Christliche Kunstblätter, 93. Jg., 1955, Heft 1

Titelbild: Hl. Rochus. Foto: Diözesanbildstelle Dr. Erich Widder. Hl. Rochus, Werkstatt des Martin und Michael Zürn. Um 1650: Kriegsnot und Pestzeit, Votivaltäre, den l^^estheiiigen St. Sebastian und Rochus geweiht, werden in vielen Kirchen errichtet. Eine lebensgroße Holzflgur solcher Art ist im Rieder Heimathaus erhalten. Die Vorderansicht des Kopfes zeigt das Werk von seiner besten Seite. Im Rahmen dunkler, wie Flammen züngelnder Haarsträhne ist der geistige Ausdruck des Kopfes gesteigert, der rudimentäre-schwammartige Charakter der Haarstruktur ein willkommenes Mittel, dem Gesiclit selbst die größere Bedeutung zu bewahren. Dieses ist von den gleichen heftigen Zügen durchströmt, mit den sich vorwölbenden Teilen der mächtigen Stirne, den Augäpfeln, Wangen, Nasenflügeln, Ohrleisten. Der Bück geht nicht parallel, sondern in der Richtung der Radien der kugeligen Stirne in die Weite, dem ganzen Aufbau des Hauptes entsprechend. Der schmächtige Hals betont noch stärker dieses Strahlende des Kopfes. Dabei kann der Mund nicht geschlossen sein und müssen sich die Nasenflügel gerade so wölben. Anderseits weiß sie Richtung und Ordnung des Bartes dem Übergang zum Rumpfe zu gewinnen. Wieviel Gotisches wird mit dieser Plastik wieder oder noch sichtbar! Die Aussage, die mit dieser reichen, bewegten Formenwelt geleistet wird, zeigt uns den Menschen als einen Pilger, von Not und Tod bedrängt. Es öffnet sich der Mund zu leichter Klage, ein tiefes Atemholen scheint zu spüren, der schon geschilderte, eher ängstliche Blick weist nach innen, hier wie der kompositionelie Auf bau Halt findend! (Man beachte diesen Zusammenklang von Komposition und Inhalt!) Ein Sturmwind hat das Haupthaar durcheinandergeworfen, Ausdruck der Bedrohtheit, Kontrast zur inneren Sammlung des Ge sichtes. Leider hält der übrige Teil der Plastik nidit, was der Kopf in seiner Vorderansicht verspriclit und ist nur ein durchschnittliches Gesellenstück. A. S. Inhalt SEITE Kunst und Heiligung Robert Braun, Llpsala 1 Der Christ und die Kunst Do2. Dr. Leonhard Küppers, Düsseldorf 4 Moderne Schmelzkunst im Dienste der Kirche Friedrich Knaipp, Gmunden 7 Die Kirchenfassaden des römischen Spätbarocks Renate Rieger, Wien 11 Der Name »JESUS« in der Kunst Dipl.-Ing. P. Gottfried Engelhardt, Stift Seltenstetten, Nö 14 Ein neues Astlwerk Ekkart Sauser, Innsbruck 16 Die Sakralbauten der Diözese St. Pölten, NÖ. - ßaugeschichte und Kunstinventar Dr. Gerhard ßittner, Wien 17 Das Forum 23 Denkmalpflege 26 Berichte 28 Nachrichten aus aller Welt 36 Buchbesprechungen 38 CHRISTLICHE KUNSTBLÄTTER, Eigentümer, Verleger und Herausgeber: Diözesan-Kunstverein, Linz a. d. D., Herrenstraße 19. Schriftleiter: Prof. Dr. Norbert Miko, Linz, Petrinum. — Für die Diözese St. Pölten: Prälat Dr. K. B. Frank, St. Pölten, Domplatz Nr. 1. — Der Jahrgang besteht aus 4 Heften. Bezugspreis für den ganzen Jahrgang: 40 S. Postscheckkonto Wien 26.090; für das deutsche Bundesgebiet 8 DM, Postscheckamt München, Konto Nr. 120.088; für das übrige Ausland 2 <f. Druck: Jos. Feichtingers Erben, Linz, Hauptplatz 18. — Klischees: Kübier & Co., KG., Linz.

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