. .-r_ Der Name „JESUS" in der Kunst Von Dipl.-In g. P. Gottfried Engelhardt, Stift Seitenstetten, N iederÖsterreich (Schluß) Kaum ein anderer Gegenstand wurde mit soviel Liebe und solcher Mannigfaltigkeit verziert, wie die Mangelbretter des Burgen landes und der Steiermark; kulturgeogra phisch geht ja die Einrichtung und der Ge brauch der Mangelbretter nicht nach We sten, sondern hauptsächlich nach Osten, auch nach Steiermark. Mangelbretter wur den zur Hochzeit geschenkt. Besonders die Sammlung Wolf in Eisenstadt besaß herr liche Stücke, versehen mit dem Namen Jesus. Nur einige der schönsten seien hier angeführt. Auf einem, dieser Bretter sehen wir am Griffteil in Kerbschnitt ein drei- ' teiliges körperliches Gebilde, als Kopf ein Nimbus mit eingeschriebenem IHS, Nagel, Herz und M M 1684. Ein anderes aus Welgersdorf zeigt ein Herz mit IHS; in einem dritten aus Neuhaus i. d. Warth sind vier mal in einfachem Furchenschnitt zwei Her zen geschnitten, zwischen denen der Name Jesus steht. Aus Rohrbach stammt ein Man gelbrett, das in Kerbschnitt innerhalb eines gezwieselten Vasensprosses den Namen Je sus zeigt. Ein IHS in Monstranzenform, wie es auf einem Mangelbrett im Volkskunde-Museum in Wien zu sehen ist, fand ich hier nicht. Aber höchst interessant in der Sammlung Wolf ist ein Exemplar von 1684, das die reihig übereinandergestellten Blatt rosetten aus den Pfänden eines zur Men schengestalt ergänzten Scheibenbildes mit dem Namen Jesus emporsprießen läßt. Da mit rückt diese Kunst ganz in die Nähe des Bildinhaltes der Stickereistreifen für Hausvväsche und religiöse Zwecke. Aus diesem letzteren Gebiete künstlerischer Gestaltungs idee seien ebenfalls aus der Sammlung Wolf einige typisctie Beispiele angeführt. Ein Altarstreifen stellt auf reichverziertem, ver schnörkeltem Tisch ein Herz dar, mit Blü tensproß, daneben Vögel mit Blütenzweig im Schnabel, zu Seiten des Tisches Plerzsprosse mit IHS. Ein zweiter Besatzstreifen ist belebt von Tulpen-, Granatapfel- und Nelkensprossen, daneben sehen wir hirsch ähnliche Tiere mit Lebenskraut, abwech- ■selnd mit IPIS und Pfauenpaar. Ebenso interessant ist eine Leinentuchstickerei mit braunem Schafwollgarn: Aus einem Nim bus mit IPIS entspringen Nelken und Tul pen. Als Gegenstück sei eine weiße Durchbruchstickerei erwähnt, bei der ein geome trisches Rautenfeld von Blüten, IHS und Vögelchen belebt wird. Hier sind auch die mit IPIS versehenen Brautleinen und Blau drucke der Alpenländer einzureihen. Man gelbretter, Besatzstreifen, Leinen- und Blaudrucke sind sowohl vom religiös-volks kundlichen wie künstlerischen und kunst gewerblichen Standpunkt eine wahre Fund grube für neue Motive. Diesem Ideenkreis schließen sich auch noch die Ranzen unserer Alpenländer, kunstvoll in Metall beschlagen oder mit Pfauenfedern gestickt, an. Sie allein wären in ihrer Entwicklung und Vielfalt einer eigenen Würdigung wert. Das IHS prangt, oft von wundervollen Motiven umgeben, in der Mitte des Ranzens. Das gleiche gilt von den schwäbischen Ledergürteln, den Gür teln der Meraner Weinhüter und den Braut gürteln. Der Name Jesu auf ihnen soll Kraft verleihen und gegen Krankheiten schützen. Auf Taufandenken um 1800 und Braut kronen des Böhmerwaldes und der Alpen länder erstrahlt nicht selten der Name Jesus. Es war ein glücklicher Gedanke, im Namen Gottes das Leben und die Ehe zu beginnen. Auch das der Braut gespendete „Brautschafl" trug, in hellen Farben gemalt oder schön geschnitzt, das IPIS. Zum Ab schluß seien noch einige Gebrauchsgegen stände angeführt, an denen wir wohl noch nicht so leicht auf den Gedanken kommen, auch hier den Namen Jesus zu finden. Als erstes sei erwähnt eine schön verzierte Mostpresse des Steyrer Museums. Sie stammt aus dem Vierkantgebiet und zeigt uns den interessanten Zusammenhang von Werkgut, Barock-Kunst und Volksglauben im Zeichen von Sinnbildern: Von alten Heilszeichen, Sechsstern und Sonnenrad umgeben erstrahlt in der Mitte im ornamen tierten Kreis das IPIS mit Doppelkreuz und Plerz mit Nägeln. Die Signatur lautet: P. ASF. WM. PI PP. 1736. 14
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