II. Mittelalterliche Epoche L I M B U R G. Durch die gelungene Renovation des sogenannten Petrusstabes, der neben der herr lichen Staurothek des Kaisers Konstantinos Porphyrogenitos nicht nur zu den wertvollsten Reliquarien des Domschatzes, sondern ganz Deutsch lands zählt, wurde auch ein Meisterwerk der ottonischen Goldschmiedekunst gerettet. Der Stab wurde — nach der Legende — einst von dem Apo stelfürsten Petrus selbst an den ersten Bischof, von Trier, dem hl. Eucharius, als Symbol seiner Jurisdiktion.sgewalt übergeben. Beim Einbruch der Nor mannen ging er zunächst verloren, gelangte dann aber über Metz nach Köln. Später entschloß sich Erzbischof Warin von Köln zur Teilung des Stabes und so verblieb der obere Teil — ein gedrechselter Elfenbeinkopf aus dem ersten Jahrhundert nach Christus — bis auf den heutigen Tag in der Schatz kammer des Kölner Domes, während der untere Teil des Stabes nach Trier zurückkam. Hier ließ Bischof Egbert die jetzt wiederhergestellte, 1.77 m lange Goldblechhülle anfertigen, die mit kostbaren Steinen, Perlen, F"iligran- und Gold-ZellenschmelzPlättchen besetzt ist. Durch den ReichsdeputationsHauptschluß gelangte dann diese Reliquie über Hessen-Nassau an das neugegründete Bistum Lim burg bzw. in seinen Domschatz. Bis vor kurzem war der Stab in einem sehr zerrissenen Zustand, teilweise fehlten auch ganze Stücke, so die beiden unteren Bleche, die mit den Flachreliefs von zehn Bischöfen und Ornamenten geziert waren. Das phere Drittel des Stabes zeigte zehn Päpste, die unbeschädigt waren. Dagegen war wieder der Gold knauf renovationsbedürftig. Die Renovation lag in den Händen des Müncherier Goldschmiedes J. M. Wilm. B E R L I N - S p and a u. Im Spandauer Stadt teil Berlins fand man bei Ausgrabungen an der Nikolaikirche die Reste einer 19.50 Meter langen und 8.40 Meter breiten Kirche aus der Zeit um 950. Diese Kirche könnte etwa 70 Personen Platz ge boten haben. Damit wird zum erstenmal ein ottonischer Kirchenbau im Bereich des Havelgebietes nachweisbar. Ebenso scheint die Ortschaft älter zu sein als man bisher annahm, da man nur aus dem 12. Jahrhundert die ersten Urkunden besaß. LEIPZIG. Die Stadt hat dieser Tage eine Ausstellung eröffnet, die einen gelungenen über blick über die seit 1945 durchgeführten Ausgrabun gen im Stadtkern gewinnen läßt. Neben den zum Teil zerbrochenen Tongefäßen der Frühzeit stehen die mittelalterlichen Geräte, darunter wertvolle Ke ramik, Kleinplastik und Fayencen. Karten und Photos belegen die Ausgrabungen am Ranstädter Steinweg, Süd- und Nordseite, am Pleißenmühlgraben und an der Thomasmühle sowie auf dem Mathäikirchhof. Ebenso können auch der jetzt frei gelegte frühere mittelalterliche Burggraben und die ausgegrabenen Burg- und Klostermauern, die das Kernstück der mittelalterlichen Stadt bilden, besich tigt werden. III. Neuere Zeit ERL A N G E N. Durch den Umbau der ehe maligen Deutschreformierten Kirche, der spät barocken Christuskirche, in einen Gemeindesaal, der nunmehr übergeben werden konnte, konnte die Kirche nicht nur vor dem drohenden Abbruch be wahrt, sondern auch ein Barocksaal erhalten wer den, der in seiner Ausführung für Nordbayern ein zigartig ist. Dagegen ist durch die Verzögerung der Restau rierung der Neustädter Kirche, der Universitäts kirche der Barockstadt, die Deckenmalerei des Hof malers Christiaii Leimberger in einem bedroh lichen Zustande. Diese in den Jahren 1734 bis I737 durchgeführte Secco-Malerei war das letzte größere noch erhalten gebliebene Werk des Künstlers, nach dem seine Fresken im Frankfurter Römer (Kaiser wahlzimmer) und im Kopenhagener Schlosse Chri stiansborg ein Opfer der Flammen geworden waren. F R E I B U R G i. Br. Mit der Flrrichtung einer katholischen Kirche für die LTniversitätsklinik er hielt die Stadt die erste deutsche Klinikkirche. Das Gotteshaus, das demnächst eingeweiht werden wird, besteht aus einem Stahlbetonskelettbau in Form einer Ellipse mit einer .Holzkuppel und bietet Raum für 500 Seelen. Auf einer breiten, dem Flochaltar gegenüberliegenden Empore, die durch verglaste Gänge mit den Klinikräumen verbunden ist, können 80 bis 90 Kranke von ihren Betten und Bahren aus am Gottesdienst teilnehmen. Das moderne Glas mosaik-Altarbild und die bunten, mit abstrakten Mustern versehenen Glasfenster wurden von Harry _ McLean entworfen. DDr. Herbert Paulus, Erlangen. Renaissancebaukunst in der Schweiz Die aus sprachlich und kulturell gänzlich ver schiedenen Gebieten zusammengewachsene Schweiz besitzt kein vorherrschendes Zentrum, keine natio nale Kunst. Wie sich hier die Randgebiete deut scher, französischer und italienischer Kultur über schneiden, zeigt das Beispiel der RenaissanceArchitektur. Der am Södhang der Alpen gelegene Tessin ist völlig italienische Kunstprovinz. Die Fassade von San Lorenzo (1517) in Lugano ver tritt in vornehmster Weise die lomhardische Hoch blüte des Stils, der Zentralbau Santa Croce (Ende 16. Jh.) in Riva San Vitale die Spätstufe. Die Ge stalt des Schiffes der Collegiata von Bellinzona nimmt zu Beginn des 16. Jahrhunderts das Kapel lensystem des römischen Gesfi voraus, das erst im Barock fruchtbar wird. Der reichere Wohnbau des Tessin ist naturgemäß eine bescheidene Abwand lung des florentinischen und bolognesischen Palazzo. Den reinsten italienischen Bau treffen wir frei lich im Ritterschen Palast (um 1560) zu Luzern. Er wirkt um 1600 entscheidend auf den Rathaushau der gleichen Stadt. Luzern, das Zentrum der Inner schweiz, war als nördlicher Ausgangspunkt des Gotthardpasses am direktesten mit Italien verbun den. Hier finden sich — im Gegensatz zu allen 78
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