Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 2

'•{ übrigen deutschschweizerischen Städten — manche Bauten italienischer Prägung. Die Hofkirche (1633) ist zwar das Werk eines deutschen Jesuiten, ist aber wie die Wallfahrtskirche Werthenstein von tdskanischen Hallen umschlossen. Der klare Geist des Quattrocento wirkt in den Räumen und Süulenstellungen so später innerschweizerischer Kirchen, wie Staus (1641) und Sachsein (1672). Die übrigen deutschsprachigen Hauptorte, wie Basel, Zürich, St. Gallen und Schaffhausen, sind protestantisch und stehen mehr unter deutschem Kinfluß. Nur Basel besitzt zwei wichtige profane Renaissance fassaden, Geltenzunft und Spießhof (um 1580), brav nach den Theoretikern aufgebaut, aber spröde in der Wirkung. Die französische Schweiz ist ausgesprochen nach Westen orientiert. Die Präfektur in Freiburg, das Maison des Halles in Neuenburg und zahlreiche andere Profanbauten besitzen die stark gotisierenKunstbrief aus Italien R O M, Ära pacis Augustae. In einer besonderen Feier in den Vatikanischen Museen wurde am 11. Februar, da sich zum 25. Male der Tag jährte, da die Lateran-Verträge geschlossen worden waren, das große Fragment der „Ära pacis Augustae", das bisher in den Vatikanischen Museen aufbewahrt worden war, als Geschenk und zum Ausdruck des guten Willens einer erfolgreichen Zu sammenarbeit, von Kardinal Canali als dem Ver treter des Vatikans an den italienischen Staat über geben. Dieses Fragment wird nun die Wiederauf stellung des Augusteischen Monumentes in der Via di Ripetta weiter vervollständigen, da der bisher dort angebrachte Gipsabguß dieses Stückes nun durch das Original ersetzt werden kann. Die Ära pacis Augustae war errichtet worden zwischen 19 und 13 v. Chr., um die Periode des Friedens im ganzen Römerreich nach der Einglie derung von Spanien und Gallien zu feiern. Ein Teil wurde bereits im 16. Jahrhundert wieder ausgegraben und die Fragmente von den Medici erworben. Weitere Ausgrabungen erfolgten 1859 und 1903, die letzten 1937—1938 unter dem Palazzo Fiano, wo dieser Friedensaltar ursprünglich stand. Bei der Wiederzusammensetzung wurden zunächst die Teile aus den letzten Ausgrabungen, aus dem Thermen-Museum in Rom und aus den Uffizien in Florenz im Original und die anderen Teile in Gips abgüssen aufgestellt. Originalstücke finden sich jetzt noch im Museum des Louvre, in der Villa Medici, sowie im Kunsthist. Museum in Wien. R O M „Pittura olandese del Seicento". Im Ausstellungspalast (Palazzo delle Esposizioni di Roma) in der Via Nazionale war vom 4. Jänner bis Ende Februar eine Ausstellung über die „Hol ländische Malerei des Seicento" (17. Jh.) zu sehen. Sie zeigte das Schaffen von ungefähr 80 Malern in zirka 200 Bildern aus Privatsammlungen und Museen verschiedener Städte Hollands, der Schweiz, Deutschlands, Österreichs, Belgiens, Englands und Italiens, hatte vorher schon eine erste Auflage in Zürich in der Schweiz erlebt und wurde nach Rom auch in Mailand noch einmal aufgestellt. Gleichden Fenstergruppen und hohen Steildächer der französischen Vorbilder. Neben der Renaissance lebt die Gotik weiter und mündet in den Barock. Nach der Wallfahrtskirche Mariastein (1648) und dem Chor der Kathedrale in Freiburg (1627) ist die Freiburger Visilantinerinnenkirche (1653), ein zentraler Kuppelbau mit Netzgewölben, das späteste und schönste Beispiel. — Aber auch die Renaissance lebt in erstarrten Einzelformen fort. Im Tessin wird ihr Wohnhaus mit den Säulenloggien als Typus bis ins 18. Jahr hundert gültig bleiben. Toskanische Kirchenvor hallen werden in der Innerschweiz noch im 19. Jahr hundert gebaut. Die Renaissancetheoretiker, z. B. Serlio, dienen den Barockbaumeistern noch im 18. Jahrhundert als Studiengrundlage und Fund grube für Details, wie der Plannachlaß des Ein siedler Klosterbaumeisters Kaspar Moosbrugger beweist. A. R., Luzern. zeitig war Michelangelos ,,Madonna von Brügge" in der Galleria Barberini zu sehen, die sich eines äußerst guten Besuches von Seiten der Bevölkerung Roms erfreute. R O M, „Mostra siorico nazionale della miniatura" Ende April schloß die ,,Nationale Miniatur-Aus stellung" im Palazzo Venezia ihre Pforten, die dort seit Oktober 1953 zugänglich gewesen war; eine her vorragende Ausstellung von 750 Codices vom ö. bis zum 16. Jahrhundert von Italien und aus dem Aus land, ergänzt durch wertvolle Werke von Tafel malern, die auch in der Miniaturmalerei tätig ge wesen waren. Diese war die erste große Ausstellung dieser Art in Italien. Manche Codices wurden hier zum erstenmal aus dem Dunkel der Bibliotheken ans Licht und vor die breitere Öffentlichkeit ge bracht. Die Ausstellung gab zunächst eine geschicht liche Zusammenschau der italienischen Miniatur malerei in bedeutsamen Werken, angefangen von der Schule von Monte Cassino und von den „.Schreibstuben" anderer berühmter Klöster mit ihrer eigentümlichen Schönheit der liturgischen Rotelbücher, über die gotische Periode, welche be sonders durch die Bologneser Schule mit Werken aus dem 13. bis 15. Jahrhundert vertreten war, bis zu den Schulen der Lombardei, von Venetien, Umbrien, Rom, Neapel, Siena, Florenz, Ferrara, Cremona und Sizilien. Der nationale Charakter wurde gesprengt und die Schau wunderbar ergänzt und bereichert durch die Ausstellung von byzantinischen, orientalischen, westgotischen, irländischen, karolingischen, ottonischen, englischen, deutschen, franzö sischen, spanischen und flämischen Codices, z. T. Stücken von internationalem Ruf in der Fachwelt. Der Inhalt der Codices war größtenteils religiöser bzw. kirchlich-liturgischer Natur (Bibeln, Missa lien, Psalterien, Antiphonarien), und nur ein gerin ger Teil profaner Natur (römische Dichter und Schriftsteller, Dante). WIEDERAUFBAU zerstörter KunstiverkeItalien erlitt durch den Krieg schwere Zerstö rungen an vielen Kunstwerken. .A.ber man schritt bald wieder rüstig an deren Wiederherstellung, und 79

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