BUCHBESPRECHUNGEN Gordon Childe, Stufen der Kultur. Von der Urzeit zur Antike, Ubersetzung aus dem Englischen: ,,What happened in History" von W. Gutbrod. Ver lag W. Kohlhammer, Stuttgart, 1952. 348 Seiten Text. 4 Karten. 16 Abbildungen. Der Kohlhammer Verlag Stuttgart hat sich durch die Herausgabe dieses in der internationalen Wis senschaft stark beachteten Buches aus der Feder des englischen Prähistorikers und Archäologen Gordon Childe, der an der Universität Edinburgh eine Professur hat, ein großes Verdienst erworben. Die Übersetzung, die den wissenschaftlichen An sprüchen genügt, ermöglicht es, auch den inter essierten Nichtfachmann mit der Hauptthese Childes vertraut zu machen, nämlich daß die Entwicklung der menschlichen Kultur stets auf der Stetigkeit der wirtschaftlichen Struktur menschlicher Gemein schaften beruht. Erst, nachdem es dem Menschen, der ein Sammler materieller und geistiger Güter ist, gelungen sei, eine nahrungschaffende Wirtschaft zu erzeugen, bildeten sich mit der Herausbildung eines Spezialistentums und seiner Verstädterung die Voraussetzungen unserer Kultur .und Geschichte. Das handliche Buch, das uns von der Urzeit bis an die Schwelle unserer Kultur führt, dürfte in keiner modernen Bibliothek mehr fehlen, zumal es infolge seiner These auch gerade bei unseren heu tigen Zivilisationserscheinungen nicht unbedeutende Anregungen an die Gegenwart vermittelt. p. Helga Eggemann, Evangelium im Bild. Worte aus den Evangelien und ihre Darstellung in der Kunst. Kösel-Verlag, München, 1954. 360 Seiten, 160 Bildtafeln. Format 21X26 cm. Leineneinband, farbiger Schutzumschlag. 32.50 DM. Das Anliegen der Herau.sgeberin und des Ver lages war es, dem betrachtenden Leser durch die Jahrhunderte künstlerischer /Vussage, die die Abendländische Bildkunst dem Worte des Evange liums und dem Bewußtsein vom Ereignis des Lebens Christi gegeben hat, zu führen. Man kann mit Freude sagen, daß dieses Ziel vollauf erreicht wor den ist. Der Gedanke, in einer Bilderbibel einmal nicht einen, sondern eine Vielzahl von Künstlern zu Worte kommen zu lassen, ist entschieden zu be grüßen. Es ist eine Tatsache, daß gewisse Themen von einzelnen Künstlern zu einer fast endgültigen Darstellungsweise gebracht worden sind, nachdem vorher jahrhundertelang unzulängliche Versuche ge macht worden waren. Außerdem haben die einzel nen Zeitabschnitte ,,ihre" innere Verwandtschaft zu bestimmten Teilen der Heiligen Schrift. Es wäre also eine Ungerechtigkeit, diese Aussagen nicht mehr zu Worte kommen zu lassen, es wäre ein Ver lust für uns selbst, wenn wir nicht auch das R.ingen vergangener Generationen, ihre Auffassungen über die biblischen Personen und Geschehnisse zur Kenntnis nähmen. Der Verlag hat nun dieses an sich schon löbliche Vorhaben in einer Art verwirklicht, die als bisher einmalig zu bezeichnen ist. Einer Stelle der Hei ligen Schrift ist eine ganzseitige Abbildung beige geben. Die Schrifttexte sind so ausgewählt, daß das ganze Leben Jesu vor dem Leser ausgebreitet wird. Die Bilder, die hervorragend reproduziert sind, sind mehr als Illustration der betreffenden Stelle: sie sind Niederschlag des Glaubens eines Künstlers oder einer Zeit. Die Abbildungen stammen von Meistern aller Stilepochen, von frühchristlichen Katakombenmale reien über byzantinische Mosaiken bis zum Spät barock. Besonders oft ist Rembrandt herangezogen und unter den Buchmalereien das Evangeliar Ottos III. Daß die Romantik und die Moderne voll ständig außer Betracht geblieben ist, ist schade. Eine kurze Legende mit Angabe der Künstler, Entstehungszeit, ursprünglichen und jetzigen Auf enthaltsort, Größe etc. ist jedem Bilde beigegeben. Wertvoll ist der kunstgeschichtliche Teil im An schluß an die Evangelientexte und die Bilder. Hier wird dem Leser eine kurzgefaßte, aber durch die Bildbei.spiele sehr anschauliche Kunstgeschichte ge boten. So läßt sich das Buch vielseitig verwenden: als Betrachtungsbuch, als Lernbehelf für Kunstge schichte, als Anschauungsmittel für Schulen, als vornehmes Geschenk für Primizen und Flochzeiten, als Schmuck für jede Hausbibliothek. M. Oberösterreichische Heimatblätter, herausgege ben vom Institut für Landeskunde am oö. Landes museum in Linz durch Dr. Franz Pfeffer. Jahr gang 7, Heft 3/4, Juli-Dezember 1953. Dieses Heft enthält einen Beitrag von Rudolf Heckl (Gmunden), der kulturgeschichtlich äußerst interessant ist: ,,Das Einhaus mit dem Rauch". Der Verfasser bringt darin eine wesentliche Zusammen fassung der Bauernhofforschung, Entwicklung und Verbreitung der einzelnen Hoftypen, und beschäfti.gt sich dann ausführlich mit den Rauchhäusern der Mondseegegend, von denen eines der letzten, sozusagen als Modellstück, von der öffentlichen Hand erworben werden soll, wie es in anderen Ge genden schon geschehen ist. Die Studie ist quellen mäßig belegt und mit zahlreichen Abbildungen und Skizzen versehen. Von den übrigen Beiträgen ist der von Josef Aschauer über das Messingwerk Reichraming, der von Georg Grüll über den Histo riker Julius Strnadt, der von Fritz Huber über eine barocke Lobrede (von Johann Beer) zu erwähnen- „Bausteine zur Heimatkunde", Überblicke über das heimatkundliche Schrifttum von Oberösterreich 195t, über die oberösterreichischen Neuerscheinun gen schließen sich an. M.. Gustav Gugitz, Die Wallfahrten Oberöster reichs. Versuch einer Bestandsaufnahme mit beson derer Hinsicht auf Volksglauben und Brauchtum. Schriftenreihe des Institutes für Landeskunde von Oberösterreich, herausgegehen von Dr. Franz Pfef fer. Beilage zu den „Oberösterreichischen Heimathlättern", Jahrgang 1953. Der Verfasser will mit seinem Werk die Wall fahrten als kulturelle Denkmale im Leben und Den ken des katholischen Volkes in Oberösterreich sach lich festhalten. Er beschränkt sich darauf, eine Be standsaufnahme zu geben. Dieses Ziel erreicht er, indem er die verschiedenen Kulte der Reihe nach behandelt, den Motiven nachgeht, die dem Kulte zugrunde liegen, die Votivgaben aufzeichnet und schließlich das Brauchtum, das sich um die Wall fahrten rankt, untersucht. Es ist natürlich sehr 83
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