Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 2

schwer, diese Äußerunp; des religiösen Lebens zu erfassen. Hier rührt man an Persönlichstes des ein zelnen und des ganzen Volkes. Groß sind Vertrauen und Dankbarkeit, primitiv oft ihr Ausdruck. Es ist gefährlich, dem historischen Positivismus nahe zu kommen — man kommt in Versuchung, samt den E-unst- und Brauchtumsäußerungen auch den In halt der Wallfahrten vom rein Natürlichen her ab zuleiten. Wir erleben heute, inmitten einer anschei nend absolut durchsichtigen Welt, die Entstehung neuer großer Wallfahrtsorte! Dem Verfasser muß sehr gedankt werden, daß er diese Zusammenstellung gemacht hat, besonders vom kunst- und kul turgeschichtlichen Standpunkt aus. Die Angaben über die einzelnen Wallfahrtsorte stützen sich auf zahlreiche Quellen und werden für die Zukunft des wegen von besonderer Bedeutung sein, weil sie das Volk mehr und mehr aus der Erinnerung verliert. 56 Abbildungen von Wallfahrtskirchen und -kapellen, von Votivgaben und Prozessionen bilden den Abschluß der sehr lesenswerten Arbeit. M. Das Münster, 7. Jahrgang, 1954, Hefte 1/2 und .3/4. München, Verlag H. Schnell. Preis pro Dop.pelheft 4.20 DM. Heft 1/2 enthält Beiträge über acht neu aufge fundene Bildtafeln von Wolf Huher (Erwin Heinzle); „Eine Gregorsmesse vom Meister des Schöppinger Altares" (Dr. Alfred Stange) ; „Die katholische Hofkirche in Dresden. Bauprogramm und Sinndeutung" (Dr. Eberhard Hempel). Mit moderner Kunst beschäftigen sich Dr. Albert Belt (Saarbrückens neue Kirche von Gottfried Böhm), Dr. Hugo Schnell (Der neue Hochaltar in Passau), Heft .3/4 bringt vor allem eine Ubersicht über die neuen Kreuzwege seit 1945 (Dr. Franz Dambeck). Dr. Gerhard Woeckel beschäftigt sich mit „Neuen Funden zum Werk Ignaz Günthers", Dr. Alfred Stange mit Ludwig Schongauer; Dr. Erich Egg und Matthias Mayer mit „Stefan Krumenauer und Tirol". In beiden Heften ergänzen vielseitige Berichte die historischen Beiträge. Die Zeitschrift zeichnet sich wie immer durch gediegene Ausstattung aus. Die kleine Umänderung des Titelblattes in Heft 3/4 ist vorteilhaft. M. L'Art d'Eglise, Revue des arts religienz et liturgiques. 1954, Nr. 1. Herausgegeben von den Bene diktinern der Abtei Saint-Andre, Brügge, Belgien. Zu erwähnen ist vor allem der grundsätzliche Ar tikel: ,,Die Kunst im menschlichen Leben — Vom eigentlichen Problem der Kirchenkunst". Als Ergebnis der sehr feinsinnigen Überlegungen sieht D. van der Laan in der Kunst das, was der mate riellen Welt Zutritt gibt zu der Welt des Geistes. Dadurch ist sie die höch.ste der menschlichen Wirk samkeiten, oder sie ist die menschlichste Wirksam keit und die notwendigste, damit wir als Menschen leben. — Ein Beitrag ist dem in Paris lebenden pol nischen Maler Jean Olin (Olesiewicz) gewidmet. Die liturgische Beilage beschäftigt sich mit hand gewebten Paramenten. M. Fede e arte - Rivista internazionale di arte Sacra. Gitta del Vaticano, Arno II Marzo 1954 Fase. III. Der kroatische Geistliche Ivan Kokot gibt in einer ,,Die Inspirationsquelle der Meisterwerke der ,Adler"' betitelten Studie eine geschichtlich-allego rische Interpretation der vatikanischen Stanzen. An dere Beiträge handeln über den ..Platz des Taber nakels in der Kirche", über die „katholische Aka demie der bildenden Küntite" in Holland. Unter dem Titel „Echi dell' Istruzione" wird besonders auf das Buch „Kernfragen kirchlicher Kunst" von Prälat Dr. Karl B.-Frank hingewiesen, das eine äußerst warme Besprechung findet. Die Zeitschrift ist dazu übergegangen, die wich tigsten Artikel auch in Französisch, Englisch, Spa nisch und Deutsch wiederzugeben. M. Schmld Joseph. Der Bigotteriewauwau. Eine knorrige Auseinandersetzung mit dem religiösen Stutzertum. Innsbruck 1953. Verlag Felizian Rauch. Kleinschrift (19). S 3 Unter ,,Stutzer" versteht der Verfasser einen Menschen, der das religiöse Leben auf das Mindest maß zusammenstutzt; der Ausdruck „Stutzertum" soll kein Schimpfwort sein, sondern eine Krank heitsbezeichnung. In „knorriger" Art ist in diesen wenigen Seiten unverblümt die Wahrheit gesagt über heute besonders häufige Formen des Schein christentums. Hinter der oft harten Redeweise steht die Liebe zum Irrenden und die Absicht, ihm zu helfen. Die Schrift eignet sich gut zur stillen Le sung für einen „Stutzer", der innerlich noch un ruhig oder schon wieder aufgelockert ist; besser noch als Diskussionsgrundlage und Anregung für einen ,,Stutzer", mit dem man bereits im Ge spräch ist. Der heilige Gregor der Große. Band 6 der Sammlung „Die Kirchenväter und wir". Zeitnahes Väterwort. Einführung und Auswahl von Gottfried Fischer O. Praem. Schlägt. Neukirchen bei Lam bach 1934. St.-Adalbero-Kalender-Verlag der Bene diktinerabtei Lambach. Auslieferungslager Wels, Hafergasse 7. (48) Kleinformat. Geheftet S 9.40. Wenn man die prächtige Lebensbeschreibung Gre gors des Großen — gedacht als Einführung in die Texte des Heiligen — mit der packenden Milieu schilderung liest, freut man sich: das waren noch weit schwerere Zeiten als die unseren! Um so mehr wirken auf diesem düsteren Hintergrund die echt christlichen Gedanken und Leitsätze des Kirchenleh rers, die der Verfasser aus Gregors Werken (haupt sächlich soweit sie in das Brevier aufgenommen sind) in bunter Fülle, aber mit fein ordnender Hand zusammengestellt hat. Nicolussi Dr. Johann. Auferstehung des Flei- .sches. Rottweil am Neckar 1954. Verlag Emmanuel. (141.) Brosch. S 27 Eine sehr interessante, aber wenig bekannte, oft unklare Materie, die meist nur verschwommen im Glaubenbewußtsein unserer Christen lebt, hat sich der Autor gewählt: Die Letzten Dinge im Diesseits (Tod, Bedrohtheit des Menschen), die Ersten Dinge im Jenseits (Gericht, Fegfeuer, Hölle, Himmel) und die Letzten Dinge im Jenseits (Auferstehung, Verklärung, das neue Paradies). Der Verfasser be handelt alle damit zusammenhängenden Fragen in theologischer Genauigkeit und Klarheit und mit staunenswerter Gelehrsamkeit,, aber doch dabei so populär, daß jeder Leser leicht mitkommen kann. Besonders gefallen die zahlreichen Schriftzitate und die praktischen Anleitungen für das Gebet und für den Alltag. Die vielen Beispiele aus dem Leben und aus den modernen Wissenschaften verleihen der Darstellung eine wohltuende Frische und Vitalität. 84

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