldeten knien den Engel. Der Altaraufbau, der einen schon stark ins Klassizistische gehende Eindruck macht, trägt ein großes Ölgemälde, darstel lend den Kirchenheiligen, den hl. Ulrich. Dieses ist bezeichnet: ,,Franz Weigl 1833"®^). Das Speisgitter beim Hochaltar ist eine schmiedeeiserne Arbeit, bez. 1832. Die beiden gleichlautenden Seiten altäre sind einfache Wandaufbauten, beidseitig flankiert und von je einer über Eck gestellten korinthischen Säule. Sie stammen aus dem vierten Viertel des 18. Jh. und ■wurden 1793—1799 ausgebessert und neu gefaßt'^). Diese Arbeiten wurden von einem nicht namentlich genannten Tullner Bild hauer ausgeführt. Der linke Seitenaltar ent hält als Altarblatt eine nach altem Vorbild gestaltete Pietä, das rechte Altarblatt stellt die Hl Familie dar. Außerdem befinden sich auf beiden Altären je ein Medaillon (links der Tod des heiligen Johannes Neoomuk, rechts der hl. Florian), welche dem Kremser Schmidt zugeschrieben werden^^). D i e K a n z e 1 stammt ebenfalls aus dem Jahre 1772 und wohl zweifellos aus der Werkstatt Andreas Grubers^®). An der Kanzelbrüstung befinden sich drei vergol dete Reliefs, und zwar: eine verdammte weibliche Gestalt und ein Teufel im Flam menrachen eines Plöllenungeheuers, von dem nur der Kopf gestaltet ist; Christus als Weltenrichter auf dem Regenbogen sit zend; Tod als Schnitter. Ferner sind an den Ecken zwei Engel angebracht. Der orna mentale Dekor der Kanzel zeigt die Formen des ausklingenden und erlahmenden Roko kos. Der Schalldeckel ist mit der Darstel lung „Auge Gottes im Strahlenkranz, um geben von Wolken, Engelköpfen und zwei vollplastischen Engeln" gekrönt. Die Orgel wurde laut Orgelkontrakt 1755 vom Kremser Orgelbauer Ignatio Gatto erbaut^®), aber 1781 und 1787 durch eine neue ersetzt^''). Das Orgelgehäuse ge hört ebenfalls dem letzten Jahrhundertvier tel an. Besonders schön ist die in Holz gearbeitete, schon ganz klassizistische Ab schlußleiste der Orgelbrüstung, welche aus ineinandergreifenden Segmentbogenstücken des Kreises gestaltet ist. Die übrige Einrichtung: Zwei figurengruppe Taufe Christi. Die beiden Statuen Christus und der hl. Johanne.s_ sind vergoldet und zweifellos von der gleichen Hand wie der plastische Schmuck von Hochaltar und Kanzel. Die Taube des HIGeistes wurde erst i949 dazu gefertigt. Eine kleine goldgefaßte Barockstatue des hl. Leonhard über dem Nord portal. Der Kreuzweg besteht aus 14 Bil dern und wurde 1774 von Wohltätern ge spendet^®). Er stellt eine der vielen Abwand lungen des Mauterner Kreuzweges vom Kremser Schmidt dar und wurde von Schü lern ausgeführt-®). Über der Sakristeitür hängt ein weiteres etwas größeres Bild, dar stellend die Kreuzauffindung durch die Kai serin Helena, welches dem Kremser Schmidt selbst zugeschrieben wird. 22) -Weigl Franz Maler (geb. 1810 in Wien), Thieme-Becker, a. a. O.. Bd. 35 (Lpz. 1942), S. 281. Vgl. Kirchenrechnungen unter Beilagen zu Karlstetten. ") Kirchl. Top. VII, S. 313, Schweickhardt, a. a. O. S. 74. Mayer, a. a. O., S. 55, und Anm. s : Kir chenrechnung 1799: ,.den 30.ten Jenner zu denen z-way Seitenaltären 2 Neue Bülder geschafft -worden pr. 9 fl." (Pfarrarch. Karlstetten.) -®) siehe auch Hochaltar. ^°) u. ") Pfarrarchiv Karlstetten. 28) Weigelsperger, a. a. O. =9 Kirchl. Top. VII. S. 31.), Schweickhardt III, S. 74. Bei beiden Autoren heißt es daß das letzte Bild von Schmidt selbst ist. Da aber in K. ein iSzusätzliches Bild (Kreuzauffindung, über der Sakristeitüre) vorhanden ist, wurde irrtümlich die Kreuzabnahme als Werk Schmidts verzeichnet (vgl. die bisherige Literatur; noch Katalog der Gedächt nisausstellung Kremser Schmidt, Krems—Stein 1951, S. 43, bezeichnet das Bild über der Sakristei türe irrig als , Kreuzabnahme". Vgl. auch die Kreuzwegbilder in Altenmarkt/ Yspertal (ÖKT IV), Haunoldstein, St. Veit/Gölsen, Unterloiben (ÖKT I), alle NÖ. 21

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2