Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 2

Fensters, als seine Zeit gekommen war, als erste ihre Kräfte zur Verfügung. Es mußte ja Helfer geben, die dem Rufe, der von außen an die Werkstätten erging, mit Ver ständnis folgen konnten, und sie waren da! Kein Zufall auch, wenn sich nun in der Behandlung des überlieferten Denkmal bestandes an Glasfenstern ein grundsätz licher Wandel vollzog. Nach der Mißachtung der bunten Fenster in der Barockzeit hat die romantische Be geisterung einen Idealzustand ursprüng licher Reinheit, frei von den Zeichen ehr würdigen Alters gesucht, das klassische Beispiel war uns Wels dafür, und .es bleibt auch für die weitere Entwicklung so cha rakteristisch, daß sich darin der Wandel der Auffassung bestens erkennen läßt. Wir können hier nur auf die vorzügliche Be schreibung hinweisen, die anläßlich der Wiedereinsetzung 1951*) erschienen ist und daraus hervorheben, daß nach der Rei nigung und Wiederherstellung der ur sprünglichen Farbigkeit frei von Patina man später teilweise die verlorengegangene Zeichnung naiv nachzumalen versuchte, was nur ebenso unbeholfen gelingen konnte, wie wenn man die Schriftzüge einer frem den Hand zu fälschen versucht. Da die Fenster einem Kultraum angehören, in dem man keine ruinenhafte Museumsstücke wollte, waren diese denkmalpfleglich un glücklichen Bemühungen verständlich. Fleute hat man aber endlich zu einem gesunden, sauberen Verhalten gefunden, das den Abstand zu den Werken aller Kunst respektiert und wahrt, weil man diese in ihrem Wesen besser zu erkennen und schätzen gelernt hat. Bei der jüngsten Instandsetzung der Welser Fenster sind alle imitierenden Ein griffe vermieden, die sich gerade beim *) „Die Welser Glasfenster", herausgegeben von der Stadtpfarre Wels, mit Beiträgen von Franz Korger, Kurt Holter, P. Petrus Raukamp. Glasfenster, wie sich zeigt, ganz erübrigen. Der Bestand ist geblieben, wie er einmal mehr oder weniger gut erhalten war. Durch Darüberlegen entsprechender getönter Glas scheiben über die durch die verschiedenen Erneuerungen farbig ungünstig geratenen Stücke wurden die in der Farbe komposi tioneil störenden Elemente überwunden und eine geschlossene Gesamtwirkung er zielt. So konnte F. Petrus Raukamp in der Schlierbacher Werkstätte ein durch Alter und gewaltsame Eingriffe geschädigtes monumentales Werk, ohne seine historisch bedingte, bruchstückhafte Form im Wesen anzutasten, als würdigen Schmuck der Welser Stadtpfarrkirche zurückgeben. Ein musealer, fragmentarischer Zustand kann für Sakralräume als vorbildlicher Schmuck erhalten werden. Und wie eines das andere bedingt, und nicht die Zeit für eine künstlerische Erneue rung aus der Wurzel gekommen ist, so lange auf dem Gebiet der Denkmalpflege der Kunstfälscher der eigentlich willkom mene Helfer ist, sollte durch diese Hin weise noch hervorgehoben werden. Es paßt dazu, wenn bis in die Zwanzigerjahre eine offenkundige plumpe Fälschung im Linzer Landesmuseum als originale mittelalter liche Scheibe gelten konnte, weil dafür irgend ein schriftlicher Nachweis seiner Herkunft vorhanden ist. Und der Zeitpunkt der Feststellung die ser Fälschung, von Kieslinger veröffent licht, dem wir die erste kunstgeschichtliche Erfassung des alten heimischen Glasfen sterbestandes zu verdanken haben, fällt genau zusammen mit dem Augenblick, da, von vereinzelten früheren mutigen Ver suchen abgesehen, denen leider eine stär kere Auswirkung versagt blieb, von den ersten deutlichen Zeichen einer Wieder geburt der Glasmalerei gesprochen werden kann. (Fortsetzung folgt.) Die Kirchenfassaden des römischen Spätbarocks Von Renate Rieger, Wien (Dazu die Abbildungen 16, 17, 18, 19) Die große Zeit der Architektur des römi-' Fontana, der in seinen Bauten noch einmtil sehen Hochbarocks ging in den Achtziger- zusammenzufassen suchte, was Bernirii, jähren des 17. Jh. zur Neige. Mit Carlo Borromini und Cortona an neuen Ideen 47

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