antwortlich zu machen. Daß sie in Rom keine große Anerkennung fand, mag nicht verwundern, da gerade diese Stilphase wie kaum eine zweite für die römische Archi tektur untypisch erscheint, trotzdem sie sich im wesentlichen aus Elementen der vorangegangenen römischen Architektur rekrutiert und nur durch deren Vortrags weise von ihnen unterscheidet. Raguzzini konnte an jene stilistische Gruppe anschlie ßen und es ist wohl sein Verdienst, daß sie in den Zwanzigerjahren gegenüber den anderen Richtungen das Schwergewicht erhielt. So muß man auch nicht das Zu standekommen dieses Stiles auf auswärtige Einflüsse zurückführen, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß für Raguzzini selbst die Frage nach der Verarbeitung fi^anzösischer Einflüsse noch durchaus nicht restlos bereinigt zu sein scheint. AVenn solche auf den Künstler auch nicht mit besonders großer Intensität eingewirkt haben dürften, wäre doch in Erwägung zu ziehen, ob er solche nicht indirekt aus der neapolitanischen Barockarchitektur hätte übernehmen können. Um dies zu beurtei len, fehlt es jedoch an Vorarbeiten über die Architektur Neapels aus dem Ende des 17. und frühen 18. Jh., bei der allenfalls mit einer Infiltration französischer Ein flüsse zu rechnen wäre. Überhaupt ließen, sich aus der neapolitanischen Barockarchi tektur mancherlei Aufschlüsse für den italienischen Spätbarock erwarten, die auch für die transalpine Architektur nicht ge genstandslos wären. Gehen wir aber zu den Bauten Raguzzinis über. Die Kirche S. Maria dei Fornaci^^) (Abb. 9) erhielt ihre Fassade 1726. Der mächtige, etwas ältere Zentral räum, der sich hinter ihr verbirgt, bedingt einen breiten und hochaufragenden Fassaden spiegel, der über einem, vom Terrain be dingten Sockel aufwächst, vor dem eine Treppe zu dem hochsitzenden Portal emporführt. Unten fünf-, oben dreiachsig, wird in das zarte Wandrelief durch leichte Verkröpfung der Gesimse über Pflaster und Dopi^elpilaster eine schwache Be wegung in die Wand gebracht, die aber gekurvte Linien vermeidet. Die Front ist der Fassade von S. Paolo alla Regola nicht ") E. Scatassa, Benedetto XIII e i .suoi artisti Beneventani (Dal Diario de! Valsio), Rass. bibl. dell'arte ital. 1913. Armellini, S. 1191. unähnlich, die ebenfalls durch einen ge schwungenen Aufsatzgiebel bereichert ■ wurde, der sein Vorbild von Borrominis Filippo-Neri-Fassade noch um Knickungen und Profllierungen bereichert. Anspruchsloser sind die Fassaden von S. Sisto Vecchio®®) (1726), wo sich Raguz zini auf die Verwendung einfacher Mauer bänder beschränkt und nur durch die Portalzone einen kräftigen Akzent setzt, oder die Fassade von S. Filippo Neri in der Via Giulia®") (1728), eine kleine Schauwand mit Dreiecksgiebel, deren Schmuck die Fensterbekrönungen, Kapitelle und ein Ovalrelief über dem Eingang be streiten. Die Fassade von S. Maria del Ro- .sario auf dem Monte Mario®")) ebenfalls unter der Patronanz des Papstes Benedikt XIII. entstanden, wird ebentalls mit Pfla stern und Bändern gegliedert, doch verleiht ihr der in konkaver Schwingung nach vor gezogene Mittelrisalit eine barocke Bewe gung. A'^on Eigenwilligkeit und Erfindungskraft zeugen zwei weitere Fassaden, die ebenso wie die meisten Anlagen Raguzzinis recht kleine Ausmaße besitzen. 1725 hat Raguz zini das Ospedale S. Gallicano errichtet"^), in dessen Front die Fassade des zum Spital gehörigen Gotteshauses eingefügt wurde. Beim gesamten Komplex wurden zur Flä chengliederung nicht allein Pflaster und Mauerbänder verwendet, sondern Raguzzini bediente sich hier auch farbig unterschie dener Putzfelder, die nach ornamentalen Gesichtspunkten über die Fläche verteilt sind. Flierin hat man, wohl mit Recht, eine Umsetzung von Anregungen gesehen, die Raguzzini aus seiner, die dekorative Flä chenfüllung liebenden Pleimat Neapel mit gebracht hat. Innerhalb der langen, gleich förmig durchgebildeten Spitaltront bildet die Kirchenfassade den Plöhepunkt, ohne aber den ihr vorgezeichneten Rahmen zu sprengen. Über einem verhältnismäßig ho hen, in Felder unterteilten Sockel steigen die Pflaster des Untergeschosses auf, dessen Gesimse mit dem Dachrand des Spital gebäudes korrespondiert. Das Obergeschoß der Fassade ist niedriger und endet mit Scatassa zu 1726, Rotiii, S. 54. Scatassa zu 1728, Rotiii, S. 43. Rotiii, S. 38. Die Zuschreibung an Raguzzini ist nicht gesichert. «9 Rotiii, S. 34, de Rinaldis, Taf. XXXI. 12
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